Wo hört man die Regenwürmer husten? Im Krefelder Umweltzentrum

Krefeld · Spannende Entdeckungsreisen kann man sicherlich in weit entfernte Länder machen. Viel näher und ebenfalls interessant sind die ungewöhnlichen Einblicke und Erkenntnisse, die man vor der eigenen Haustür gewinnen kann: Am Rande des „Hülser Bruch“ liegt das Krefelder Umweltzentrum – ein Ort der Artenvielfalt.

JANA BEHLING LEITET SEIT 2017 DAS KREFELDER UMWELTZENTRUM: „HIER KANN MAN KINDERN DEN ZUGANG ZUR NATUR LEBENSNAH UND ANSCHAULICH VERMITTELN.“

Foto: RAB/Simon Erath

BETON TRIFFT NATUR
1899 erwarb die „Duisburger Cementwarenfabrik Carstanjen & Cie.“ ein circa zehn Hektar großes Kiesgrubengelände an der Westseite des Hülser Bergs, um hier ein Zweigwerk zu errichten.

ANFANG DES RUNDGANGS STEHT EIN GROSSES INSEKTENHOTEL. JE NÄHER MAN KOMMT, UMSO GERÄUSCHVOLLER WIRD DAS SUMMEN. DIE INSEKTEN FINDEN HIER UNTERSCHLUPF UND REICHLICH NAHRUNG DURCH EINE VIELZAHL AN BLÜTEN IM DIREKTEN UMFELD.

Foto: RAB/Simon Erath

Knapp 100 Jahre später wurde das Werk stillgelegt und 1991 dort das Krefelder Umweltzentrum als umweltpädagogische Einrichtung durch die Stadt Krefeld gegründet. Heute ist das Umweltzentrum dem Kommunalbetrieb Krefeld (KBK) zugeordnet. Aus der Industriebrache der ehemaligen Betonfabrik ist ein reizvolles und abwechslungsreiches Gelände entstanden. Die heimische Tier- und Pflanzenwelt hat sich das weitläufige Areal in den vergangenen Jahrzehnten zurückerobert. 2001 wurde ein großer Teil des Geländes als Naturschutzgebiet ausgewiesen.

JANA BEHLING ZEIGT UNS DEN WEITLÄUFIGEN RUNDGANG, DER GLEICHSAM ALS LEHRPFAD DIENT. FÜR MANCHE KINDER IST ES DIE ERSTE UND DAHER INTENSIVE BERÜHRUNG MIT DER NATUR - VERBUNDEN MIT EINEM HAUCH VON ABENTEUER.

Foto: RAB/Simon Erath

FLORA UND FAUNA FÜR ALLE SINNE
Entsprechend viel gibt es zu beobachten und zu erforschen: Eidechsen, Salamander, Frösche und Molche sowie zahlreiche Insekten- und Vogelarten leben auf dem Gelände. Familien und andere Gruppen können auch das umfassende umweltpädagogische Programm nutzen – zum Beispiel im Rahmen von Ferienaktionen, Familientagen und Geländerallys.

AUF DEM GELÄNDE BEFINDEN SICH UNTERSCHIEDLICHE BEET-,KRÄUTER- UND GESTEINSFORMATIONEN, DIE ZUM TEIL VON JUGENDLICHEN ANGELEGT WURDEN, DIE IM UMWELTZENTRUM EIN FREIWILLIGES ÖKOLOGISCHES JAHR ABSOLVIEREN.

Foto: RAB/Simon Erath

„Das Gelände am Talring 45 steht grundsätzlich allen Interessierten rund um die Uhr offen. Manche Bereiche, wie z. B. das Gewächshaus sind allerdings verschlossen, da sich leider nicht alle verantwortungsbewusst und pfleglich vor Ort verhalten“, erläutert Jana Behling, die seit 2017 die Leiterin des Krefelder Umweltzentrums ist. Nach einem Studium des Entsorgungs-Ingenieurwesens wollte die Naturliebhaberin lieber im Grünen arbeiten – und fand so ins Umweltzentrum. „Unseren Gästen bieten wir auf dem weitläufigen Areal zahlreiche Anregungen zur naturnahen Gestaltung von Gärten – ob Bauerngarten, Streuobstwiesen, Getreidebeet, Bienenstöcke, Naturteich oder Wald. Und man kann die Natur mit allen Sinnen erleben – auf dem Barfußpfad, am Duftbeet, im Klanggarten oder am Teich.“

LERNEN UND STAUNEN IM GRÜNEN
Der außerschulische Bildungsort für Umweltpädagogik bietet insbesondere für Kindergärten und Schulklassen vielfältige Programme zur anschaulichen Unterrichtsergänzung. Schon die Programmtitel wecken die Abenteuerlust: „Kräuterhexen & Zauberpflanzen“, „Waldsafari“, „Auf der Suche nach Nessie“, „Mit Frosch & Co. unterwegs“, „Das Honigkomplott“, „Der Winterwald“ und „Beerenstarke Früchte“. Gerade Kinder aus der Stadt erleben hier oftmals ihre ersten Berührungen mit der Natur.

„Man mag es kaum glauben. Aber ich wurde von Kindern schon gefragt, ob die Äpfel extra in die Bäume gehängt wurden – praktisch wie der Schmuck an Weihnachtsbäumen“, berichtet Jana Behling, die selbst zwei kleine Kinder hat. „Es bestätigt mein Team und mich darin, wie wichtig es ist, Kindern den Zugang zur Natur lebensnah und anschaulich zu vermitteln.“

Kinder und Jugendliche werden hier auf spielerische Art an Natur-, Arten- und Umweltschutz herangeführt. Schulklassen können sich dreimal im Jahr für die Programme auf der Internetseite registrieren. „Wir freuen uns über die zahlreichen Anmeldungen. Eine wichtige Unterstützung ist für uns der Förderverein, der uns mit Spendengeldern Projekte ermöglicht, die ansonsten im Budget nicht vorgesehen sind. Eine große Hilfe sind zudem unsere Jugendlichen, die hier ihr freiwilliges ökologisches Jahr absolvieren und so verschiedene ökologische Berufsfelder kennenlernen. Ohne Sie könnten so manche Projekte nicht umgesetzt werden“, lobt Jana Behling und ermuntert: „Wer Interesse hat, ist jederzeit herzlich willkommen.“

Detaillierten Informationen und Reservierungen über: kbk­krefeld.de/umweltzentrum