Buch über die vor drei Jahren geschlossene Kinderklinik Neuwerk Kinder, ist die Zeit vergangen

Mönchengladbach · Vor drei Jahren wurde die Kinderklinik Neuwerk geschlossen – nach 53 Jahren und einigen von ihr gesetzten Meilensteinen in der medizinischen Versorgung von Kindern. Mit „Erinnerung an die Kinderklinik“ erinnern Dr. Wolfgang Müller und Monika Berten an sie. Vorgestellt wird das Buch am 28. September in der Zentralbibliothek Carl Brandt Haus – mit anschließender Diskussion um die aktuelle Versorgungslage im Bereich Kindermedizin in Mönchengladbach.

Fröhliche Momente an schweren Kindertagen. Dafür sorgten Clown Pepe und das engagierte Team der Kinderklinik Neuwerk.

Foto: Krankenhaus Neuwerk/Archiv

Wenn Monika Berten durch Neuwerk läuft, wird sie immer wieder angesprochen, erzählt sie. „Schade, dass Sie nicht mehr da sind, können Sie nicht mal in den Kinderwagen gucken?“, hieße es dann oft. Seit dem 30. September 2021 gibt es die Kinderklinik Neuwerk nicht mehr, in der Monika Berten Abteilungsschwester war.

„Sang- und klanglos geschlossen, ohne jede Würdigung“, wie Dr. Wolfgang Müller, ehemals Ärztlicher Leiter der Neuwerker Kinderklinik es beschreibt. Das Buch „Erinnerung an die Kinderklinik“, für das er zusammen mit Monika Berten und den ehemaligen Kinderkrankenschwestern Edelgard Ophoven, Erika Zwick und Hannemie Rodenbüsch, liebevoll Erinnerungen, Fotos und alte Zeitungsausschnitte zusammengetragen hat, schließt nun eine Lücke, zumindest in der Erinnerung.

Müller ist es ein Anliegen, daran zu erinnern, dass die Kinderklinik Neuwerk von Anfang an wichtige und nachhaltige Impulse gegeben hat: „Sie war die erste Klinik, die unter dem damaligen Chefarzt Prof. Dr. Michael Hertl die moderne Leukämiebehandlung bei Kindern durchgeführt hat“, beginnt er aufzuzählen. „Plötzlich war Heilung möglich!“, betont er und erzählt weiter. So sei die Kinderklinik auch die erste gewesen, die das „Rooming-in“ von Eltern im Zimmer bei ihren kranken Kindern eingeführt hat. Auch die Deutsche Leukämie Forschungshilfe sei damals von der Kinderklinik Neuwerk ausgegangen.

Ohne die Unterstützung vom Förderverein, von Sponsoren, Vereinen und Privatleuten hätte die Klinik schon früher nicht überleben können. „Jeder Inkubator, jeder Monitor, jeder Infusomat wurde darüber finanziert“, so Monika Berten, die auch Vorsitzende im Sozial- und gesundheitsausschuss der Stadt und Aufsichtsratvorsitzende mehrerer Krankenhäuser war. „Vier Zimmer haben wir komplett eingerichtet – alles mussten wir zurücklassen!“

Das erste Bestreben, die Neuwerker Kinderklinik zu schließen, konnte 1989, auch dank Bürgerinitiativen, abgewendet werden. Der damalige NRW-Gesundheitsminister Hermann Heinemann sei in die zu diesem Zeitpunkt proppenvolle Kinderklinik zu Besuch gekommen und habe sofort gesagt: „So ein Quatsch, die Klinik wird nicht geschlossen!“

Der mit der Krankenhausreform einhergehenden Ökonomisierung habe die Kinderklinik aber 2021 schließlich nichts mehr entgegensetzen können.

Was bleibt, sind Fragen: Wie ist die Versorgungslage in der Kindermedizin in Mönchengladbach heute? Was ist, wenn die Maximalversorgung in der nun einzigen Kinderklinik im Eli und die niedergelassenen Kinderärzte am Limit sind? Wie geht man mit dem Personalmangel und der generalisierten Ausbildung in der Pflege um, die Kindern kaum gerecht werden kann? Was ist mit den Hunderten fehlenden Betten in der Kinder-Kurzzeitpflege? Und was kann, ja muss getan werden, um Defizite auszugleichen?

Bei der Podiumsdiskussion, die sich an die Buchvorstellung am 28. September in der Zentralbibliothek anschließt, werden Berten und Müller diese Fragen diskutieren mit: Jochen Klenner, MdL und ehemaliger gesundheitspolitischer Sprecher (CDU), Dr. Sabine Keiser, Chefärztin des Zentrums für Kinder- und Jugendmedizin Städtische Kliniken Mönchengladbach (Eli), Thomas Herrmann, Leiter der LVR-Förderschule Rheindahlen, und Kerstin Thyssen-Thomassen, Pflegedienstleitung Insel Tobi Mönchengladbach.

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