„Mary Vielseitig“ Mit Herz, Spiel und Kreativität für Krefeld

Krefeld · An einem gewöhnlichen Spieleabend kann man sie kaum übersehen: Zwischen bunten Spielplänen, Würfeln und lachenden Gesichtern sitzt Marijana Sipus – konzentriert, herzlich, kommunikativ und voller Energie.

Marijana Sipus hat den Verein „Brettspielverrückte e. V.“ im letzten Jahr gegründet und freut sich über mittlerweile 30 Mitglieder, die allesamt mit Herzblut und Engagement dabei sind.

Foto: Vertäll

Wer sie kennt, weiß: Hier steckt mehr als nur Spielfreude dahinter. Seit über einem Jahrzehnt ist sie die treibende Kraft hinter einer Idee, das Kulturgut Spiel auf eine neue Ebene zu heben – um Menschen in Krefeld zusammenzubringen, generationsübergreifend und mit einer offenen Willkommenskultur. Und es gibt noch mehr Triebfedern, wie ihr Spitzname „Mary Vielseitig“ erahnen lässt …

Spielinteressierte können einfach ohne Voranmeldung kommen, sich bei Bedarf beraten lassen oder gleich loslegen. Dafür stehen 3immer Mitglieder der „Brettspielverrückten“ helfend zur Seite.

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VOM HOBBY ZUM VEREIN
Wir treffen die gebürtige Düsseldorferin, die seit 25 Jahren in Krefeld lebt, in ihrem zweiten „ideellen“ Zuhause – im Nachbarschaftszimmer der ehemaligen Samtweberei an der Lewerentzstraße. „Schon als Kind habe ich leidenschaftlich gern gespielt“, erzählt sie, „daraus haben sich später regelmäßige Spieleabende im Freundeskreis entwickelt. Völlig unspektakulär. Doch dann kam mein größtes Schlüsselerlebnis: die Spielemesse in Essen vor elf Jahren. Die weltgrößte Ausstellung, das immense Angebot, die besondere Atmosphäre – das alles hat mich geflasht.“ Überwältigt von den Eindrücken, kaufte sie spontan 30 Spiele – der Grundstock für ihre Sammlung, die heute rund 1.000 umfasst. Kurz darauf begann sie, Spieleabende außerhalb ihrer eigenen vier Wände zu organisieren – zunächst im Jugendzentrum K3 der Friedenskirche an der Mariannenstraße. Dort finden bis heute monatliche Treffen statt, ebenso dreimal im Monat im Nachbarschaftszimmer der Samtweberei. Die Gründung des gemeinnützigen Vereins „Brettspiel-Verrückte Krefeld e. V.“ im Februar 2024 war der nächste konsequente Schritt – um die Präsenz zu stärken und Möglichkeiten für Sponsoring und Spenden zu schaffen. „Eine offene Willkommenskultur ist uns besonders wichtig“, betont Sipus, „egal, woher jemand kommt, welche kulturellen Wurzeln, Berufe, finanziellen Mittel oder Vorkenntnisse – jeder ist herzlich eingeladen mitzuspielen. Auch ohne Mitgliedschaft.“ Der Verein zählt inzwischen rund 30 Mitglieder. Ehrenamtliche Helfer* innen unterstützen bei Spieleabenden und Außenveranstaltungen – etwa im Botanischen Garten, bei Sommerfesten oder bei der traditionellen Großveranstaltung „Krefeld spielt!“. „Die Resonanz ist durchweg positiv“, freut sich die eloquente 44-Jährige. „Unser engagiertes Vereins-Team und zahlreiche Krefelder Geschäftsleute unterstützen uns, wo sie können. Ohne sie könnten wir vieles nicht stemmen.

GEMEINSCHAFT UND KULTURARBEIT
Mit dieser Haltung hat Marijana es geschafft, das Spiel zu einer sozialen Brücke zu machen. Seit Kurzem ist ihr Verein Mitglied im Krefelder Kulturrat e. V.. „Über die Aufnahme und Anerkennung freuen wir uns riesig – das ist ein weiterer Schritt, um die Brettspielkultur als Teil der Stadtgesellschaft zu etablieren. Denn Spielen ist weit mehr als reiner Zeitvertreib. Brettspiele haben eine jahrtausendealte Tradition und stiften Gemeinschaft über Kulturen und Generationen hinweg. Sie fördern strategisches Denken, Kreativität und soziale Bindungen.“ Als neues Kulturratsmitglied werden sich die Brettspiel-Verrückten am 10. Mai 2026 bei der geplanten Großveranstaltung „Krefelderleben“ auf der Galopprennbahn präsentieren – und Jung und Alt zum Mitspielen einladen.

Bei den regelmäßigen Spieleabenden stellt der Verein dutzende Spiele bereit.

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ZWEITE LEIDENSCHAFT: KERAMIK AUS EINEM GUSS
Neben der Spielfreude gibt es eine zweite große Leidenschaft in Marijanas Leben: Gusskeramik. In ihrer kleinen Werkstatt entstehen handgegossene Wohnaccessoires, Gebrauchs- und Designobjekte, die durch Schlichtheit, Kreativität und liebevolle Details bestechen. „Ich liebe das Gefühl, etwas mit den Händen zu formen und zu gestalten – das hat etwas Beruhigendes, fast Meditatives“, erzählt sie. Nach anfänglichen Experimenten mit Beton fand sie die Arbeit mit Keramik faszinierender. Demnächst will sie ihre Stücke auch online anbieten und visiert langfristig einen eigenen Concept Store an – gern gemeinsam mit Partnern und ergänzenden Angeboten. Bislang sind ihre Objekte auf Märkten in der Region zu finden. Auch hier geht es ihr nicht nur um Ästhetik, sondern um Verbindung: „Ich freue mich, wenn meine Arbeiten in andere Haushalte wandern und Teil von jemandes Alltag werden.“

Handgefertigte Guss-Keramiken sind eine weitere Leidenschaft von Marijana Sipus. Neben Gebrauchs-, Deko- und Designobjekten sind die zierlichen und sympathischen Alpakas in unterschiedlichsten Ausführungen ein Renner auf Märkten.

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ENGAGEMENT MIT HERZ
Wer Marijana kennt, weiß: Sie denkt nicht in Projekten, sondern in Verbindungen. Neben ihrer kulturellen und kreativen Arbeit engagiert sie sich als sogenannte FoodSaverin für einen nachhaltigen Umgang mit Lebensmitteln. Das Konzept stammt von der Organisation Foodsharing. Produkte, die im Handel nicht mehr verkauft werden dürfen und auch nicht an die Tafel gehen, vermittelt sie an Bedürftige. Zum Verteilerkreis zählen unter anderem ukrainische Geflüchtete, Studierende – und manchmal auch der eigene Haushalt. Hauptsache, die Lebensmittel landen nicht im Müll. „Es ist erschreckend, wie viel noch genießbare Ware weggeworfen wird. Ich finde, wir alle tragen Verantwortung, das zu ändern“, sagt sie bestimmt.

AUSBLICK: GEMEINSAM WEITERSPIELEN
Für die Zukunft hat Marijana noch viele Pläne: Sie möchte das Vereinsleben weiter öffnen, noch mehr junge Menschen und Familien erreichen – und gleichzeitig ihre kreative Arbeit ausbauen. „Krefeld hat so viel Potenzial für Gemeinschaft und Kultur. Wenn wir alle ein bisschen mehr teilen – Zeit, Ideen, Freude –, dann entsteht etwas wirklich Schönes.“ So ist sie eben: „Mary Vielseitig“ – eine Frau, die mit Fantasie, Tatkraft und offenem Herzen zeigt, wie man Spiel, Kunst und Engagement zu einem bunten Ganzen verbindet. Und dabei nie vergisst, worum es wirklich geht: Teilhabe ermöglichen und Menschen zusammenbringen.