Süß, sauer, salzig, scharf Rak Thai am Schwanenmarkt

Krefeld · Neben dem Schwanenmarkt, an der Everts­straße, liegt ein hübsches kleines Eck-­Lokal.

POM HAT IHR LANGJÄHRIGES MASSAGESTUDIO IN KREFELD AUFGEGEBEN, UM ETWAS GANZ NEUES AUSZUPROBIEREN. ALS CHEFIN UND KÜCHEN- LEITERIN IHRES RESTAURANTS ZAUBERT SIE KÖSTLICHE GERICHTE. NAM IST GEBÜRTIGER MÜNCHNER MIT VIETNAMESISCHEN ELTERN, LEBT ABER SCHON SEIT DEM KLEINKINDALTER IN KREFELD. DER SYMPATHISCHE 30-JÄHRIGE EMPFÄNGT DIE GÄSTE UND KÜMMERT SICH UM DEN SERVICE.

Foto: RAB/Simon Erath

Ein guter Standort, mit dem benachbarten Parkhaus, der Innenstadtlage und der Möglichkeit, Außen- und Innengastronomie anzubieten. Dennoch hat diese Liegenschaft in den letzten Jahren unzählige Pächter kommen und gehen sehen. In diesem Sommer ist wieder ein neues Konzept hier eingezogen: Seit Ende Juni prangen zwei zum Herz geformte Hände vor thailändischer Flagge über den Türen, Sinnbild für den Namen, den Wannarat Knoll und Nhat Nam Vu ihrem Lokal gegeben haben: „Rak Thai“ heißt es, übersetzt: „Thailand-Liebe“.

EIN NEUES KAPITELNhat Nam Vu, der sich als Nam vorstellt, ist in München geboren und lebt seit seinem dritten Lebensjahr in Krefeld. In der Kneipe seiner Mutter auf der Hülser Straße sammelte er neben seiner Haupttätigkeit für eine Industrietechnikfirma erste Service-Erfahrung. Wannarat Knoll, genannt Pom, wiederum ist mit 26 Jahren nach Krefeld gekommen und hatte hier viele Jahre einen eigenen Massagesalon.

CURRY IST NICHT GLEICH CURRY. DAS HIER IST EIN BESONDERS GUTES! NICHT ZULETZT AUFGRUND DES FRISCHEN THAI-BASILIKUMS BRINGT DAS ROTE THAICURRY MIT FRISCHEM GEMÜSE SPANNENDE GESCHMACKSRICHTUNGEN ZUSAMMEN.

Foto: RAB/Simon Erath

Nach der Pandemie sehnt sich das Paar nach einer Veränderung, ein gemeinsames Kind ist Ende 2023 bereits unterwegs, aber sie möchten auch einen beruflichen Neuanfang als Team und Familie. „Also haben wir nicht lange überlegt, als das Ladenlokal hier wieder frei wurde. Wir kennen es schon lange und haben oft gedacht, dass hier super ein thailändisches Restaurant reinpassen würde“, erzählt Nam. Am 21. Juni 2024 eröffnen sie also – als frisch gebackene Eltern – ihr eigenes Restaurant. Baby Amy ist oft zu Besuch, während Nam sich um den Service kümmert und Pom mit ihrem Küchenteam Spezialitäten aus ihrem Heimatland zubereitet.

DIE BILDER AN DER WAND HAT EIN FREUND DES INHABERPAARES SELBST GEMALT.

Foto: RAB/Simon Erath

GESCHMACK MIT GESCHICHTE
In der thailändischen Esskultur kommen unterschiedliche kulinarische Regionen zusammen. Unter anderem haben, aufgrund des Handels über die „Seidenstraße“, chinesische, indische und europäische Einflüsse die Entwicklung thailändischer Nationalgerichte geprägt. Bittet man Pom und Nam, die Essenz der südostasiatischen Geschmackswelt zu formulieren, ist das ihre Antwort: „Süß, sauer, salzig, scharf: eine Geschmacksexplosion.“

PAD THAI IST EIN NATIONALGERICHT THAILANDS: REISBANDNUDELN MIT SPROSSEN, TOFU, HÄHNCHEN, TAMARINDENSOSSE UND ERDNÜSSEN. AUF DEN HELLGRÜNEN TELLERN LEUCHTEN DIE FARBEN DER GERICHTE UMSO BUNTER.

Foto: RAB/Simon Erath

Für die Geschmacksexplosion sorgen wiederkehrende Zutaten, die in vielen Gerichten auftauchen. Kokosmilch, Basilikum und viele Gewürze wie Zitronengras, Kurkuma, Ingwer, Kreuzkümmel und Koriander spielen zum Beispiel eine wichtige Rolle. Die Säure in den Gerichten kommt meist von Limettensaft oder Tamarindensoße, Fischsoße gibt dem Essen einen salzigen Umami-Geschmack, für Süße sorgt Palmzucker und Chilis lassen eine frische, kurzweilige Schärfe entstehen.

ZUM ESSEN EIN ZITRONENEISTEE: DER IST FRUCHTIG-SÜSS UND SCHMECKT NACH URLAUB.

Foto: RAB/Simon Erath

Oft kann man die Haupt-Geschmackskomponenten selbst nachwürzen. Zum Pad Thai, dem wohl bekanntesten thailändischen Gericht, das aus pfannengerührten Reisnudeln, Mungobohnensprossen, Tofu und Hähnchen in cremiger Erdnuss- und Tamarindensoße besteht, bekommen wir etwa Zucker, zerstoßene Erdnüsse und Chiliflocken dazu. Neben Nudeln ist Reis in Thailand die wichtigste Kohlenhydratquelle. Pom serviert ihn uns zu rotem Curry mit frischem Thai-Basilikum, das dem süßlich-scharfen Geschmack eine spannende, fast minzige Komponente verleiht. Knackig, säuerlich und scharf ist der Papayasalat Som Tam Thai aus grüner Papaya, Karotten, kleinen Tomaten und gerösteten Erdnüssen, der auch zu den Lieblingsgerichten von Pom gehört. Allerdings in der „fortgeschrittenen“ Version „mit fermentierter Fischsoße. Ich komme aus der Nähe von Laos, da ist dieses Gericht sehr beliebt“, erklärt sie. Aber das sei für manche schon ein wenig speziell. Neben den vielen Thai-Gerichten hat es auch ein vietnamesisches auf die Karte geschafft: Bánh xèo, knusprige Reispapier-Pfannkuchen mit Kurkuma.

POM UND NAM SIND SEIT 8 JAHREN EIN PAAR. INNERHALB WENIGER MONATE KONNTEN SIE SICH DEN WUNSCH EINES GEMEINSAMEN KINDES UND EINES GEMEIN- SAMEN RESTAURANTS ERFÜLLEN.

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Die Speisen zaubert Pom mit Unterstützung von drei Freundinnen, die ihrerseits Einflüsse und Erfahrungen aus der heimischen Küche einbringen. Einen richtigen Bezug zur Thaiküche und damit zum Kochen habe sie selbst ironischerweise erst in Deutschland aufgebaut, verrät uns die Geschäftsführerin. „Als ich jung war, hat mich Kochen überhaupt nicht interessiert. In Thailand konnte man gut und günstig auswärts essen, da war es nicht nötig, viel selbst zu kochen“, sagt sie und lacht. „Aber als ich dann nach Deutschland kam, gab es die Gerichte nicht, die ich gewohnt war. Also musste ich alles selber machen.“ Und das hat sich gelohnt. Poms frische, bunte und würzige Gerichte machen einfach Spaß. Das findet auch Nam, der sichtlich stolz auf seine Partnerin ist. „Ich habe ihr immer schon gesagt, dass sie wirklich toll kochen kann und das bestimmt Leute begeistern würde“, sagt er. Und da hat er recht.

DIESER TALISMAN ÜBER DER THEKE SCHÜTZT VOR BÖSEN GEISTERN.

Foto: RAB/Simon Erath

GEISTER UND GLÜCKSBRINGER
Nicht nur in der Küche, auch in Sachen Einrichtung hat Pom ein gutes Händchen bewiesen: Der Gastraum des Rak Thai ist schlicht eingerichtet, mit liebevollen Details und Eyecatchern in der richtigen Dosis. Auffallend stimmungsvoll sind die rund zwei Dutzend Rattan-Lampions an der Decke, die ein warmes, verwunschenes Licht verströmen. Große Bilder, die ein Freund des Inhaberpaars selbst gemalt hat, zieren die hohe rückwärtige Wand.

Hier und da haben Pom und Nam außerdem verschiedene Glücksbringer platziert, die alle ihre ganz eigene Bedeutung haben. „In der thailändischen Kultur gibt es viel Aberglauben. Zur Einweihung haben Mönche unseren Laden gesegnet. Die haben uns gesagt, dass hier viele Geister rumlaufen, weil wir direkt an einer Straßenecke liegen. Und dass wir zum Schutz dieses Ding zulegen müssen. Das soll uns vor bösen Geistern schützen“, sagt Nam und deutet schmunzelnd auf eine Scheibe mit strengem drachenartigen Gesicht darauf, die über der Theke steht. „Wir sind jetzt nicht so abergläubig, aber: sicher ist sicher.“

In Anbetracht der durchwachsenen Vergangenheit des Lokals kann man nur hoffen, dass die Glücksbringer Wirkung zeigen. Denn mit ihren abwechslungsreichen Gerichten, dem schönen Ambiente und nicht zuletzt ihrer einnehmenden Art haben Pom und Nam eigentlich schon alles goldrichtig gemacht, um das Rak Thai zu einer neuen Institution in Krefeld werden zu lassen. Hier werden sich garantiert viele Krefelder*innen in die thailändische Küche verlieben – und damit den Namen „Rak Thai“ zum Programm machen.

rakthai.krefeld