Auslöser war Löschschaum, der die PFAS-Konzentration im Willicher Gebiet hat ansteigen lassen. Aktuell stehen drei Männer im Verdacht, über ein Willicher Unternehmen Löschschaum illegal gelagert und entsorgt zu haben. Gegen sie wurde Anklage erhoben.
Dabei ist das Thema PFAS für Willicher Bürger nicht neu. Bereits vor zwei Jahren wurde eine erhöhte PFAS-Belastung im Brunnen von Anrath entdeckt. Dies wurde bei einer prophylaktischen Untersuchung festgestellt. „Damals haben wir Sofortmaßnahmen eingeleitet, um die Belastung zu senken“, erinnert sich Stadtwerke/Wasserwerke-Geschäftsführer Tafil Pufja. Um solchen ‚bösen‘ Überraschungen vorzubeugen haben seinerzeit die Stadtwerke den Bau einer modernen Anlage vorangetrieben, die nun mit dem Spatenstich ihren Anfang genommen hat. Über den Neubau der Aktivkohle-Filtrationsanlage, der im Dezember 2025 abgeschlossen sein wird, freuten sich mit Tafil Pufja auch Bürgermeister Christian Pakusch und Meerbuschs Bürgermeister Christian Bommers. „Für die Menschen in Osterath, die ihr Trinkwasser unter anderem aus Anrath beziehen, ist die Sicherheit durch moderne Technologie von zentraler Bedeutung“, so Meerbuschs Bürgermeister. Christian Pakusch kann seinem Amtskollegen nur zustimmen: „Mit der neuen Anlage können sich unsere Bürgerinnen und Bürger darauf verlassen, dass sie auch zukünftig einwandfreies Trinkwasser genießen können.“
Für den Bau der neuen Anlage investieren die Stadtwerke 1,4 Millionen Euro um vor allem PFAS aus dem Trinkwasser zu filtern. Doch die Anlage kann noch mehr: „Sie filtert auch andere unerwünschte Stoffe wie Pflanzenschutzmittel raus, was in unserem ländlichen Raum ein wichtiger Aspekt bei der Aufbereitung von Trinkwasser ist“, erklärt Rainer Röder, der Umweltdezernent des Kreises Viersen.
Auf einer Grundfläche von knapp 900 Quadratmetern werden acht paralelle Filterkessel mit einem Volumen von 20 Kubikmetern installiert. Das Filtermaterial ist Aktivkohle aus Steinkohle, die Fördermenge beträgt 640 Kubikmeter pro Stunde mit einem Druck bis zu 2 bar. Die Anlage funktioniert – per Fernüberwachung – vollautomatisch.
„Die Anlage stellt sicher, dass wir unter den Grenzwerten bleiben, die uns die novellierte Trinkwasserverordnung vorgibt“, erklärt der Stadtwerkechef. Ab 2026 sind das für 20 Verbindungen der PFAS-Stoffgruppe 100 Nanogramm pro Liter, ab 2028 gelten für besonders bedenkliche PFAS sogar nur noch 20 Nanogramm. Seit der PFAS-Feststellung vor zwei Jahren wird regelmäßig gemessen. „Die Werte liegen bisher meistens unter 100 Nanogramm“, heißt es von Seiten der Stadtwerke. Bei steigendem Wert – sollte dies vor Inbetriebnahme der Anlage sein – gebe es Präventivmaßnahmen.
Insgesamt gibt es im Anrather Gebiet vier Brunnen. Zwei sind seit 2024 außer Betrieb. Aus den beiden anderen Brunnen wird ganz normal Trinkwasser gefördert. Zukünftig wollen die Stadtwerke im laufenden Betrieb sehen, wie lange die Aktivkohle PFAS aufnimmt, bevor sie aufbereitet werden muss.
Für den Betrieb der Anlage rechnen die Stadtwerke mit einem Aufwand von 200 000 Euro. „Diese Kosten werden wir über den Wasserpreis auf die Verbraucher umlegen müssen“, sagt Tafil Pufja. Die Mehrkosten pro Haushalt könnten dann bei circa 20 Euro mehr pro Jahr liegen. „Sollte der Verursacher der PFAS-Einträge eindeutig identifiziert werden und wir können Schadensersatz-Ansprüche geltend machen, wird der Preis für die Haushalte natürlich wieder gegebenenfalls sinken“, heißt es aber von den Stadtwerken.