Das Top Magazin hat den Garten von Marita und Michael Wolf besucht „Wir tun nichts, was der Garten nicht will“

Mönchengladbach · Der gigantische Garten von Marita und Michael Wolf in Mönchengladbach-Hockstein gilt als einer der schönsten in der Region. Ganz alleine bewirtschaftet das Ehepaar die 40.000 Quadratmeter. Wie das geht? „Wir leben mit und nicht gegen den Garten“, sagen sie.

„Mein Frau ist die mit dem grünen Daumen, ich bin nur der Hilfsgärtner“: Marita und Michael Wolf.

Foto: Andreas Baum

Oben am Himmel kreist ein Bussard und sieht auf die üppige Vielfalt von exotischen und heimischen Bäumen und blühenden Stauden herab. Die kreative Oase im Süden von Mönchengladbach lockt viele Tiere an – Feldhasen und Fledermäuse zum Beispiel und einen Eisvogel … und auch Menschen. Schon am Eingang begrüßen die Besucher ein englischer Rosengarten und mehrere Mammutbäume. In den Teichen blühen Seerosen und Lotus um die Wette, den Bambuswald beschneidet Michael Wolf regelmäßig so, dass die dickeren Bambusstämme genug Platz haben. Manche davon haben schon Armstärke erreicht. Vor allem Bäume haben es den beiden Gartenliebhabern angetan, alter Baumbestand nah am Haus und über 1.000 jüngere Bäume in einem 30.000 Quadratmeter großen Arboretum, das sie 2017 noch zum 10.000 Quadratmeter großen Hausgarten dazugekauft haben.

Marita und Michael Wolf sind „Umsiedler“, sie gehören zu denen, die durch den Tagebau Garzweiler ihre alte Heimat in Immerath verloren haben. Eigentlich wollten sie neu bauen, bis ihnen zufällig das alte englische Haus mit dem großen Garten am Rand von Hockstein „über den Weg lief“. Dass sie sich sofort verliebten, hatte auch mit einem Baum zu tun. „Wir hatten hier die älteste Hängebuche Mönchengladbachs direkt neben dem Haus“, sagt Michael Wolf, rund 200 Jahre alt. „Ein Zwiesel aus zwei ineinander gedrehten Stämmen“, schwärmt Marita Wolf. Als der Sturm den Baum „holte“, hätten sie so manches Tränchen gedrückt. Seitdem erinnert eine Holzskulptur aus dem Rest des Stammes an den Platz, an dem die gewaltigen Äste früher einen Teil des Gartens beschattet haben.

Überall im Garten begegnet man den Statuen von Michael Wolf aus echtem Carrara Marmor. Er gilt als einziger Nachfolger des letzten großen Meisters aus Carrara, Prof. Paolo Viaggi.

Foto: Andreas Baum

Mit 20 Lkw Pflanzen aus dem alten Garten in Immerath zogen die Wolfs 2008 in ihr neues Refugium. „Wir sind keine Pflanzenkäufer“, sagen sie. Vielmehr besteht der Garten aus Getauschtem von Gartenfans auf der ganzen Welt, aus selbst gezogenen Ablegern, eigenhändig Gesätem, manchmal Schnäppchen aus dem Baumarkt und Pflanzen-Geschenken von Freunden. Die Banane zum Beispiel, für die es nicht so einfach war, das richtige Plätzchen zu finden, trägt in diesem Jahr zum ersten Mal Früchte. Die drei geschenkten Olivenbäume halten im Arboretum wacker den Wintern stand und die die Blasenesche von Freundin Hannelore entwickelt sich zu einem Prachtexemplar. Selbst der mickrigste Ableger wird mit Liebe gepflegt und niemals aufgegeben. „Die meisten Leute fragen, danach, wie wir die Arbeit bewältigen“, sagt Michael Wolf, aber das sei gar nicht so schlimm. „Was wir nicht mehr können, wird abgeschafft und wir tun nichts, was der Garten nicht will“. Alles sei so angelegt, dass es keine Probleme mache und keine Hilfe von außen notwendig sei. Sicher, wenn Michael Wolf alle zwei Wochen den Rasen mäht, dann dauert das sechs Stunden. Aber einen Nutzgarten, wie damals in Immerath gibt es nicht mehr, weil die Wolfs keine Sklaven ihres Gartens sein wollen. „Bei der Größe kann man nicht jedem Unkraut hinterherlaufen“, sagt Rita Wolf.

Es blüht und wächst auf 40000 Quadratmetern.

Foto: Andreas Baum

Verschiedene Teiche schaffen kühle Oasen.

Foto: Andreas Baum

Die zusätzlichen 30.000 Quadratmeter des Arboretums (Gehölzsammlung) seien nicht geplant gewesen, sagen die Wolfs. Weiter auf das Nachbargrundstück mit den mehr und mehr verwahrlosenden Ruinen einer ehemaligen Gärtnerei zu gucken, habe ihre Lebensqualität aber so stark eingeschränkt, dass sie nicht anders konnten, als das Grundstück auch noch zu kaufen – und dort bei Null anzufangen. Wo damals tonnenweise Erde verschoben wurde, wachsen heute auf sanften Hügeln und in Senken Nadelbäume, Laubbäume, Zypressen und vor allem Mammutbäume in unterschiedlichen Größen. Die beiden Baumfans kennen jeden einzelnen der 1.000 Bäume und auch deren Geschichte und seien sie noch so klein. Auf die 13 verschiedenen Sorten Küstenmammut ist Michael Wolf besonders stolz. „Hier waren schon Dendrologen, die gar nicht wussten, dass es überhaupt so viele Sorten gibt“.

Bei Marita und Michael Wolf ist fast immer offene Gartenpforte. Wenn das Tor auf ist, darf man den Garten betreten und neben den Pflanzen auch die wunderbaren weißen Marmor-Skulpturen von Steinbildhauer Michael Wolf besichtigen, die überall im Garten zu finden sind. „Wenn wir unsere Ruhe haben wollen, machen wir einfach zu“, sagen sie.

Mehr Info unter https://mamiwolfsgarten.de/