Besonders die traditionellen Putzarten und -techniken, die sowohl an Fassaden als auch in Wohnräumen zur Anwendung kamen, sind faszinierende Zeugnisse handwerklicher Kunst und bauphysikalischer Klugheit. Sie verbinden Ästhetik, Funktion und Umweltverträglichkeit auf harmonische Weise.
In der Vergangenheit setzten Handwerker vor allem auf natürliche, mineralische Materialien. Kalk, Lehm, Sand und natürliche Pigmente waren die Grundstoffe für Oberflächengestaltung. Kalk- und Lehmputze sind diffusionsoffen, das heißt: durchlässig für Wasserdampf, was die Gefahr von Feuchtigkeitsschäden und Schimmelbildung reduziert.
Gerade bei Wohnräumen in älteren Gebäuden, die noch keine moderne Isolierung besitzen, sind diese Eigen schaften essenziell, um das Bauwerk zu schützen und das Raumklima zu regulieren. An Fassaden angewendet, schützen sie die Bausubstanz dank ihrer Atmungsaktivität vor Witterungseinflüssen.
Neben ihren bauphysikalischen Eigenschaften lassen sich Mineralputze auch äußerst vielseitig verarbeiten: Von glatten, fein verputzten Flächen bis hin zu rustikalen Strukturen mit sichtbaren Oberflächen. Sie dienten früher gleichermaßen der funktionalen und ästhetischen Gestaltung von Gebäuden.
Zur Farbgebung lassen sich natürliche Pigmente einsetzen, um Fassaden und Innenräume in warmen, harmonischen Tönen zu gestalten.
Aber warum erzähle ich Ihnen das? Weil traditionelle Putze und Verarbeitungstechniken entscheidende Vorteile gegenüber vielen modernen Produkten mitbringen – und man sie noch heute anwenden kann.
Wer über ein historisches Gebäude verfügt, der hat damit auch eine Verantwortung für unser kulturelles Erbe inne. Bei Renovierungsarbeiten fallen Entscheidungen allerdings oft zugunsten der günstigsten Lösung aus, gerade bei Materialien, die dem Laien fremd sind – so wie Putze und Farben. Das ist verständlich. Niemand möchte unnötig zu viel investieren.
Jedoch sind historische Putze und Putztechniken mehr als dekorative Liebhabereien: Sie sind ein integraler Bestandteil der Bauphysik und des nachhaltigen Bauens. Es lohnt sich, diese traditionellen Techniken bei der Sanierung alter Gebäude wiederzuentdecken und zu bewahren – nicht nur um der Authentizität willen.
Ihre raumklimatischen Fähigkeiten, ihre vielfältigen Gebrauchsmöglichkeiten und nicht zuletzt ihre nachhaltigen Qualitäten machen sie zu einem wirklich guten Investment.
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