Michael Wolf ist der einzige Nachfolger des italienischen Sculptore Prof. Paolo Viaggi „Mit jeder Faser meines Körpers“

Mönchengladbach · Er schafft Naturalistisches, was nicht unbedingt auch realistisch ist, immer aber surreal. In Mönchengladbach lebt und arbeitet der Steinbildhauer Michael Wolf, der einzige Nachfolger des großen italienischen Sculptore Prof. Paolo Viaggi. Seine schneeweißen Kunstwerke sind aus echtem Carrara-Marmor und wecken beim Betrachter die unterschiedlichsten Gefühle.

Aus diesem drei Tonen schweren Block, den ihm sein Lehrer in Carrara schenkte, will Michael Wolf das „Stück seines Lebens“ schaffen. Jahrelang hat er sich darauf vorbereitet.

Foto: Andreas Baum

Sie verwundern, erschrecken, laden zum Experimentieren mit dem Blickwinkel ein, sind mal größer, mal kleiner, immer schön, aber nicht unbedingt realistisch proportioniert und auf jeden Fall surrealistisch: Die Marmorskulpturen des Mönchengladbacher Steinbildhauers Michael Wolf. Schneeweiß leuchten die Kunstwerke aus echtem italienischen Carrara-Marmor durch das Grün der Natur. Michael Wolf führt durch seinen Garten, in dem an vielen Stellen die Skulpturen wie aus dem Boden zu wachsen scheinen. Mal scheinen etwa die Blüten und Blätter der Serie „Forza“ im Wolfschen Rosengarten „nur“ Haardeko zu sein, mal verschmelzen die Ranken förmlich mit den Körpern oder scheinen aus ihnen heraus zu wachsen. „Die Rose wird zum Bestandteil des Mädchens“, erklärt Michael Wolf, der eigentlich nichts erklären möchte. Er mag es, wenn die Betrachter sich ihr eigenes Bild machen, die Kunstwerke aus verschiedenen Perspektiven betrachten, Gefühle zulassen, offen dafür sind, welche Stimmung sie einnimmt.

Wolfs Marmorkunstwerke zeigen Gegensätze, zwei Seiten oder das Zusammenspiel von zwei Aspekten: Verborgenes und Offenes, Lieblichkeit und Verderbtheit, Liebe und Tod, Innen und Außen, Positiv und Negativ, Zartheit und Kraft… Dabei spielt er gerne mit dem Betrachter, lässt ihn entdecken und suchen, die Dimensionen finden. Wie etwa bei dem schulterhohen Marmorblock „Durchblick“, aus dem er das selbe Gesicht mal als Positiv und mal als Negativ meterhoch heraus gearbeitet hat und je nach Standpunkt des Betrachters, wird aus dem Negativ das Positiv und umgekehrt.

Die Kunstwerke spielen mit dem Betrachter, verändern sich je nach Blickwinkel.

Foto: Andreas Baum

„Ich brauche die Herausforderung, Motive, die schwierig umzusetzen sind“, sagt Michael Wolf, „ich mache gerne Sachen, die eigentlich nicht gehen“. So werden etwa Hände extra-zart und heben sich filigran ab, nehmen „unnötig“ komplizierte Fingerstellungen ein, weil es dem Bildhauer gefällt, schwierige Aufgaben zu lösen. „Die perfekte handwerkliche Technik ist bei mir der wichtigste Anspruch“, sagt Michael Wolf. Ob seine Werke Handwerk, Kunst oder Kunsthandwerk sind, überlässt er dem Betrachter. Viele der Skulpturen erinnern an seine Frau Marita, die für ihn der Inbegriff von Schönheit ist und mit der er alle seine Projekte gemeinsam entwickelt.

Oft gestaltet Wolf Details besonders filigran und kompliziert, weil er die Herausforderung in seinem Handwerk liebt.

Foto: Andreas Baum

„Ich liebe dieses Handwerk 24 Stunden am Tag“, sagt Michael Wolf. Er genießt es, nach vielen Jahren Auftragsarbeiten als Steinmetz, im Ruhestand endlich jeden Tag das zu arbeiten, was er möchte. „Kloppen“ nennt er das, wenn er aus den tonnenschweren Marmorblöcken mit Hammer und Meißel Gestalten herausarbeitet. Manchmal, „wenn es passt“, wird auch schonmal eine der Skulpturen verkauft. Die meisten aber gehören quasi zur Familie.

Michael Wolf hat nach dem Abitur eine Ausbildung als Steinmetz gemacht, hat sich später mit der Bildhauerei der Renaissance beschäftigt und in Carrara den letzten großen Meister der Carrrara-Steinbildhauerei, Paolo Viaggi, kennengelernt. „Ich lebe dieses Handwerk seitdem mit jeder Faser meines Körpers“, sagt er. Paolo Viaggi hat ihn ausgebildet und ihn in die Verantwortung genommen, der letzte zu sein, der nach ihm selber dieses Handwerk auf diese Art noch beherrscht.

INFO: cuore-di-marmo.de