Creinvelt Et Leäwe es krieewelsch!
Krefeld · Dass der Mann, der uns die Tür öffnet und in einen sonnendurchfluteten Anbau hineinbittet, ein fröhlicher Mensch ist, merkt man auch ohne das Tragen einer Pappnase. Lächelnd heißt er uns willkommen, und ehe wir uns versehen, berichtet er von den Anfängen des Vereins, der in drei Jahren bereits 100-jähriges Jubiläum feiert: „Viele, die bei uns in der Bütt standen, gucken mittlerweile schon von oben zu“, erklärt Rupp geradeheraus.
Im Jahr 1927, da hätten drei Jonges des ehemaligen Arndt-Gymnasiums in einer Kneipe beschlossen, den Verein zu gründen. Gesagt, getan. Im Karneval 1928 fand die erste Sitzung im Pfarrsaal der Liebfrauenkirche statt.
Die ersten Jahrzehnte hatten es in sich: „Wenn sich die Vereinsmitglieder einmal in der Woche samstags zum Frühschoppen trafen, gab es immer ein Herrengedeck, also Bier mit Schnaps für jeden. Der eine oder andere kam dann auch mal später oder erst Sonntagmorgens nach Hause“, berichtet der Präsident lachend. Aber: schon damals gehörte neben dem „drenke“ der gemeinsame Austausch über das Leben in Krefeld dazu!
In dem Zusammenhang erinnert sich dä Schorsch, wie er von vielen Krefeldern liebevoll genannt wird, auch an die damalige Kommunikationskultur: „Wir haben uns immer unter der Uhr („UdU“) am Ostwall vor der Eisdiele getroffen. Dort wurden dann Einladungen zu Partys ausgesprochen, und man traf sich dort, um sich auszutauschen.“ Heute, im Zeitalter von Smartphones und Co. kaum noch denkbar, aber gerade dies macht die Vertällekes, die der 76-Jährige so lebendig erzählt, umso spannender.
Er selbst kam in seinem vierten Lebensjahr zum ersten Mal mit dem Karneval in Berührung: „Damals habe ich vom Küchenfenster aus den Zug beobachtet und fand den Prinzen sehr beeindruckend mit der bunten Kappe und den langen Federn. Zu meinem Vater habe ich dann gesagt, dass ich das auch mal werden will.“ Seinen Einstand im karnevalistischen Treiben Krefelds gab er 1977 bei einem Nachwuchswettbewerb. Prompt landete er bei der Brauchtumsgesellschaft Creinvelt, die fortan sein zweites Zuhause wurde. Der Traum, eines Tages Karnevalsprinz zu werden, erfüllte sich in der Session 1995/96 ebenfalls. Am liebsten steht der Diplom-Psychologe, der bereits mehrere Bücher herausgebracht hat, als Spottdrossel in der Bütt. Hier nimmt er auf satirische Weise die Krefelder und das Stadtgeschehen aufs Korn. Der Heimatbezug ist das Kernziel des Creinvelt-Vereins. „Krefeld soll immer im Mittelpunkt stehen, und wir möchten in Zukunft vermehrt eine Plattform für Krefelder bieten“, erklärt Georg Rupp. Das bedeutet auch, dass der Verein einen großen Sprong nach vorne macht: „Wir können nicht mehr die reine Männergesellschaft bleiben, die wir all die Jahre waren“, bringt der Präsident des Vereins es auf den Punkt. Stattdessen möchte Creinvelt sich für alle, auch für Frauen, unter dem neuen Namen „creinvelt & freunde mwd“ öffnen. „Es geht doch um die gemeinsame Plattform, unsere Liebe zu Krefeld, die soll im Fokus stehen.“
Dass Heimatverbundenheit gerade wieder beliebter wird, zeige auch das Format „eäte.drenke.danze“, das sich binnen kürzester Zeit großer Beliebtheit erfreut und immer mehr Fans findet: „Im Prinzip geht es hierbei doch auch darum, die Stadt zu feiern“, so Rupp. Martina Borgmann, zuständig für Social Media, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, ergänzt: „Natürlich ist es auch das Gefühl von Sicherheit, das uns die Brauchtumspflege gibt, in unserer heutigen durch Krisen geplagten Zeit“.
Brauchtum und Karneval fiere können Interessierte (egal, ob dem Verein zugehörig oder nicht) bei den großen „Mitgliederversammlungen“ am 14. und 15. Februar 2025. Im Seidenweberhaus erwartet die Besucher und Besuche[1]rinnen ein vierstündiges Programm unter dem Motto „Krieewelsche Lüh – jlöcklich wie nie!“, das für jeden etwas zu bieten hat. Erstmals steht mit Ute Lindemann-Degen auch eine Frau auf der Bühne! Und wie jedes Jahr, wird der Reinerlös der Karten an Krefelder Institutionen gespendet, die dringend Unterstützung benötigen. Alle Künstler auf den Sitzungen treten ohne Gage auf: „Durch dieses Engagement ist es möglich, dass Creinvelt in diesem Jahr den Kinderschutzbund Krefeld unterstützt, und zwar das Projekt ‚Wolkenanker‘ mit individuellen Betreuungsgruppen. Hier finden Kinder und Jugendliche Zuflucht und Ansprache nach dem Verlust einer engen Bezugsperson“, erläutert Georg Rupp. Ganz gemäß seinem Motto: „Alles ist gut, was dem Menschen dient und ihm Freude bereitet.“
Creinvelt – Kabarett im Karneval – 1927 e.V.: der Ticketvorverkauf für die großen sogenannten Mitgliederversammlungen, also die Sitzungen am 14. und 15. Februar 2025 im Seidenweberhaus, läuft. Die Tickets sind buchbar, dazu bedarf es keiner formalen Mitgliedschaft im Verein, über die Homepage unter creinvelt.de. Besonders spannend ist immer die Premierensitzung am Freitag.