Umfrage in der Innenstadt Wie Passanten die City bewerten

Krefeld · Im Herbst wurden Passanten nach ihrem Urteil über den Zustand der Innenstadt befragt. Nun liegen die Ergebnisse vor.

Sympathisch: Die Stadt hat vor zwei Jahren auf dem Neumarkt bunte Lampenschirme anbringen lassen. Das verschafft einen freundlichen Anblick. Archivfoto: Müller

Foto: Müller

Die Innenstadt ist ein Dauerbrenner in der lokalen Diskussion. Das geht nicht nur Krefeld so, sondern allen größeren Städten. Besucherrückgang und Leerstände sind überall zu verzeichnen. In Krefeld kämpfen viele Akteure dagegen an. Oberbürgermeister Frank Meyer und der Stadtrat haben schon das zweite „Stärkungspaket Innenstadt“ aufgelegt. Vor allem der Kommunale Ordnungsdienst wurde deutlich aufgestockt. Die Werbegemeinschaft bietet mehrfach im Jahr große Events, wie beispielsweise den Einkauf bei Kerzenschein. Und das Marketingamt punktete noch im Dezember mit dem Weihnachtsmarkt-Special „Made in Krefeld“.

Doch zum Erstaunen von Christoph Borgmann, Vorsitzender der Werbegemeinschaft, hat all dies nicht die erhoffte Anerkennung gefunden. Die Besucher der City geben dieser lediglich die Schulnote 3,9. Dies ist das Fazit einer Umfrage unter 800 Passanten. Durchgeführt hatte sie das Institut für Handelsforschung, das über 100 deutsche Städte untersucht hat.

Die Struktur der befragten Passanten umreißt schon eines der Probleme der City: 91 Prozent der Befragten wohnen in Krefeld. Nur 9 Prozent kamen aus dem Umland. Bei der letzten Umfrage 2022 kamen noch ein Viertel von außerhalb. Heißt: Die Bedeutung Krefelds als Oberzentrum für Menschen aus dem Umland nimmt ab. „Das ist eine Herausforderung für uns“, mahnt Markus Ottersbach, Geschäftsführer des Handelsverbandes Krefeld-Viersen.

Aus den Wünschen der Passanten leitet Ottersbach konkrete Forderungen an die Krefelder Kommunalpolitik ab: So wünschten sich 90 Prozent der Befragten eine Aufwertung der Fußgängerzone und der Plätze. Überdies werden öffentliche Toiletten vermisst. Mehr Grün in der Innenstadt ist eine weitere Forderung.

Nun zeitigte die Umfrage aber auch viele positive Aspekte: So wurde das Einkaufsangebot des örtlichen Handels als zufriedenstellend bewertet, in Bezug auf Lebensmittel sogar als gut. Ebenso stellen die Parkmöglichkeiten zufrieden. Die Erreichbarkeit der City mit Bussen und Bahnen erhielt gar die Spitzennote. Wobei Markus Ottersbach anmahnt, dass die ÖPNV-Anbindung aus dem Umland verbessert werden müsse.

Überdies scheinen die Besucher besonders die Gastronomie zu schätzen. Immerhin gaben fast 55 Prozent an, die City deswegen zu besuchen. Zum Einkauf kommen 42 Prozent der Befragten. Beide Werte zusammen zeigen, dass die City trotz vieler Kritikpunkte durchaus eine Magnetwirkung entfaltet.

Wenn Handel und Stadt die Ergebnisse der Studie auch sehr ernst nehmen, macht doch Wirtschaftsdezernent Eckart Preen auf einen ungünstigen Zeitpunkt der Umfrage aufmerksam: Sie wurde nämlich im Oktober und November durchgeführt. „Das war kurz nach der Schließung von Kaufhof und Primark“, ordnet Preen ein. Beide Kaufhäuser waren hohe Frequenzbringer. Außerdem gab es im Herbst mehrere große Baustellen in der City. „Das hat oft genervt“, weiß Preen aus eigener Erfahrung, „wenn ich gerade dann um meine Meinung gefragt werde, fällt mein Urteil nicht positiv aus.“ Preen ist zuversichtlich: „Künftig werden die Befragungen besser ausfallen.“

Darauf hoffen alle Beteiligten. Die nächste Umfrage findet in zwei Jahren statt. Bis dahin dringt besonders der Handel auf konkrete Verbesserungen. Christoph Borgmann: „Einmal beschlossene Dinge müssen umgesetzt werden. Das betrifft insbesondere Projekte mit Strahlkraft, wie den Abriss des Seidenweberhauses oder die endgültige Fertigstellung der Haltestelle Rheinstraße.“