Startpunkt der Rundtour ist Reykjavík, und zwar mit dem Mietwagen. Über schotterige Straßen und durch Vulkanlandschaften geht es von der Küste aus 40 Kilometer östlich ins Landesinnere in den Nationalpark Þingvellir, gelegen am Nordufer des Sees Þingvallavatn. Das Auseinanderdriften der eurasischen und der amerikanischen tektonischen Platten wird an diesem von vier aktiven Vulkansystemen umgebenen Ort besonders gut sichtbar, speziell die Almannagjá (Allmännerschlucht) beeindruckt hier mit imposanten Felsspalten. Das fantastische Panorama macht das Naturerlebnis perfekt.
Doch nicht nur die Geologie und die traumhafte Naturkulisse zeichnen Þingvellir aus. Auch historisch kommt dem Ort eine große Bedeutung zu. Darauf lässt schon der Name schließen, der auf Deutsch „Ebene der Volksversammlung“ bedeutet. Da sich in Þingvellir zur Zeit der Besiedlung Reitpfade aus allen Teilen Islands kreuzten, entschied man sich um das Jahr 930, hier alljährlich während zwei Wochen im Juni die traditionelle Versammlung Althing abzuhalten. Sie hatte sowohl eine gesetzgebende als auch eine gerichtliche Funktion und gilt als eines der ältesten Parlamente der Welt. Ihr Ende fand diese Versammlung erst 1798, als die Dänen sie auflösten. Dennoch tauchte Þingvellir noch ein weiteres Mal in den Geschichtsbüchern auf: Am 17. Juni 1944 wurde hier die Republik Island ausgerufen.
Von der weitläufigen Landschaft des Nationalparks führt die Reise weiter nach Osten ins Tal Haukadalur am Fuße des Berges Laugarfjall. Dieses Geothermalgebiet ist vor allem bekannt für den Geysir Strokkur, der zuverlässig circa alle zehn Minuten ausbricht, manchmal auch bis zu dreimal kurz hintereinander. Erst bildet sich eine zwei Meter breite Blase, die schließlich explodiert und eine riesige Fontäne in den Himmel schießt. Voll gespannter Erwartung fiebern die Besucher hier – in sicherem Abstand versteht sich – der nächsten Eruption entgegen, Handys und Kameras immer im Anschlag. Neben dem Strokkur (deutsch: durchwirbeln, aufwühlen) gibt es aber noch eine Vielzahl weiterer heißer Quellen, unter anderem auch den Großen Geysir, den Namensgeber aller anderen Geysire. Er bricht jedoch nur unregelmäßig aus.
Nur fünf Kilometer vom Haukadalur entfernt krönt schließlich ein anderes Naturschauspiel die Tour auf dem goldenen Ring: Der Gullfoss (auf Deutsch: der goldene Wasserfall) hat den Rundkurs nicht nur namentlich geprägt, er stellt auch – zumindest vom Spektakel her – seinen Höhepunkt dar: Zweimal, einmal aus elf und einmal aus 21 Metern Höhe, fallen die Wassermassen des Flusses Hvítá hier in die Tiefe, das zweite Mal in eine 2,5 Kilometer lange und 70 Meter tiefe Schlucht. Ein überwältigender Anblick, der um 1920 aber beinahe dem Staudammprojekt einer englischen Gesellschaft zum Opfer gefallen wäre.
Fazit nach den 300 Kilometern auf dem goldenen Ring: Nirgendwo sonst bekommt man in so kurzer Zeit einem so treffenden Eindruck davon, was Island ausmacht. Geysire, Vulkane, Wasserfälle und wundervoll raue Landschaften, all das wird den Besuchern hier geboten.