Heidemarie Niegeloh, Sprecherin des Arbeitskreises, freute sich sichtlich darüber, ihren guten Parteifreund, der mittlerweile bereits 85 Jahre alt ist, zu treffen. „Münte“, wie ihn die Genossen nennen, bewies, warum er als eine der prägendsten Persönlichkeiten der deutschen Sozialdemokratie gilt. Ein rhetorisch starker Redner, der sowohl zum Nachdenken und Handeln als auch zum gemeinsamen Lachen einlud. Die lange Anreise aus Berlin nahm Müntefering auch deshalb auf sich, so erklärte er, weil Meerbusch den guten Ruf genieße, ein Ort des gepflegten Austauschs zu sein. Und wenn man in seiner Heimat, im Sauerland, oft auch die Logik vertrete, dass man über das Älterwerden nicht sprechen müsse, weil man schließlich von Natur aus älter werde, so sei dies ein Grund mehr, in Meerbusch zu landen, denn das Gegenteil sei richtig: Man müsste reden.
Müntefering regte an, dass man sich viel stärker mit dem Älterwerden beschäftigen solle. Politisch, gesellschaftlich, wirtschaftlich und persönlich, damit man frühzeitig wisse, wie es gelingen kann, im Alter gut zu leben. So sollte es seiner Meinung nach zum Beispiel flächendeckend VHS-Kurse geben, die speziell auf diesen letzten Lebensabschnitt vorbereiten, etwa indem man sich mit Gesundheitsprävention, Teilhabe und Selbstbestimmung beschäftigt. Das sei wichtig, weil man immer auch selbst einen kleinen Beitrag zu einem guten Leben im Alter beitragen könne, etwa auch, indem man soziale Kontakte pflege. Jeden Tag, so gestand er, würde er Gymnastik machen, um sich fit zu halten.
Über 40 Gäste lauschten bei Kaffee und Kuchen der lebhaften Diskussion und brachten sich mit Fragen ein. Chantal Messing, Vorsitzende der SPD Meerbusch, betonte: „Wir alle sind Meerbusch. Das ist nicht nur ein Motto, sondern eine Vision des Zusammenlebens in unserer Stadt, das auf Solidarität, Würde und Respekt basiert.“ Messing weiter: „Meine Generation, also Menschen in der sogenannten Lebensmitte, profitieren vom Austausch und von der Erfahrung der Älteren. Und wenn sich dann noch Altersexpertinnen und -experten vor Ort für Seniorinnen und Senioren politisch einbringen, dann gestalten sie letztlich auch die Zukunft der jüngeren Generationen, also auch die meine und die meiner Kinder, gleich mit.“ Wenn der Arbeitskreis 60+ zum Beispiel weitere Parkbänke und Trinkbrunnen für ältere Menschen fordere, so tue er das letztlich für alle anderen. „Wenn wir die Wege fit für Rollatoren machen, dann werden sie automatisch auch ,kinderwagenkonform‘ und das ist fair! Das ist gelebtes Miteinander!“, so Messing.
Auch Hans-Günter Focken, Vorsitzender des Sozialausschusses, sowie Oswald Hepner, Vorsitzender des Meerbuscher Seniorenbeirats, brachten sich in der Debatte mit ihrer Expertise ein. Sie diskutierten etwa über eine intelligente Ampelführung, die individuelle Ampelphasen ermöglichen könnte. An manchen kritischen Kreuzungen in Meerbusch sei dies eine sehr gute Lösung, denn dadurch könnte sichergestellt werden, dass es für alle Verkehrsteilnehmer sicherer wird.
Müntefering lobte an der Stelle, dass es in Meerbusch einen Seniorenbeirat gibt. Er unterstrich dabei, dass die Sichtweisen älterer Menschen in politischen Entscheidungen einzubeziehen seien. Müntefering: „Seniorenbeiräte sind eine gute Sache. Da sitzen Alltagsexperten am Tisch. Die Landesregierung NRW sollte sich an Städten, wie es Meerbusch ist, ein Beispiel nehmen und Seniorenbeiräte verpflichtend für alle Kommunen machen. Es sollte nie von der Gunst einzelner abhängen, ob die Perspektiven der vielen älteren Menschen durch einen Seniorenbeirat Berücksichtigung finden oder nicht.“
Ein zentrales Thema des Nachmittags war auch das Wohnen im Alter: In Meerbusch sind 30 Prozent der Bevölkerung über 60 Jahre alt, und 95 Prozent leben im eigenen Zuhause. Viele möchten gern in kleinere, seniorengerechte Wohnungen umziehen, finden aber kaum passende Angebote. Nicole Niederdellmann-Siemes, Bürgermeisterkandidatin der SPD betonte: „Wir setzen uns seit jeher für mehr seniorengerechten Wohnraum in Meerbusch ein, weil es den unbedingt braucht. Unsere Bürgerinnen und Bürger haben ein Recht darauf, auch im Alter selbstbestimmt wohnen zu können. Dafür brauchen wir vor allem kleine, barrierefreie Wohnungen, die zu den Bedürfnissen unserer älteren Generation passen.“
Hakan Temel, Landratskandidat der SPD für den Rhein-Kreis Neuss, hob noch die Bedeutung von Sport und Bewegung im Alter hervor und betonte in diesem Zusammenhang die Wichtigkeit eines guten Fußgänger- und Radwegenetzes, auch für das Laufen und Radfahren – sehr zum Gefallen von Franz Müntefering, der sogleich auf sein eigenes Lebensmotto hinwies: „Laufen, Lernen, lachen.“