The Local Concept Wenn zwei sich was trauen, freut sich die Mitte

Krefeld · Es gibt Menschen, die scheinen einfach ein Händchen für bestimmte Dinge zu haben. Was sie anfassen, das wird was. Michi und Vanessa Fedder sind solche Menschen. Aber warum klappt das bei denen so gut? Weil sie ihre Stärken optimal verbinden können.

Michi und Vanessa haben 2017 das Label kr.city gegründet. Was als Experiment im Freundeskreis begann, wurde innerhalb weniger Jahre zum laufenden Geschäftsmodell mit eigenem Laden.

Foto: vertäll

DESIGN TRIFFT VERTRIEB

Michi ist nicht nur Eventmanager und Vertriebler, sondern auch gelernter Barista. Das Einrichtungskonzept des neuen Ladens hat Vanessa entwickelt.

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Es ist Donnerstagmittag. An den kleinen rosa Kaffeetischen bei The Local Concept ist es gerade recht ruhig. Michi schäumt bereits Milch für Cappuccinos auf, während Vanessa schon auf einem der Hocker des neuen gemeinsamen Concept-Stores Platz nimmt. Wenn man korrespondierende Expertisen und persönliche Stärken innerhalb einer Beziehung hat, ist das zum einen ein großer Glücksfall für das persönliche Miteinander, aber auch ein großes Potenzial für ein gemeinsames Unternehmen. Im Fall von Michi und Vanessa war das eine eigene Klamottenmarke mit Krefeld-Bezug.

Vanessa ist Mediendesignerin, Michi hat Eventmanagement studiert und war anschließend mehrere Jahre als Vertriebsleiter einer Supermarktkette tätig. Die beiden wissen also, wie man gestaltet, aber auch, wie man organisiert und verkauft. „Wir ergänzen uns extrem gut“, sagt Vanessa und lächelt zu ihrem Mann hinüber. „Michi ist unheimlich kommunikativ. Er macht alles im kaufmännischen Bereich. Ich bin währenddessen für die kreativen Dinge, zum Beispiel die Entwicklung neuer Designs für unser Label kr.city oder für die Ladeneinrichtung hier, verantwortlich.“

Aktuell findet man Produkte von 20 verschiedenen Marken und Manufakturen, vorwiegend aus Krefeld und der Umgebung

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AUS DER CITY FÜR DIE CITY

Als das Paar vor acht Jahren anfing, in Wohnzimmerproduktion Shirts und Hoodies mit Krefeld-Schriftzug herzustellen und zu vertreiben, ernteten sie gespaltene Meinungen. Das gleichaltrige Umfeld war begeistert – ‚Endlich mal was Cooles aus unserer Stadt‘ –, während andere die Nase rümpften: ‚Krefeld-Klamotten? Was soll das denn?‘ Doch der Erfolg ihrer Marke gab ihnen recht. Der damals neu aufkeimende Lokalpatriotismus, gerade innerhalb der Generation Y und Z, hat seither nicht nur die Marke kr.city wachsen lassen, sondern auch einige andere Projekte hervorgebracht, die das Stadtleben bereichern.

Ihrem „Wohnzimmer-Label“ bleiben Michi und Vanessa treu. Auch kr.city wird weiterwachsen. Die neuen Jahres-Collabs stünden schon, sagt Michi, aber verraten wird noch nichts.

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Denn Krefelderinnen und Krefelder sind bei aller Heimatmeckerei auch ziemlich heimatverliebt. Und alles, was dazu beiträgt, diese Heimat noch ein Stück lieber haben zu können, das nehmen sie im Regelfall dankend an. Was Michi und Vanessa mit kr.city intuitiv richtig gemacht haben, war, ihre Produkte namentlich und durch den 2020 eröffneten Shop auf der Königstraße

auch physisch in der Innenstadt zu verwurzeln. Denn genau hier braucht es die Extraportion Liebe, Augenzwinkern und Communitygefühl. Die beiden produzieren also StreetStyle, ohne die touristischen Flaggschiffe der Stadt auch nur zu streifen, und inzwischen kann man kaum durch die Innenstadt laufen, ohne

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jemandem mit dem Schriftzug kr.city auf der Brust zu begegnen.

AUS EINS MACH ZWEI

„Wir haben lange darüber nachgedacht, wie wir kr.city aufs nächste Level bringen können“, erzählt Vanessa weiter. In den letzten Jahren war die Nachfrage nach weiteren Krefeld-Produkten bei ihnen im Laden so groß gewesen, dass sie beschlossen, ein neues Geschäft zu eröffnen, in dem auch andere lokale Hersteller*innen Platz finden. „Tourishop 2.0 war der Codename, unter dem wir das aufgebaut haben“, lacht Michi. „Dabei war es uns wichtig, auch kleine Unternehmen zu unterstützen, die uns gefallen.“

20 Marken findet man aktuell bei The Local Concept, die meisten aus der Region, einige wenige von weiter her. Aus Krefeld kommen Keramikunikate von Studio Staub, Salzprodukte von Sel la Vie, Gewürzmischungen aus der cuisine m., Wein des Krefelder Winzers Borgwart, Kerzen von Deko Tagtraum, Bücher des Comedians Johannes Floehr, Gin von ReGINerate, Biere von Schlüffken und der Seidenbrauerei, HoodyBee-Honig, Fotoprints aus dem Archiv Rudolf Brass, Papeterieartikel von Needful Things, Pia Himmelein, Grünholz Design und Woelfins und natürlich das große Portfolio an Klamotten, Accessoires und LifestyleArtikeln der Hausmarke kr.city.

TOURISHOP 2.0

Und tatsächlich fühlt man sich beim Stöbern in dieser bunten Auswahl wie ein Tourist in der eigenen Stadt. Nicht nur, weil man hier lokale Neuentdeckungen macht, sondern auch, weil der Laden im Stadtbild definitiv aus der Reihe fällt. Mit seinem schicken, minimalistischen Interieur, der einladenden Kaffeebar und der liebevoll gestalteten Auslage erinnert The Local Concept an ein Geschäft in Antwerpen oder Kopenhagen. „Der meistgesprochene Satz, wenn Leute zum ersten Mal hier reinkommen, ist: ‚Bin ich in Krefeld?‘“, bestätigen Michi und Vanessa.

Ihr Laden soll eben nicht nur ein Laden sein, sondern auch zum Treffpunkt werden. Ganz bewusst in der Innenstadt. Ihnen sei wichtig, dass sich jeder hier willkommen fühlt, sagt Vanessa: „Du musst kein junger, cooler Hipster sein. Du kannst mit Kindern kommen, du darfst dich umschauen, kannst aber auch einfach einen Kaffee trinken. Am meisten freut es uns, wenn das Konzept verstanden wird und sich die Leute hier wohlfühlen. Es wäre toll, wenn man eines Tages zueinander sagt: ‚Hey, lass mal in der Mittagspause oder nach der Arbeit kurz bei TLC vorbei, auf ein Weinchen oder einen Kaffee.“

Wie zur Bestätigung kommen prompt zwei Bekannte mit Baby in den Laden spaziert. Man tauscht sich aus über Mutterschaft, den Job, die angebotenen Produkte und könnte dabei glatt vergessen, dass eigentlich noch ein Interview zu beenden ist. So also wird das aussehen, wenn sich The Local Concept endgültig herumgesprochen hat.

WÜNSCHE FÜR DIE CITY

Als der Besuch weitergeschlendert ist, sind kaum noch Fragen offen. Außer vielleicht die: Was wünschen sich Michi und Vanessa für die Innenstadt, der sie nun seit acht Jahren überzeugt die Treue halten? „Wir wünschen uns mehr solcher Läden, mehr Leute, die mutig sind und etwas auf die Beine stellen. Und wir würden uns auch wünschen, dass mehr Vermieter entgegenkommender wären, denn damit steht und fällt natürlich einiges“, sagt Michi. „Grundsätzlich glaube ich: Jeder, der sich was traut, der wird jetzt gerade belohnt. Das zeigen Beispiele wie die Bar Liberté und Eäte, Drenke, Danze.“ Dazu müssten sich nur einige weitere interdisziplinäre Symbiosen bilden. Und das dürfe in einer Stadt, in der so viele kreative, engagierte Menschen leben, arbeiten und ausgebildet werden, doch gar nicht so schwer sein…

Homepage: Thelocalconcept.de

Instagram: thelocal.concept