Menschen mit dem Gastgeber-Gen sind in der Lage, einer ganzen Gruppe das Gefühl völliger Aufmerksamkeit zu geben, während sie Getränke einschenken, Pasta rühren oder Kuchen verteilen. Egal, wie voll die Bude und wie aufgedreht die Gäste sind – sie gleiten so sicher durch die Aufgaben, Überraschungen und Herausforderungen eines Abends wie ein Oktopus durchs Korallenriff. Leo und Jonas haben ihr Gastlichkeits-Gen zum Beruf gemacht. Als „LOPAS“ – kurz für Lokalpatrioten – tourt das Duo nicht nur mit mobiler Bar durch die Veranstaltungslandschaft Krefelds, sondern auch direkt ins private Esszimmer.
Die beiden sind in Uerdingen geboren und bekennende Krefelder. Stolz auf ihre Heimat zu sein, das steht für sie außer Frage. „Es ist spannend, dass die Stadt nicht fertig ist und viele Leute probieren, sie immer schöner zu machen“, sagt Jonas. Er und Leo haben sich – wie sollte es anders sein – an einer Theke kennengelernt. Leo kellnert damals, Jonas ist Gast. Die beiden kommen ins Gespräch und bald auch ins Träumen von einer gemeinsamen Zukunft als Gastronomen. „Wir haben schnell gemerkt, dass wir uns sehr ähnlich sind, ähnliche Interessen und Ideen haben. Eine Weile haben wir zusammen in der Gloriette gearbeitet. Das hat das Ganze noch beflügelt“, erzählen die beiden.
Während Jonas derzeit in leitender Funktion die Eröffnung einer neuen Gastronomie am Großmarkt betreut, hat sich Leo in den vergangenen Monaten als Barchef der Bar Liberté verdient gemacht.
Zu Gast als Gastgeber
Wenn zwei junge Krefelder sich Lokalpatrioten nennen -und gute Drinks machen, sind wir vom vertäll natürlich nicht weit. Denn mindestens eine Sache haben wir damit schon mal gemeinsam. Also verabreden wir uns für einen Montagabend zum Cocktailkurs – und ich darf mit meinem -Esszimmer den Ort des Geschehens beitragen.
Mise en Place
Jonas und Leo kommen mit vollen Taschen zu unserer Verabredung. Denn für das, was wir gleich zaubern, braucht es einiges an Equipment. Die satt gedeckte Tafel würde locker für 30 Personen reichen. Gin, Whiskey, Wodka und Kaffeelikör stehen – übrigens vorher noch frisch poliert – zwischen Barutensilien, Eisbehältern und Kräutertöpfchen.
Alle Teilnehmenden bekommen eine eigene Infomappe mit Erklärungen zum Equipment, den Rezepten der heute anstehenden Drinks und kleinen Erinnerungskarten, auf die im Abendverlauf Polaroids der eigenen Mix-Erfolge geklebt werden können.
Herzlich Willkommen
Unsere bunte Truppe aus vertäll-Teammitgliedern, Freundinnen, Bekannten und Lebenspartnern nimmt Platz an dem Tisch, der sich unter dem hochprozentigen Buffet zu biegen scheint. Unser Kurs beginnt mit einem Sicherheitshinweis. Denn Leo und Jonas nehmen Arbeit mit Alkohol nicht nur geschmacklich, sondern auch im Sinne der Sorgfalt sehr ernst: Heute bitte nicht mehr Auto fahren. Außerdem solle man bei der Arbeit mit Messern und Zestenschneidern auf die eigenen Finger, aber auch auf die der Nachbar*innen achten.
Im Prozess erläutern unsere Gastgeber außerdem viel nützliches Barwissen. Welche Shaker es gibt und wofür sie gut sind, warum man Strainer benutzt, was ein Jigger ist und wie man welchen Drink am besten schütteln sollte.
Schütten, shaken, strainen
Unser wichtigstes Werkzeug für Drink Nummer eins ist der Muddler – ein spezieller Stößel, mit dem wir beherzt Basilikumstängel zerdrücken. Die duftende Essenz bildet zusammen mit Gin, Zuckersirup und Zitronensaft einen giftgrünen Basil Smash erfunden von Jörg Meyer. „Unser absolutes Vorbild“, sagt Leo. „Durch ihn haben wir viel gelernt. Zum Beispiel, dass er als Barbetreiber sehr präsent ist. Wenn man in seine Bar kommt, die Bar Le Lion in Hamburg, ist er immer da. So stelle ich mir eigentlich die perfekte Bar vor. Ich mag es einfach, Gastgeber zu sein. Egal wie und wo.“
Die Wahl der Drinks für Kurse dieser Art richtet sich nach Trends und Machbarkeit. Schließlich sollen an diesem Abend flüssige Erfolgserlebnisse entstehen. Zwar klappt nicht jeder Drink bei allen gleich gut – der Espresso Martini will nicht in jedem Glas eine perfekte Crema bilden – aber aufgrund der dankbaren Zutaten, schmeckt das Ergebnis auch mit unperfekter Schaumkrone. Die kleine Sofortbildkamera wandert fröhlich durch unsere vierzehn Hände und hält alle Ergebnisse dekorativ fest.
Dass ein Workshop gelingt, merkt man auch daran, dass es irgendwann nicht mehr nur um das Workshop-Thema geht. Gute Gastgeber schaffen es, dass Menschen sich unterhalten. Wir plaudern über Urlaube und Fortbildungen, über Hobbys und Familie. Hauptsächlich, natürlich, über Krefeld.
„Drinks sollten übrigens nicht mit dem billigsten Alkohol gemacht werden. Es macht echt einen Unterschied. Auch, was die Kopfschmerzen am nächsten Tag angeht“, sagt Jonas und lenkt unsere Aufmerksamkeit wieder zurück zu den Gläsern, die wir nun mit einem Sour unserer Wahl füllen sollen. Dieser Cocktail-Typ ermöglicht auf Grundlage einer gleichbleibenden süß-sauren Basis eine Vielzahl verschiedener Drinks. Der bekannteste ist wohl der Whiskey Sour, aber auch Pisco Sour, Amaretto Sour oder aktuell Aperol Sour erfreuen sich in den letzten Jahren wachsender Beliebtheit. „Den Unterschied macht allein die alkoholische Komponente. Auch das möchten wir mit diesen Kursen vermitteln: Man kann mit wenigen Zutaten viele verschiedene Cocktails machen und so super seine Party aufwerten.“
Schön, dass ihr da wart!
Apropos, Party. Wer sich fragt, ob das Mixen am Esstisch nicht einen ständigen Spülmarathon bedeutet, liegt nur halb richtig. Ja, es muss gespült werden. Das übernehmen unsere Kursleiter aber so elegant und effektiv, dass die benutzten Shaker und Strainer wie von Zauberhand gegen frische ausgetauscht werden. Und auch sonst haben Leo und Jonas stets ein Auge darauf, dass kein Chaos entsteht.
Als der Kurs vorbei ist, sehen Küche und Esszimmer aus, als wären nie Gäste dagewesen. Wären da nicht die wunderbaren Polaroids, könnte man fast glauben, diesen Abend nur geträumt zu haben. „Wenn die Leute nach so einem Kurs sagen ‚Ich hatte heute einen schönen Abend mit LOPAS‘, dann sind wir schon zufrieden“, sagt Leo einige Tage später in einer Sprachnachricht. Und ich schreibe an dieser Stelle für sieben, wenn ich sage: Den hatten wir!
Jonas & Leo verraten ihre Lieblings-Sommerdrinks:
Old Cuban4,5 cl Bacardi 8 Anejo2 cl Limettensaft
3 cl Zuckersirup
2 Spritzer Angostura
6 Minzblätter
6 cl Champagner
Rum, Limettensaft, Zuckersirup und Minze im Shaker leicht zerdrücken. Mit 2 Spritzern Angostura und Eis shaken, in eine Coupette abseihen. Mit Minze garnieren und ein Gläschen Champagner dazu reichen.
Classic Magarita6 cl Blanco Tequila
2 cl frischer Limettensaft
2 cl Curaçao Triple Sec
Glas vorkühlen. Einen Salzrand machen. Dafür den Glasrand erst in Limettensaft, dann in Meersalzflocken dippen. Alle Zutaten in einen Shaker mit Eis geben, kräftig ca. eine halbe Minute schütteln und durch ein Sieb ins vorbereitete Glas abseihen.