nåltur Mit der Nadel für die Natur

Krefeld · Dies ist die Geschichte einer jungen Frau, die immer schon Mode selbst entworfen hat. Als kleines Mädchen wollte Lina Kamp Brautmode machen, aber sie hat schnell gemerkt, dass sich das schwer mit den Themen Nachhaltigkeit und Ökologie, die ihr früh von den Eltern mit auf den Weg gegeben wurden, vereinbaren lässt. Stattdessen designt sie jetzt faire und ökologische Produkte und verleiht mit fließenden Stoffen in Naturfarben ihrer Liebe zu Schweden Ausdruck.

Foto: vertäll

Wer sich durch den Online-Shop der 32-jährigen Krefelderin klickt, fühlt die Verbundenheit zur Natur, die Kamp sehr am Herzen liegt: „Als ich mich selbstständig gemacht habe, war es mir wichtig, einen Produzenten in Europa zu finden, der meine Werte für Nachhaltigkeit vertritt“, sagt sie. Die studierte Design-Ingenieurin für Mode ist extra nach Portugal gereist, um ihren Produzenten kennenzulernen und die Produktionsstätten zu besuchen. Auch die Wahl der Stoffe lag Lina Kamp sehr am Herzen: „Kurze Transportwege waren mir wichtig, weswegen ich mich am Ende für Stoffe aus Spanien und der Türkei entschieden habe.“

„Ganz ehrlich, die Modeindustrie ist mitunter ein sehr hartes Pflaster und viele Prozesse dauern unheimlich lang.“

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Angefangen hat sie bereits 2019 mit Rohlingen, die sie besticken und bedrucken ließ: „Aber eigentlich war mir schon da klar, dass ich meine eigenen Entwürfe gestalten und produzieren lassen möchte.“ Im Frühjahr 2022 wurde dann die erste Kollektion von nåltur gelauncht. Ein aufregender Schritt für die Krefelder Einzelunternehmerin: „Als der letzte Prototyp hier ankam und alles stimmte, war das ein unbeschreiblicher Moment“, berichtet Kamp mit leuchtenden Augen. Selbstständig zu sein bedeute aber auch viel Arbeit, viele lange Nächte und „einen Freundes- und Familienkreis, den ich auf gar keinen Fall missen möchte“, so die Krefelderin. Ohne ihre Mama und ihren Mann, die oftmals mithelfen beim Verpacken, sei all das gar nicht möglich.

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Ihr Arbeitsplatz befindet sich mitten in der Stadt. In einer wunderschönen gemieteten Altbauwohnung, die bereits beim Betreten die Skandinavien-Liebe der beiden Bewohner verrät. Mit ihrem Mann besitzt Kamp auch ein kleines Häuschen in Schweden, das mitten in der Natur liegt. Nachhaltigkeit und Ökologie sind für sie nicht einfach nur leere Versprechungen, sie lebt diese Werte. Deshalb ist der Name ihres Labels nåltur auch ein Neologismus aus den zwei schwedischen Wörtern nål, was Nadel bedeutet, und natur [natür].

Die Liebe zur Natur und zur Mode sind die Faktoren, die die Modedesignerin immer einen Schritt weiter gehen lassen. Auch, wenn es nicht immer einfach ist: „Ganz ehrlich, die Modeindustrie ist mitunter ein sehr hartes Pflaster und viele Prozesse dauern unheimlich lang.“ Ein eigenes Laden - lokal wäre schön, aber finanziell auch eine enorme Belastung. Deshalb arbeitet Kamp von zu Hause. Hier designt sie ihre Kollektionen. Basics, gepaart mit ein, zwei Fashion-Pieces, zum Beispiel einem Jumpsuit oder einem Kleid, die sich etwas abheben. Alles in diesen leichten Stoffen, die ein schwedisches Sommerfest vor dem inneren Auge erscheinen lassen. Lachende Menschen. Naturliebe. Lebensfreude.

Und Lina Kamp geht sogar noch einen Schritt weiter. Selbst ihre Labelfähnchen sind aus Bio-Baumwolle: „Ich weiß, dass ich es manchmal über - perfekt mache und mir damit auch mehr Arbeit aufhalse, aber solche kleinen Details sind mir wichtig“, sagt sie. Und trotzdem ist die sympathische Krefelderin keine, die mit dem Zeigefinger auf andere zeigt: „Mein Lieblingsspruch dazu ist von Anne Marie Bonneau. Sie hat mal gesagt: ‚Wir brauchen nicht eine Handvoll Leute, die Nachhaltigkeit perfekt machen. Wir brauchen Millionen von Menschen, die es unperfekt machen´“.

Lina Kamp ist in jedem Fall eine von diesen Millionen. Eine, die früh gelernt hat, wie wichtig unsere Natur ist und wie sie im Einklang mit ihr ihre Mode gestalten kann. Eine Haltung, die heutzutage wichtiger ist, denn je.

Homepage: naltur.de Instagram: naltur.clothing