Lothar Beseler wollte wissen, wie die Kandidaten zur Kunst und Kultur in Meerbusch stehen. In gut 75 Minuten interviewte der 1. Vorsitzende des MKK sie daher zu fünf Themen, die das kulturelle Engagement der Stadt Meerbusch betreffen. Aufgrund des engen Zeitplans blieben den Befragten jeweils nur etwa zwei Minuten Zeit, um ihre eigenen Positionen deutlich zu machen. Oft herrschte Einigkeit, es gab jedoch auch unterschiedliche Haltungen.
Gestartet wurde mit dem Thema Haus Meer. Sarah Winter (Grüne) hatte den Traum, das Haus Meer städtisch zu kaufen, und konstatierte, dass dieser Traum ausgeträumt sei. Sie hält das gegenwärtige Konzept des Investors „Wohngut“ für das Beste, was bisher vorgelegt wurde, und will es unterstützen. Bürgermeister Christian Bommers (CDU) gab sich optimistisch, dass eine gute Lösung gefunden wird. Andreas Wagner (Die Fraktion) hingegen hält den gegenwärtigen Verfall der Denkmäler für nicht hinnehmbar. Nicole Niederdellmann-Siemes (SPD) merkte an, dass Denkmalschutz und Wirtschaftlichkeit zusammenpassen müssen. Auch Dieter Schmoll (UWG) findet die Seniorenwohnen-Bebauungspläne ausgezeichnet.
Zum Teil sehr unterschiedlich waren die Meinungen zur Brüll-Mühle. Andreas Wagner findet es nicht gut, die Mühle an einen Investor abzugeben. Bürgermeister Bommers zeigte sich dankbar für das Konzept des Investors und möchte, dass die Mühle Flügel bekommt, erwähnte aber auch, dass bisher kein Kaufvertrag unterschrieben wurde.
Einig waren sich die Bürgermeister-Kandidaten über die Bedeutung der Städtischen Musikschule. Natürlich werde immer auf den Prüfstand gestellt, ob es nicht kostengünstiger geht. Aber die Musikschule sei auch Botschafterin der Stadt und wirke völkerverbindend, hieß es. Dieter Schmoll zitierte in diesem Zusammenhang seine Mutter: „Wo Musik gemacht wird, da lass dich nieder.“ Bürgermeister Bommers sieht Musik als verbindendes Element der Städtepartnerschaften. Sowohl SPD (Nicole Niederdellmann-Siemes) als auch die Grünen (Sarah Winter) wollen bestehende Partnerschaften pflegen und ausbauen. Bürgermeister Bommers erwähnte in diesem Zusammenhang die derzeit 2 488 Schülerinnen und Schüler an der Musikschule und informierte, dass die Beiträge gerade um 20 Prozent erhöht wurden. Daraufhin meinte Sarah Wagner, dass Städtepartnerschaften aus der Bevölkerung heraus gelebt werden müssen.
Zu der Frage „Soll die Stadt mehr tun für die Kunst? Oder ist das Konkurrenz für die Künstlervereine?“ waren sich die Bürgermeister-Kandidaten mehrheitlich einig: Sarah Winter sieht keine Konkurrenz, sondern möchte Kulturraum gemeinsam entwickeln. Cristian Bommers erwähnte, dass der Abteilungsleiter für Kultur, Michael Krones, als Bindeglied zwischen Stadt und Kulturverein steht. Auch Dieter Schmoll will nicht verzetteln, sondern bündeln.
Die Stadtbibliothek mit den Projekten zur Medienkompetenz war ein besonders wichtiges Thema. Soll sich die Stadt weiter finanziell engagieren? Oder soll sie Sponsoren suchen? Bürgermeister Bommers zeigte auf, dass im Haushalt 120 000 Euro für Medienkompetenz eingestellt seien und darüber hinaus finanzielle Unterstützung auch von der Bürgerstiftung kommt. Dieter Schmoll sieht diesen Weg als den richtigen. Medienkompetenz sei das Wichtigste. Sarah Winter findet, dass die Stadt weiter finanzieren, aber gleichzeitig auch Sponsoren ins Boot holen soll. Nicole Niederdellmann-Siemes und Andreas Wagner teilen diese Sichtweise ebenfalls.
Zur Sprache kamen auch die Kunstwege Büderich und Latumer See. Sollte sich die Stadt da mehr engagieren? Nicole Niederdellmann findet Kunst im öffentlichen Raum wunderbar und sieht Kunst als weichen Standortfaktor. Sarah Winter bemängelt den fehlenden Ausgleich zwischen Kunst und Naturschutz am Latumer See.
Die zur Verfügung stehende Zeit war knapp, so konnten lange nicht alle Themen ausdiskutiert werden. Trotzdem konnten – Dank der zielgerichteten Moderation von Lothar Beseler – die Teilnehmer der Veranstaltung ein aufschlussreiches Bild über die Ansichten und Vorstellungen der Bürgermeisterkandidaten gewinnen.