Besondere Lieblingsorte in Krefeld Schöne Ecken

Krefeld · Krefeld-Meckerern wird immer gern entgegengehalten, unsere Stadt habe doch auch „schöne Ecken“. Oft sind damit die bekannten Wahrzeichen und Touristenattraktionen gemeint, wie die Burg Linn, der Biergarten im Stadtwald oder die Rhine Side.

Besondere Orte - Schöne Ecken Krefelds
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Schönen Ecken Krefelds

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Foto: RBAV

Wobei man die kaum als „Ecken“ bezeichnen kann. So eine schöne Ecke, ein Geheimtipp, das sind Orte, die sich vielleicht unspektakulär anschauen mögen, wo wir Krefeld jedoch aus einer ungewöhnlichen Perspektive erleben können. Wo wir Ruhe finden

zum Nachdenken. Wo es sich besonders gut mit anderen ins Gespräch kommen oder etwas Neues lernen lässt. Deshalb haben wir verschiedene Krefelder*innen gefragt, welche ihre ganz persönliche Lieblings-Ecke in der Stadt ist – und wunderbare Antworten darauf erhalten. Als Gedichte und Gesprächsfetzen, als Sprachnachrichten, als Textschnipsel und Messenger-

Nachrichten. Auch wir selbst verraten unsere favorisierten Freizeit-Spots. Auf einen tollen, vielseitigen Sommer!

„Der Paternoster kennt keine Pause. Er dreht sich durch Erinnerungen, durch Jahrzehnte, durch mich hindurch. Ich steige ein in die Kabine wie in eine alte Jacke – vertraut, abgetragen, voller Krümel und Restgerüche. Zwischen den Etagen schwebt der Zweifel, ob ich gerade fahre oder die Etagen sich bewegen,

ob das Summen der Mechanik mich trägt. Ich sehe Gesichter im Vorbeifahren – flüchtig und Beine, Füße.

Wer zu lange fährt, begegnet vielleicht sich selbst.

Ich fahre schon eine Weile. Manchmal glaube ich, ich habe mich fast gesehen – im dunklen Bogen oben, wo der Paternoster sich wendet wie ein Versprechen. Ich bin nicht ausgestiegen.

Noch nicht. Man kann den Paternoster nicht anhalten.

Aber man kann atmen, inmitten der Bewegung.

Und warten, ob das nächste Stockwerk eines ist, an

dem ich bleiben will.“

WIENKE TREBLIN, Dozentin und Autorin

„Ich finde es schwierig, nur einen Ort zu nennen. Wenn

ich zum Beispiel einen Eiskaffee nehme und damit durch

die Stadt schlendere, dann setze ich mich besonders

gerne auf die Steinbank gegenüber vom Arabul. Da

sitze ich sehr gerne, weil da die Sonne hinkommt und

man Leute beobachten kann. Gleichzeitig ist es aber

nicht so voll, dass man sich davon gestört fühlt. Und

dann gibt es diesen kleinen Weg zwischen Westwall und

Hubertusstraße. Den Rosine-Frank-Weg. Da stehen

auch viele Bäume und Büsche und es gibt eine kleine

einzelne Bank. Zu Studienzeiten habe ich da super gerne

gesessen, um mit Freunden in Ruhe zu quatschen.

Besonders schön ist es eigentlich im Herbst, wenn die

Blätter golden werden. Ein dritter Ort, den ich sehr mag,

ist die Couch in der Gloriette. Das ist jetzt gar nicht

mal so ein Secret-Spot, aber definitiv ein sehr schöner

Platz, um gemütlich mit jemandem was zu trinken.“

Mona Rink, Tattookünstlerin

„Die Hollywoodschaukeln im Start.Bad. Wenn die Hollywoodschaukeln im ehemaligen Freibad an der Gerberstraße aufgestellt werden, heißt das, dass Sommer ist. Und ich freue mich jedes Mal wie ein Kind, wenn ich einen freien Platz darauf finde an den Frei.Tagen, wenn die Tore des Start.Bads zum gemütlichen After-Work-Hängen geöffnet sind. Dann lasse ich die Füße baumeln, werde schwer und gemütlich und schaue mit einem Glas Wein in der Hand auf die Hochbeete, in denen Zucchini wuchern. Auf die zwei Wasserbecken, in denen Seerosen treiben und Fischreiher landen. Ich gucke mir die anderen Menschen an, die auch hierhergekommen sind, um das Ende der Woche zu genießen. Die Hollywoodschaukel umschließt mich wie eine

Muschel. In diesen Schaukeln habe ich schon sehr interessante Gespräche geführt, sie sind fast wie ein eigener kleiner Raum, ganz intim und privat – dabei wird man als Insassin genauso beobachtet, wie man selbst die anderen anschaut. Oder sogar noch mehr – weil jeder drauf wartet, selbst die gemütliche

Schaukel zu ergattern.“

Esther Jansen, vertäll-Autorin und anderes mit Worten

Am Kirschkamperhof gibt es ein kleines Wäldchen. Dort plätschert ein Mini-Bach mit kaltem, klarem Wasser. An heißen Tagen gehe ich gerne mit den Hunden dorthin. Meistens ist es ruhig, kaum jemand ist unterwegs, und oft kann man Rehe beobachten oder große Vögel am Himmel sehen. Man kann den Wald riechen, und aus der Ferne hört man die Kinder vom Kirschkamperhof spielen – das mag ich sehr. Auf dem Rückweg führt unser Weg an einer kleinen Gärtnerei vorbei. Dort gibt es wunderschöne Schnittblumen. Oft nehme ich einen Strauß

mit nach Hause.“

Angelina Assfalg, vertäll-Art Direktorin

„Einer meiner Lieblingsorte ist das unscheinbare Café Izzo, zwischen Friseur und Extrablatt am Neumarkt. Ich sitze dort sehr gerne, und hänge meinen Gedanken nach. 2022 habe ich dem

Izzo sogar einige Verse gewidmet. Eine Alternative zum Café Izzo ist die Suppkultur, am Behnisch-Bau gelegen, dem Jazzkeller gegenüber. Auch darüber gibt’s ein Gedicht von mir.“

Leute schauen locker sitzen, Kaffee schlürfen, auch mal schwitzen, denn die Sonne kommt massiv hinter Dächern vor Cenngiz, immer sehr aktiv, leiht auch dir sein Ohr, guter Kaffee, interessant die Gäste, bunte Vielfalt, Kuchen der beste. Eine Mußestunde, die gönn ich mir mit Zigarre im Munde, bring Gedanken zu Papier, Izzo ist der Name, das sagt die Reklame. Heute schon Zeitung gelesen?Nö, brauche ich nicht, bin bei Petra gewesen, Suppen und Weine gern konsumiert, sind nicht nur das meine, Gespräche diagonal quer über den Tisch, manchmal auch trivial, eine Kakophonie der Themen, philosophisch und auch brav, lassen wir uns nicht nehmen, beste Quelle über lokales Geschehen, sozialer Treff, und man wird auch gesehen, Zigarre geduldet, sogar gern gerochen, macht Spaß, hier zu sein.

Brauche heute nicht kochen, wenn der Wind steht und den Regen treibt, die Plane sich hebt, dann bleibt keine Zeit. Jetzt ist Schluss mit Genuss, denn gefährlich wird’s. beim nächsten Guss.

Waldo Karpenkiel, Musiker und Dichter

„Ich mag den Platz an der Josefskirche sehr, dort, wo wir

zum ersten Mal EDD veranstaltet haben. Du hast da komplett

deine Ruhe und es gibt schöne Sitzgelegenheiten.“

Yurika Heyer, Kulturschaffende und Gastronomin

„Mein Lieblingsort in Krefeld? Gibt es diesen einen Ort?

Einen einzigen vielleicht nicht, aber Krefeld hat auf jeden

Fall Plätze, an denen ich mich gerne aufhalte. In der

Stadt ist das inzwischen das „Coffee Atelier“, wo es

einen guten Cappuccino und sehr leckeren Kuchen gibt,

und dazu eine entspannte Lounge-Atmosphäre mit Blick

auf den Ostwall. Zu meinem City-Wohlfühlprogramm

zählen außerdem ein vietnamesisches Baguette im Banh

Mi Bay und der kleine Garten im Verbene. Soll es mehr

Grün sein, wandere ich gerne durch den Fischelner

Bruch mit seinen weiten Ausblicken bis zum Krefelder

Hafen. Und – last but not least – liebe ich es, in Uerdingen

am Rheinufer zu sein.“

Michael Otterbein, vertäll-Autor und Bier-Experte

„Meine Lieblingsplätze sind auf dem Kapuzinerberg. Der Blick über unsere Stadt hat etwas Beruhigendes. Ich mag auch sehr die kleine Beaulongerie. Der KunstRaum 21 ist auch ein Ort, den ich sehr schätze.“

Markus Kossack, Designer und Kulturschaffender

„Wenn ich mal abschalten will, geht’s für mich ins Hülser Bruch – oder wie ich es liebevoll nenne: mein „stilles Örtchen“. Keine Sorge, es ist alles ganz jugendfrei. Hier drehe ich fast täglich mit unserer Hündin Nala unsere entspannte Runde durch das Naturschutzgebiet – ein Ort, an dem nicht nur die Pfoten zur Ruhe kommen. Jede Jahreszeit hat hier ihren ganz eigenen Zauber: Mal leuchtet das Laub wie Gold, mal liegt alles still unter einer Frost decke – und doch spielt das Orchester des Waldes

unermüdlich weiter. Vom zarten Vogelgezwitscher bis zum geheimnisvollen Knacken im Unterholz – hier wird das Handy zum Fotoapparat und nicht zum Stressgerät. Ein Reh, das neugierig hervorlugt, eine Baumwurzel, die aussieht wie ein Waldgeist – solche Begegnungen sind mein persönliches Netflix für die Seele. Besonders schön: Das Hülser Bruch ist nie überlaufen. Hier

trifft man vor allem Gleichgesinnte mit Leine in der Hand und Dreck an den Schuhen. Man kommt ins Gespräch – über Hunde, über den Wald, manchmal auch über das Leben. Und wer sich am Ende der Runde noch etwas Gutes tun will, findet am kleinen Parkplatz oft regionale Leckereien vom Gutshof – meine Empfehlung: Marmelade mit Glücklich-mach-Garantie. Kurzum: Das Hülser Bruch ist für mich ein Ort zum Durchatmen, Staunen, Lauschen und Loslassen. Und Nala würde das garantiert bellend unterschreiben.“

Peter Lengwenings, vertäll-Autor und Tausendsassa

„Mein Lieblingsplatz in Krefeld ist der Parkplatz am Kirschkamperweg, Ecke Lilienthalweg, direkt am Egelsberg-Flugplatz. Es ist immer sehr ruhig da, man hat jede Menge Grün um sich rum und, wenn Segelflugbetrieb ist, einen ganz fantastischen Blick auf die Segelflieger. Man kann angucken, wie gestartet und gelandet wird, das Aufrüsten der Flugzeuge und natürlich die Flieger in der Luft.“

Martin Kramer, Social-Media-Manager der Stadt Krefeld

„Im Hülser Bruch gibt es eine richtig schöne Brücke. Die liegt auf einem kleinen Pfad, der von der Inrather Straße abzweigt. An dieser Brücke sieht es zu jeder Jahreszeit anders aus. Ich spaziere da super gerne lang. Manchmal sieht man sogar Entchen.“

Jill Becker, Mitarbeiterin von The Local Concept

„Ich geh gerne, wenn das Wetter gut ist, Tretboot fahren im

Stadtwald. Und ich mag die Sushitheke im neuen Rewe im

Schwanenmarkt. Da hole ich mir gerne nach der Arbeit was zu

Essen.“

Erkan Demiroglu, Kurator und Inhaber bei RAUCH Offspace

„Einer meiner allerliebsten Lieblingsorte ist leider geschlossen: Der große Saal im Kino Casablanca mit hunderten roten Plüschsesseln, einer Loge, Bühne und einer mächtigen Leinwand, auf der Filme liefen, für die man heute reisen muss. Ich wünschte mir, ein kinoverrückter Millionär spendete seine Peanuts, um das Casablanca wiederauferstehen zu lassen.“

Thomas Hoeps, Leiter Niederrheinisches Literaturhaus

„Ich finde diese kleine Gasse zwischen Hochstraße und Mennoniten-Kirch-Straße richtig schön. Die ist voller Graffitis, richtig cool! Der Kaiser-Friedrich-Hain ist auch superschön.“

Tolga, Mitarbeiter von Hans im Glück