Als Moderatorin des Formats „Biete Rostlaube, suche Traumauto“ auf VOX sind Sie 2010 auf der TV-Bildfläche erschienen. Dabei sind Sie eigentlich Autoverkäuferin, haben sogar mehrere Jahre in Folge das Ranking der erfolgreichsten Verkäufer von Neuwagen der Marke „Mini“ angeführt. Wie kam es dazu, dass Sie den Schritt ins Fernsehen gemacht haben?
Zum Fernsehen bin ich eigentlich wie die Jungfrau zum Kinde gekommen. Eines Tages rief mich ein Herr von der Produktionsfirma an, dem ich ein paar Jahre zuvor ein Auto verkauft hatte. Er meinte, sie hätten ein Konzept für eine Sendung und sie wären noch auf der Suche nach einer Moderatorin. Er habe direkt an mich gedacht, da ich ihm damals als „ein bisschen anders“ in Erinnerung geblieben wäre. Da ich eine geborene Rampensau bin und schon immer mal etwas im Fernsehen machen wollte, war ich sofort Feuer und Flamme. Ich bin dann zum Casting und – als ich den Job hatte – habe ich erstmal meine ganzen Kontakte in der Branche abgeklappert. Schließlich braucht man ja ein ganzes Team für so ein Format. Dass die Sendung dann wirklich elf Jahre laufen würde, war natürlich umso toller.
In „Biete Rostlaube, suche Traumauto“ haben Sie mit Ihrem Team Menschen geholfen, deren Auto in einem schlechten Zustand war und die dringend ein neues benötigten. Die alten Autos wurden aufgemöbelt und gewinnbringend verkauft, um den Kandidaten abschließend ihr persönliches „Traumauto“ anzuschaffen. Was ist für Sie das Besondere an diesem Konzept?
Am schönsten finde ich, dass die Sendung zu den wenigen gehört, die wirklich noch etwas Echtes an sich haben. Das waren Leute mit echten Problemen, die da zu uns kamen, Leute, die wirklich kein Geld hatten. Es war emotional sehr befriedigend, zu sehen, wie sich die Familien am Ende in den Armen lagen und sich so über ihr neues Auto gefreut haben. Das waren einfach die schönsten Momente.
Von der Autoverkäuferin zur Moderatorin einer Sendung über Autos… Woher kommt diese Affinität zu Autos bei Ihnen?
Ich hatte eigentlich nie eine. Letztendlich war eine Wette ausschlaggebend dafür, dass ich als Autoverkäuferin angefangen habe. Ein Freund war auf eine Anzeige mit dem Titel „Mini sucht außergewöhnliche Verkäufer“ aufmerksam geworden. Ich meinte noch scherzhaft: „Alles klar, mit Autos kenne ich mich ja super aus.“ Das war nämlich ganz und gar nicht der Fall: Zwei meiner Autos hatten bereits einen Motorschaden, weil ich vergessen hatte, Öl einzufüllen. Auch mein Freund meinte damals, dass die mich sicher nicht nehmen würden. Also haben wir gewettet und ich habe mich einfach mal beworben. Und siehe da: Im Assessment Center konnte ich mich tatsächlich durchsetzen und inzwischen arbeite ich seit 20 Jahren als Mini-Verkäuferin.
Sie haben den Job also niemals aufgegeben – trotz TV-Karriere?
Nein, ich habe ihn immer parallel weiter ausgeübt. Zumal ja keiner ahnen konnte, dass meine Fernsehkarriere dann so erfolgreich – auch mit vielen Gastauftritten in anderen Sendungen – verlaufen würde. Ich habe anfangs immer gedacht, vielleicht hält das ja nur kurz an. Daher habe ich auch nie ernsthaft in Erwägung gezogen, den Job aufzugeben. Ich mag ihn ja auch sehr und überhaupt muss man zwischendurch auch einfach mal was Vernünftiges machen (lacht). Heute ist der Job so eine Art Hobby für mich, dem ich neben meinen anderen Tätigkeiten nachgehe. Übrigens habe ich über ihn auch eine Verbindung zum Niederrhein…
Inwiefern?
Ich habe schon eine ganze Reihe Autos dorthin verkauft, viele meiner Kunden sind Niederrheiner. Meerbusch zum Beispiel hat sich in den vergangenen Jahren als ziemlich große Mini-Stadt erwiesen.
Der Bereich „Auto“ ist ja schon auch noch eine klassische Männerdomäne. Welche Erfahrung haben Sie als Frau, die beruflich mit Autos zu tun hat, diesbezüglich gemacht? Sicher braucht es da doch auch jede Menge Durchsetzungsfähigkeit?
Ich bin ja schon von Hause aus nicht auf den Mund gefallen. Ich hatte auch nie Angst vor Autoritäten, vor Kunden oder vor Kollegen. Sicher ist es eine besondere Situation, wenn man in einem zehnköpfigen Verkäuferteam die einzige Frau ist. Und sicher gab es am Anfang auch die ein oder andere Wette, wie lange ich wohl durchhalten werde. Ich habe mir aus all dem aber nie viel gemacht. Ich bin immer schon sehr selbstbewusst durchs Leben gegangen. Und als dann meine Verkaufszahlen sehr gut waren, hat man mich ja auch sehr schnell akzeptiert. Sowieso gilt: Wenn du gut verkaufst, ist das Geschlecht vollkommen egal.
Ihre Eltern sind als griechische Einwanderer nach Deutschland gekommen, hatten in Solingen eine Kneipe. Sie sind dort als jüngstes von drei Kindern aufgewachsen. Inwieweit hat auch Ihre Kindheit dazu beigetragen, dass Sie dieses Selbstbewusstsein entwickelt haben?
Genau, meine Eltern haben in Solingen den Bergischen Hof betrieben, und da Solingen als „Stadt der Messer“ vor allem eine Industriestadt ist, gehörten zum Publikum der Kneipe immer auch viele harte Kerle, die – das muss man so sagen – bei uns häufig ihre Lohntüte versoffen haben. Da habe auch ich als Kind in den 80ern mir natürlich immer mal wieder `nen Spruch anhören dürfen, aber andererseits habe ich mir so auch eine gewisse Schlagfertigkeit angeeignet und dann immer auch gerne Sprüche zurück abgelassen. Auf jeden Fall habe ich in dieser Zeit eine gute Menschenkenntnis entwickelt, schließlich waren es die unterschiedlichsten Typen, die bei uns an der Theke saßen. Manch einer wollte vielleicht in den Arm genommen, ein anderer wieder einfach nur in Ruhe gelassen werden. Hier wurde auch der Grundstein für mein Verkaufstalent gelegt. Meine Mama hat mir das Credo „Der Kunde ist König“ vorgelebt. Wie sie auf die Gäste eingegangen ist, ihnen zugehört hat und für sie da war, davon habe ich mir viel abgeschaut. So habe ich gelernt, dass es am Ende nur die Persönlichkeit ist, die beim Verkaufen entscheidet. Wenn du dich authentisch und empathisch zeigst, zudem immer schnell reagierst und verbindlich bist, dann verkaufst du alles.
Würden Sie alles in allem Ihre Kindheit als hart bezeichnen?
Es war schon auch hart, auch weil meine Eltern eine ganz andere Lebenseinstellung hatten. Im Grunde kenne ich die beiden nur stehend. Jeden Tag haben sie in ihrer Kneipe die Gäste bedient. „Wer Zeit hat, kann auch arbeiten“, hat meine Mama immer gesagt. Wir hatten nicht mal einen Kinderwagen. Dass meine Eltern mit mir mal in den Zoo, in den Zirkus oder auch nur zum Spielplatz gegangen wären, das gab es alles nicht. Kürzlich war ich mit meiner eigenen Tochter im Zirkus, es war tatsächlich das erste Mal für mich, dass ich einen Zirkus von innen gesehen habe. Ich war begeisterter als mein Kind (lacht). Insofern hat meine Kindheit auch dazu beigetragen, dass ich immer eine gewisse Demut in mir trage. Das ist wohl auch so ein Grund, warum ich meinen Job als Autoverkäuferin nie aufgegeben habe.
Sport ist in Ihrem Leben auch ein wichtiges Thema: 2026 waren Sie Protagonistin der Sendung „Die Superolympionikin“. Hier haben Sie sich in jeder Folge mit einer anderen Olympionikin in einer Ihnen beiden unbekannten Sportart gemessen. Wie kam es dazu und was waren Ihre Highlights?
Sportlich war ich immer schon. 22 Jahre lang habe ich als Rechtsaußen Handball gespielt, als Profi war ich unter anderem für Borussia Dortmund in der 3. Liga aktiv. Deshalb, und weil ich ja auch dafür bekannt bin, keiner Herausforderung aus dem Weg zu gehen, kam man wohl relativ schnell auf mich als Gesicht für die Sendung. Da waren auch echt ein paar tolle Duelle dabei – vom Gewichtheben mit der Biathletin Uschi Disl über das Bahnradfahren gegen Speerwerferin Steffi Nerius, das Fechten mit Skilangläuferin Evi Sachenbacher-Stehle und das Diskuswerfen gegen Eiskunstläuferin Tanja Szewczenko bis hin zum Snowboard-Slalom gegen Weitsprunglegende Heike Drechsler. 14 Tage hatten wir jeweils Zeit, uns auf den Wettkampf vorzubereiten. Mal habe ich gewonnen, mal verloren – eine schöne Erfahrung war das. Ganz besonders gut hat es sich aber natürlich angefühlt, wenn ich am Ende auch gewonnen habe, zum Beispiel im Snowboard-Fahren gegen Heike Drechsler. Schließlich kommt es nicht jeden Tag vor, dass man gegen eine Olympionikin gewinnt (lacht).
2018 sind Sie unter die Autorinnen gegangen und haben Ihr Buch „Das Scheiße-Gold-Prinzip“ herausgebracht. Was besagt dieses Prinzip denn? Was geben Sie den Lesern mit auf den Weg?
Tatsächlich genau das, nämlich dass man aus jeder Scheiße Gold machen kann. Meine Eltern zum Beispiel sind ja damals völlig ohne Sprachkenntnisse nach Deutschland gekommen. Meine Mutter war nur vier Jahre in der Schule, mein Vater sechs. Trotzdem haben sie es geschafft, sich hier eine Existenz aufzubauen. In dem Buch erzähle ich viel aus meinem Leben, von den Hindernissen, die ich hatte, sei es in meiner Karriere als Autoverkäuferin, in meiner Fernsehkarriere oder wo auch immer. Es geht vor allem darum, Herausforderungen nicht zu meiden, sich von nichts abbringen zu lassen und auch Misserfolgen immer etwas Positives abzugewinnen, weil man viel aus ihnen mitnehmen kann.
Professionelle Handballerin, prämierte Autoverkäuferin, erfolgreiche Moderatorin und Buchautorin… Sie sind ein wahrer Tausendsassa. Zuletzt waren Sie sogar mit Ihrem eigenen Comedy-Programm „Wer bremst, verliert!“ auf den deutschen Bühnen unterwegs. Warum die Entscheidung, Comedy zu machen?
Eigentlich ist die Comedy-Sache mehr aus einem Zufall heraus entstanden. Ich hatte abends eine Lesung, allerdings lag schon ein langer anstrengender Tag auf der Frankfurter Buchmesse hinter mir, ein Zug war zudem noch ausgefallen… da war ich so gerädert, dass ich mich dazu entschieden habe, einfach frei aus meinem Buch zu erzählen. Das lief dann so gut und kam so gut an, dass ich auch die noch ausstehenden Lesungen abgesagt und den Inhalt des Buches, das ja überwiegend aus lustigen Geschichten aus meinem Leben besteht, einfach als Comedy-Programm präsentiert habe. Mir gefällt einfach das direkte Feedback, das man hier von seinem Publikum bekommt. Bislang fällt dieses auch durchweg positiv aus. Die Leute danken mir häufig hinterher, dass ich sie für zwei Stunden aus dem Alltag herausgeholt habe. Nach jedem Auftritt gehe ich immer ganz beflügelt nach Hause. Sowieso war auf der Bühne zu stehen immer ein Kindheitstraum von mir, seit ich damals das erste Mal Theater gespielt habe. Im Grunde war mir auch immer klar, dass ich da mal landen würde, auch weil ich in der Schule schon immer der Klassenclown war (lacht). Aktuell arbeite ich bereits an meinem zweiten Programm, mit dem ich dann bald wieder auf Tour gehen werde.
2022 sind Sie auch Mutter geworden. Wie schaffen Sie eigentlich den Spagat zwischen Ihrem Privat- und Familienleben und Ihren vielfältigen anderen Aktivitäten in Beruf und Showbiz-Karriere?
Einfach ist es natürlich nicht. Wenn ich auf meiner Comedy-Tour unterwegs bin, in weiter entfernten Städten, nehme ich meine Tochter deshalb auch häufig mit. Sie ist schon eine richtige Globetrotterin. Abends während der Auftritte ist sie backstage und tagsüber machen wir meistens einen Ausflug. Mein Mann ist dann ebenfalls dabei. Er ist seit einem Jahr in Elternzeit, was eine super Entlastung ist. Meine Schwester kommt auch ab und an mit. Man braucht einfach ein funktionierendes Netzwerk. Und es hilft, die Dinge nicht allzu eng zu sehen, also wenn zum Beispiel der Mittagsschlaf mal ausfällt. Aber hier sind wir auch wirklich mit einem sehr entspannten Kind gesegnet worden (lacht).