Grundwasserprobleme in Neuwerk „Wie auf einem Pulverfass“

Neuwerk · Während andere sich Sorgen machen, dass in Mönchengladbach durch den Tagebau demnächst Wassermangel herrschen könnte, haben Karl Heinz Johnen und seine Nachbarn ganz andere Probleme. „Sie brauchen einen Eimer Grundwasser? Ich kann Ihnen kurz einen aus dem Keller schöpfen“, sagt der Neuwerker. Er will jetzt mit den Nachbarn eine Bürgerinitiative gründen.

Monika Berten, das Ehepaar Karl Heinz und Renate Johnen und Willi Siemes (v.l.) wünschen sich Hilfe von der Stadt. Sie wollen mit weiteren Betroffenen eine Bürgerinitiative gründen.

Foto: RBAV/Ulrike Mooz

Wenn Karl Heinz Johnen auf der Terrasse seines Hauses im Loosenweg eine Holzplanke hochnimmt, steht nur wenige Zentimeter darunter das Grundwasser, und das, obwohl es seit zwei Wochen nicht geregnet hat. „Wenn die im Süden von Mönchengladbach wegen des Tagebaus zu wenig Grundwasser haben – wir können es eimerweise aus dem Keller holen“, sagt er mit Galgenhumor. Als er und seine Frau Renate vor 42 Jahren das Haus gebaut haben, wusste keiner was von Grundwasserproblemen. Die einzige Möglichkeit, dem Problem heute zu begegenen, sei ein acht Meter tiefer Brunnen im Keller, mit einer Pumpe im Dauerbetrieb, die geschätzte 9 Euro Stromkosten am Tag produziere, plus Abwassergebühr, hat Johnen von einem Fachmann gehört. Einbaukosten: 8 000 Euro.

Nachbarin Monika Berten vom Gatherskamp mag schon gar nicht mehr in den Keller gehen, aus Angst, dort auf neue „Feuchtgebiete“ zu stoßen. 13 000 Euro hat sie im vergangenen Jahr ausgegeben, um rings um die Kellerräume eine Ablaufrinne bohren zu lassen, in der zur Zeit das Wasser wieder mehr als einen Zentimeter hoch steht. Ausblühungen, Schimmel und blätternder Putz sind die Folge der Dauerfeuchtigkeit. „Verschönerungen, wie Kacheln auf dem Boden lasse ich erst gar nicht machen, das lohnt sich ja nicht“, sagt sie. Ihr Haus ist von 2004, also noch nicht so alt. Aber auch sie hat niemand darauf hingewiesen, dass das Haus sicherheitshalber in einer „Wanne“ stehen sollte. Eine ihrer Nachbarinnen hat für rund 50 000 Euro rund ums Haus einen Entwässerungsgraben mit Drainage anlegen lassen. „Was sollen die machen, die nicht so einfach so viel Geld zur Verfügung haben?“, sagt Monika Berten.

Monika Berten hat eine Rinne um die Kellerräume ziehen lassen. Auch in trockenen Zeiten steht das Wasser hier ein bis zwei Zentimeter hoch.

Foto: RBAV/Ulrike Mooz

Willi Siemes wohnt gegenüber der Familie Johnen und hatte zum Glück den Ratschlag eines befreundeten Experten angenommen und schon Anfang der 80er Jahre sein Haus in eine Wanne gestellt, wegen des „Sumpfgebietes“ rund um die Bungt. „Leider hat die Wanne bei dem Erdbeben 1992 einen Riss bekommen“, sagt Siemes. Immerhin, bei ihm ist es „nur“ feucht.

Bei Johnens fängt das Grundwasser nur wenige Zentimeter unter der Terrasse an.

Foto: RBAV/Ulrike Mooz

Ein Nachbar hat eines der alten Häuser gerade gekauft und für viel Geld außen aufgraben und neu abdichten lassen – um anschließend festzustellen, dass das Wasser nicht durch die Wände, sondern durch den Boden kommt...

Die Stadt ist nach Landesbauordnung NRW juristisch nicht zuständig für die Misere. Die Häuser hätten grundwasserangepasst gebaut werden müssen, heißt es auf Anfrage des Extra-Tipp von der Pressestelle. Und das liege in der alleinigen Verantwortung des Bauherrn und des von ihm beauftragten Architekten oder Planers. „Sofern dies versäumt wurde, ist es anzuraten einen Bausachverständigen zu beauftragen und die Möglichkeiten zur nachträglichen Behebung des Bausachmangels zu eruieren und gegebenenfalls Abdichtungsmaßnahmen vorzunehmen“.

Die Neuwerker fühlen sich mit der Situation allein gelassen und wollen sie so nicht hinnehmen. „Wir leben wie auf einem Pulverfass“, sagt Monika Berten. Immer wenn es regne, könne das wieder hohe Kosten verursachen.

Im benachbarten Herrenshoff pumpen städtische Pumpen Grundwasser in die Niers, um den Pegel niedrig zu halten. Dafür müssen die Anlieger eine monatliche Pauschale zahlen. Das wäre eine Möglichkeit. „Die Stadt könnte wenigstens mal Fachleute mit Vorschlägen rausschicken“, findet Monika Berten.

Die Nachbarn wollen sich jetzt zusammen tun und eine Bürgerinitiative gründen.

Den Advent genießen
Evangelische Kirchengemeinde Wickrathberg lädt zum lebendigen Adventskalender ein Den Advent genießen