Krefelder Zoo Ein Projekt für die Zukunft

Krefeld · Krefelds Menschenaffenpark: Die Eröffnung des ersten Warmhauses im Oktober ist ein Meilenstein für den Krefelder Zoo, der nach der Brandkatastrophe der Silvesternacht 2020 nun endlich wieder den Blick nach vorne richten kann.

Foto: Simon Erath/SIMON ERATH

Persönlicher Rückblick: Den Morgen des 1. Januar 2020 werde ich wohl Zeit meines Lebens nicht vergessen können. Es war kurz nach 9 Uhr, mein Mann und ich waren zu Besuch in München, als ich das erste Mal an diesem Neujahrstag auf mein Handy blickte. Die Vielzahl an Nachrichten und verpasster Anrufe rief in mir gleich ein mulmiges Gefühl hervor. Sekunden später wurde aus der Ahnung Gewissheit. „Brand im Krefelder Zoo“, „Viele Tiere getötet“, „Es wird gleich eine Pressekonferenz geben“. Reflexartig schaltete ich den Fernseher ein – und schon tauchten die Bilder des Schreckens vor mir auf. Ich fühlte mich taub, fassungslos, die Tränen kullerten die Wangen hinunter. Als Krefelder, damals knapp 40 Jahre alt, bin ich mit den Menschenaffen in unserem Zoo aufgewachsen. Ein jeder meines Jahrgangs kannte ihre Namen, wusste um ihre Eigenarten. „Unser“ Silberrücken Massa flippte jedes Mal aus, wenn mein Opa und ich an der Panzerglasscheibe standen und winkten. Dann nahm er Anlauf und sprang mit allen vieren vor die Trennscheibe. Opa erschrak sich jedes Mal. Massa, dies wurde gut zwei Wochen später traurige Gewissheit, musste aufgrund seiner massiven Brandverletzungen erschossen werden. Fünf Orang-Utans, zwei Gorillas, ein Schimpanse, sowie zahlreiche kleinere Affen, Flughunde und Vögel starben bei dem Feuerinferno.

Versprechen und riesige Solidarität: Bereits am Morgen dieses 1. Januars versprachen Stadt und Zoo im Schulterschluss, dass die Artenschutzarbeit im Krefelder Zoo für die in der Natur immer stärker bedrohten Menschenaffen fortgesetzt werden soll. Die Solidarität der Menschen (nicht nur aus Krefeld) war riesengroß. Rund 4,5 Millionen Euro gingen an Spenden ein.

Die Pläne für ein „ArtenschutzZentrum“ wurden schnell entwickelt. Der Zoo Krefeld gGmbH wurde eine 0,4 Hektar große Fläche des benachbarten Kunstrasen-Fußballplatzes zugesprochen, so dass eine Mindestfläche von 2,0 Hektar für das Großprojekt zur Verfügung stand. Um etwa das Fünffache wird das Areal für die Menschenaffen erweitert.

Krefeld im September 2025: In wenigen Wochen wird das erste Drei-Arten-Warmhaus für Gorillas, Schimpansen und Mangaben eröffnet. Regelmäßige Zoobesucher, wie ich einer bin, beobachten die fortschreitende Entwicklung mit Argusaugen und enormer Vorfreude. In den Innenanlagen werden die Tiere größtenteils auf Naturboden leben. Die Deckenhöhe (bisher rund vier Meter) wird in den neuen Domizilen auf acht Meter anwachsen. Die Planer griffen bei der Planung für die Außengehege auf die bereits vorliegenden Pläne für den „Schimpansen-Wald“ zurück, der bereits vor der Katastrophe vorgesehen war.

Dr. Stefanie Markowski, die seit Januar 2024 Direktorin des Zoos ist und zuvor viele Jahre als Tierärztin im Krefelder Tierpark arbeitete, weiß um die Bedeutung des einzigartigen Projektes: „Mit dem ArtenschutzZentrum erfüllen wir unseren Teil des Ex-situ-Artenschutzes. Wir pflegen und züchten hochbedrohte Tiere, damit die Art langfristig erhalten werden kann. Im Idealfall sind irgendwann Lebensräume wieder so sicher, dass es zur Wiederansiedlung ganzer Familien kommt“, sagt sie.

Bei der gesamten Planung, dies betont Dr. Stefanie Markowski, habe das Wohl der Tiere oberste Priorität. Die Menschenaffen werden viele Rückzugsmöglichkeiten haben, können ihr natürliches Verhalten jederzeit ausleben. Die Planungen für den zweiten Bauabschnitt, dem Warmhaus für die Orang-Utans sowie eine weitere Affenart, laufen in vollen Zügen. Das Großprojekt soll bis 2030 realisiert werden.

Persönlicher Ausblick: Auch wenn wir, die den Krefelder Zoo seit Kindheit kennen und lieben, die Bilder der Silvesternacht wohl nie werden vergessen können, so steigt nun auch die Vorfreude auf das, was kommt. Sicherlich werden dann wieder ein paar Tränen die Wange hinunter kullern. Doch diesmal vor lauter Erleichterung und Begeisterung und ja, auch in Erinnerung an die 30 Tiere, die vor gut fünf Jahren in diesem schrecklichen Brand ums Leben kamen…