„Ich wollte das eigentlich eher wie ein Hobby anfangen – ganz entspannt als To-Go-Laden mit ein paar Stunden am Tag. Aber du siehst: Die Leute bleiben sitzen“, sagt er ungläubig und lächelt. „Mein Laden hier wurde so schnell so gut angenommen, dass es jetzt schon richtig läuft.“

Der 49-Jährige ist Quereinsteiger und kommt eigentlich aus der Textilbranche. Nach einer ausgedehnten Elternzeit für seine Zwillinge Mayra und Tibet – aus deren Namen sich „MayTi“ übrigens zusammensetzt, wollte er aber nicht zurück in den alten Beruf. Stattdessen hat Yavuz seine Leidenschaft zum Kaffee zum Projekt gemacht. Erst im Salon seiner Frau Neri und jetzt hier, im eigenen Café.

Mit der ehemaligen Konditorei hier an der Uerdinger Straße habe er den perfekten Ort gefunden, freut er sich. Seinen Laden könnte man beinahe als Verlängerung der eigenen Wohnung bezeichnen, denn die liegt, ebenso wie der 2007 eröffnete Friseursalon seiner Frau, nur wenige Häuser weiter. Neben der charakteristischen Fassade sind von dem 70er-Jahre-Ladenlokal nur noch die Bodenfliesen übrig. Den Rest hat Yavuz – mit tatkräftiger Hilfe, wie er betont – liebevoll selbst renoviert und mit Gebrauchtmöbeln eingerichtet. „Ich danke allen“, strahlt er.

„Viele fanden meine Idee gut und haben mich unterstützt, das war wirklich schön. Meine Freunde und Familie haben mich keine Sekunde im Stich gelassen. Zusammen haben wir hier alles renoviert. Ich habe Sperrholz verarbeitet, alte Möbel recycelt. Viele Einrichtungsgegenstände habe ich vom Bodo an der Dießemer Straße. Ich wollte möglichst nachhaltig bleiben.“

Die viele liebevolle Handarbeit, das Stöbern nach hüb­ schen Teilen – das merkt man dem MayTi an. Schöne alte Holztische, hübsche, farblich abgestimmte Kissen, viele Pflanzen und kleine Accessoires sorgen in dem kleinen Lokal für eine gemütliche Atmosphäre. Es ist fast, als würde man seinen Kaffee in der Küche eines Freundes genießen – nur, dass die Küchenzeile dort nicht von einer hohen gekachelten Theke verborgen wäre und statt drei kleinen vermutlich ein großer Tisch dastünde.

Yavuz verbindet zeitlose Bistroklassiker mit Food-Trends. Sein Angebot entwickelt er gemeinsam mit seinem guten Freund und Fachgastronom Özcan, der mit Blick auf aktuelle Trends neue Impulse in die Weiterentwicklung der Speisekarte einbringt. Die ist zwar übersichtlich, aber dennoch vielseitig. „Ich wollte das was mir schmeckt, an die Leute bringen“, erklärt es Yavuz. Auf der Getränkekarte finden sich türkischer Mokka und Schwarztee, Iced Matcha Latte und Kaffee-Klassiker, die Yavuz aus den Bohnen der vierwall Rösterei zaubert. Auch sein Brot bezieht er von einer lokalen Bäckerei. Er wolle, wo es nur geht, regional bleiben, erzählt er: „Ich bin ’ne Krieewelsche Jung, ich will, dass die Krefelder was davon haben!“

Wir dürfen an diesem Tag einen Querschnitt der MayTi-Karte probieren: Die knusprigen MayTi-Roll aus Blätterteig, belegt mit Vanilleeis, Sahne und Erdbeersorbet vereint Elemente von Frühstück und Dessert und ist eine tolle Begleitung zum Kaffee. Die crunchy Bubble Waffel „Bruschetta“ mit frischer Tomate, Salat, Parmesan, köstlichem Roastbeef und einer leicht süßlichen hausgemachten Soße gibt einen leckeren, gesunden und sättigenden Lunch-Snack. Und die großen, dick belegten Baguettes, die wahlweise deutsche, italienische oder orientalische Geschmackskomponenten vereinen, kann man sich toll teilen – es sei denn, man hat wirklich großen Hunger. Man könnte das, was wir hier probieren dürfen, unter Feelgood Food zusammenfassen: Dinge, die gut aussehen, gut schmecken und guttun. Auf Wunsch gibt es zu den meisten angebotenen Produkten auch vegetarische oder vegane Alternativen. Bei MayTi findet jeder was. Das merkt man auch an der bunt gemischten Klientel, die hier einkehrt: Schüler*innen, Senior*innen, Familien aus Cracau und dem Bismarckviertel. Das Café MayTi ist ein Unternehmen, das aus nachbarschaftlichem, freundschaftlichem und familiärem Miteinander gewachsen ist und dessen Inhaber mit authentischer Begeisterung und Bescheidenheit hinter seinem Produkt steht. Vermutlich ist es dieser „Spirit“, die Atmosphäre des Cafés auf der Uerdinger Straße ausmacht. Es ist im besten Sinne ein Ort für alle mit Stammcafé-Potenzial für sein Viertel.

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