Mal ehrlich – wer hätte das gewusst? Dass eine Allmende seit dem Mittelalter für gemeinschaftlich genutztes Land steht. Und nun stehe ich mittendrin, in diesem „Geschenk für alle“: im Nutzgarten hinter der Shedhalle der ehemaligen Samtweberei. Gemeinsam mit Tanja Kirsch-Boy ernte ich die letzten Kartoffeln – angebaut von Kindern und Jugendlichen, neben Kräutern, Obst und Gemüse für den Eigenbedarf. Am Rand parkt ein historisches Feuerwehrauto, eine Spende der Unterstützer Lydia und Reno Müller. Nächstes Jahr soll es als „SattMobil“ durch Krefeld rollen – gut bestückt mit gesunden Snacks für Kinder. Heute dient das auffällige Fahrzeug als Besprechungsraum: Hier stellt Tanja Kirsch-Boy ihren neuen Verein „Schlaue Löffel e. V.“ vor – und serviert uns einen abwechslungsreichen „Menüplan“ der Projekte, die rund 3.500 bedürftige Kinder erreichen.
VOM SAMMELN ZUM GESTALTEN
Als Leiterin der Kindertafel hat Tanja Kirsch-Boy seit 2018 – als Nachfolgerin von Liesel Ploenes – wertvolle Erfahrungen gesammelt. Sie weiß, wo Kinder dringend Unterstützung brauchen und wie man sinnvoll helfen kann. Im Mai gründete sie gemeinsam mit Christine Westphal und Nicole Grigat sowie 12 weiteren Mitgliedern den gemeinnützigen Verein. „Wir möchten unsere Kenntnisse, Fähigkeiten, Ideen und Kontakte noch freier und gezielter einsetzen“, erklärt die Vorsitzende, „für konkrete Projekte und für das ständige Thema: neue Spenden einzuwerben, etwa über Sponsoren oder Charity-Aktionen.“
GESUND ESSEN, KLUG BEWEGEN, NEUGIERIG LERNEN
Zum wachsenden Empfängerkreis zählen derzeit Kitas und Schulen, 19 Jugendeinrichtungen sowie die Kinderheime Bruckhausen und Kastanienhof. „Die Einrichtungen stellen bei uns Projektanträge, die wir prüfen“, sagt Kirsch-Boy. „Dann stellen wir die Budgets bereit, damit sie ihre Vorhaben eigenständig umsetzen können. Vorrangig geht es um ein gesundes Frühstück – ein knurrender Magen ist schließlich keine gute Lernhilfe und ein warmes Mittagessen ist für viele Kinder nicht selbstverständlich. Zudem fördern wir außerschulische Bildungsangebote, Sport- und Bewegungskurse.“
HERZENSPROJEKT „STULLE & CO“ FRÜHSTÜCK MIT MEHRWERT
Ein guter Tag beginnt mit einem guten Frühstück. Keineswegs selbstverständlich für viele Kinder. „Unser Projekt‚ Stulle & Co‘ sorgt in über 17 Kitas und zahlreichen Schulen für mehr als 2.000 Kinder in Krefeld für ein gesundes Frühstück“, erzählt Kirsch-Boy. Dabei geht es nicht nur ums Essen: „Die Kinder lernen in den KiTaS gemeinsam den Tisch zu decken, Tischrituale einzuhalten, ihren Hunger einzuschätzen, mit Besteck umzugehen und neue Lebensmittel kennenzulernen. All das sind wichtige Bildungsprozesse, die ihre Selbstständigkeit und sozialen Fähigkeiten fördern. Und in den Schulen werden gesunde Stullen angeboten sowie „Müsli-to-go“ sowie Obst- und Gemüse-Snacks.
HERZENSPROJEKT „KALLE KOCHT“ FRISCH AUF DEN TISCH
„Anstatt ungesunde Fertiggerichte zu essen, wollen wir Kinder motivieren, selbst zu kochen“, so Kirsch-Boy. Mit „Kalle kocht“ ermöglicht der Verein täglich gesundes Essen für rund 1.500 Kinder – in zwei Kinderheimen, fünf Schulen und 19 Kinder- und Jugendeinrichtungen. Dort wird gemeinsam mit den Mitarbeitenden der jeweiligen Einrichtung geschnippelt, gekocht und probiert – kindgerecht, frisch und lecker. Das Konzept passt sich den jeweiligen Bedürfnissen und Gegebenheiten flexibel an.
HERZENSPROJEKT „KRAUT & RÜBE“ LERNEN IM GRÜNEN
„Die Kinder ackern selbst in den Beeten, säen, gießen, ernten. Dabei lernen sie, wann Gemüse Saison hat, wie es wächst – und was unsere Umwelt lebendig macht“, erzählt Kirsch-Boy. Seit 2024 wird im ‚Allmende-Stadtgarten‘ gemeinsam mit dem MOBIFANT gearbeitet – ein grüner Lernort, an dem Begeisterung für Natur und gesunde Ernährung gleichermaßen wächst.
HERZENSPROJEKT „HOPPHOPP BEWEG DICH SCHLAU“
Bewegung soll wieder selbstverständlich zum Alltag gehören. „Auch in Schulen sowie Kinder- und Jugend einrichtungen fördern wir gezielt Bewegung – damit Kinder gemeinsam aktiv sein, sich austoben und neue Stärken entdecken können“, erklärt die Vereinsvorsitzende. Zudem ermöglicht der Verein Schwimmkurse und Vereinsmitgliedschaften, um Freude an Sport zu fördern, Talente zu entdecken und soziale Kontakte zu stärken – gerade für Kinder, deren Familien sich Vereinsbeiträge nicht leisten können.
EIN WUNSCHMENÜ FÜR DIE ZUKUNFT
Was steht auf dem Wunschzettel der Gründerinnen? Kirsch-Boy lächelt: „Jeder Nachschlag von Sponsoren hilft uns weiter. Und wir freuen uns über neue Mitglieder, die uns mit 100 Euro Jahresbeitrag unterstützen. Außerdem wünschen wir uns eine feste Anlaufstelle – ein kleines Büro, zentral gelegen, am liebsten in Gemeinschaft mit kreativen, weltoffenen Menschen.“
Dann steigt sie ins feuerrote SattMobil. Kein Sirenengeheul, sondern Hundegebell, gefolgt von einem Hahnenschrei, ertönt aus dem Lautsprecher. Klappern gehört eben zum Handwerk der Schlauen Löffel.