Insgesamt wurden im Jahr 2024 im Rhein-Kreis Neuss 30 954 Straftaten registriert, das ist eine Zunahme um 868 Fälle. Im Vergleich zu 2023 bedeutet die einen Zuwachs von 2,9 Prozent. Die Aufklärungsquote liegt aktuell bei 51,8 Prozent (2023: 53,2 Prozent). Damit folgt sie dem Trend der Vorjahre, wonach weiterhin mehr als die Hälfte der Straftaten aufgeklärt werden.
Auch im vergangenen Jahr gab es im Kreis einige Tötungsdelikte, die die Polizei beschäftigt und das Sicherheitsgefühl beeinträchtigt haben. Exemplarisch verwies Landrat Hans-Jürgen Petrauschke bei der Vorstellung der Kriminalstatistik 2024 auf einen Vorfall, der sich Anfang September auf der B59 bei Jüchen ereignet hat: Im Rahmen einer Auseinandersetzung soll ein Mann aus Erkelenz einen 20-jährigen Grevenbroicher angegriffen haben. Dieser erlitt dabei lebensgefährliche Verletzungen und verstarb noch am Tatort. Das Verfahren gegen den Mann wird aktuell beim Landgericht Mönchengladbach geführt. 16 Tötungsdelikte gab es im vergangenen Jahr insgesamt im Rhein-Kreis Neuss, davon zehn Versuche. Vier der Taten wurden strafrechtlich als Mord, acht als Totschlag und zwei als fahrlässige Tötung bewertet (plus zwei Schwangerschaftsabbrüche). 2023 wurden 15 Taten als Tötungsdelikt bewertet.
„Mord und Totschlag beschäftigen die Bevölkerung in besonderem Maße und auch das mediale Interesse ist verständlicherweise dementsprechend hoch. Die Polizei konzentriert hier ihre Kräfte, um die Täter zu ermitteln und sie vor Gericht zu bringen. Solche herausragenden Fälle sind und bleiben aber, auch dank des guten gesellschaftlichen Zusammenhalts und der Arbeit der Polizei, selten“, so Petrauschke. Der Landrat betont: „Auch in 2024 lebten die Bürgerinnen und Bürger im Rhein-Kreis Neuss sicher.“
Wie in den Vorjahren haben Diebstahlsdelikte den größten Anteil an der Gesamtkriminalität im Rhein-Kreis Neuss (38,1 Prozent). Die sei insofern von genereller Bedeutung, da diese Delikte in der Regel schwer aufklärbar sind, stellt Landrat Petrauschke fest. Waren es 2023 noch 11 392 Diebstahlsdelikte, so wurden im vergangenen Jahr 11 807 Taten dieser Art erfasst.
Die Gewalt- und Straßenkriminalität ist in Zeiten eines sinkenden Sicherheitsgefühls ein Aspekt, der Bürger besonders beschäftigt. Im Bereich der Gewaltkriminalität – hierunter fallen unter anderem Straftaten gegen das Leben, Raubdelikte sowie gefährliche und schwere Körperverletzungen – stieg die Anzahl der Delikte leider erneut. 1 118 gab es 2024, 98 mehr als im Vorjahr. Erfreulich ist, dass die Aufklärung hier aber mit 79,9 Prozent sehr hoch ist. Weitaus geringer ist hingegen die Aufklärungsquote im Bereich der Straßenkriminalität, wenngleich sie mit 19,3 Prozent in 2024 aber immer noch einen Zehnjahresbestwert darstellt. Unter die Straßenkriminalität fallen Delikte auf öffentlichen Plätzen und Wegen, schwerpunktmäßig Sachbeschädigungen und Diebstähle. Hier ist ein Anstieg um 3,5 Prozent zu verzeichnen (Gesamtfallzahl: 7 501).
Rückläufig ist hingegen die Zahl der Einbrüche im Kreisgebiet: 936 Einbruchsdelikte (davon 432 Versuche) gab es in 2024, im Jahr davor waren es 989. Gesunken ist hier jedoch auch die Aufklärungsquote – um 7,7 Prozentpunkte auf aktuell 10,7 Prozent. „Der Wohnungseinbruch bleibt damit weiter ein Schwerpunkt der polizeilichen Aufgabenwahrnehmung. Das Sicherheitsempfinden der Bürger wird durch einen Wohnungseinbruch erheblich beeinträchtigt. Neben dem finanziellen Schaden ist es vor allem das Empfinden, in seinen eigenen vier Wänden nicht mehr sicher zu sein. Wir werden daher alles tun, um Täter dingfest zu machen und die Fallzahlen zu senken“, verspricht Petrauschke, der den Bürgern zudem empfiehlt, Beratungsangebote der Polizei zum Einbruchschutz wahrzunehmen und bei verdächtigen Beobachtungen den Notruf unter 110 zu alarmieren.
Einen starken Rückgang verzeichnet die Kreispolizei bei der Rauschgiftkriminalität. Gab es hier 2023 noch 1 782 Delikte, waren es 2024 nur noch derer 980 – ein Rückgang, der vor allem auf die Legalisierung des Cannabis-Konsums zurückzuführen ist. So sanken Verstöße mit Cannabis von 1 176 Fällen im Jahr 2023 auf 427 Fälle im Jahr 2024 (-63,7 Prozent) – bei einer Aufklärungsquote von 92,1 Prozent.
Der Anteil der nichtdeutschen Tatverdächtigen an der Gesamtkriminalität im Rhein-Kreis Neuss – also der Tatverdächtigen, die über keinen deutschen Pass verfügen – lag 2024 übrigens bei 34,7 Prozent (Landesdurchschnitt 38,05 Prozent). Ihr Anteil an der Bevölkerung im Kreis beträgt 14,2 Prozent.
Polizei sagt Betrügern den Kampf an
Ein Kampf, der von der Polizei im Rhein-Kreis Neuss mit aller Entschiedenheit geführt wird, ist der gegen die diversen Betrugsmaschen. Um hier auch die Gesellschaft zu sensibilisieren, hat sie 2024 etwa die neue Präventionskampagne „Auflegen!“ ins Leben gerufen. Das Kriminalkommissariat Kriminalprävention und Opferschutz erhielt dafür prominente Unterstützung unter anderem von Horst Lichter, der kölschen Kultband „De Räuber“ und Bundestagspräsidentin a. D. Rita Süssmuth. Zudem nahm Anfang 2024 die Ermittlungskommission (EK) Spoof ihre Arbeit auf: Mehrere Täter gaben sich als Polizeibeamte aus und gelangten so an Geld und Wertgegenstände ihrer Opfer. Die EK Spoof konnte hier insgesamt 33 Straftaten klären und etwa 800 weitere verhindern. Ende Juni wurden insgesamt fünf Tatverdächtige festgenommen, welche in Untersuchungshaft gingen. Andreas Merkel, Leiter des Kriminalkommissariats 12, und seine Kollegen sind sich bewusst, dass diese Art von Delikten auch in Zukunft nicht aufhören werden. „Eine weitere Masche, die wir beobachten, ist die, dass sich Betrüger als Anlageberater ausgeben, um so an das Geld älterer Menschen zu kommen. Gerade in Grevenbroich und Meerbusch gibt es ja einige vermögende Senioren und die Täter wissen das“, so Merkel. Von einem Betrugshotspot will er aber mit Blick auf diese Kommunen nicht sprechen.
Apropos Meerbusch: Dort ist die Gesamtjahreskriminalität im Vorjahresvergleich sogar um 3,5 Prozent gesunken – von 2 669 Delikten im Jahr 2023 auf 2 575 Delikte in 2024. Die Aufklärungsquote blieb mit 44,8 Prozent auf Vorjahresniveau (45,2 Prozent). Anstiege gab es in Meerbusch etwa im Bereich der Gewaltkriminalität (insgesamt 81 Fälle, +39,7 Prozent) sowie im Bereich der Betrugsdelikte (insgesamt 381 Fälle, +31,8 Prozent). Während die Aufklärungsquote bei den Gewaltdelikten in Meerbusch mit 84 Prozent sehr hoch ist, ist sie bei den Betrugsdelikten mit 40,2 Prozent kreisweit die niedrigste. Auch bei den Kfz-Diebstählen gab es ein deutliches Plus von 52,2 Prozent: Wurden 2023 noch 23 Fahrzeuge gestohlen, waren es im vergangenen Jahr 35. Immerhin ist de Aufklärungsquote von 28,6 Prozent hier aber die höchste im Zehnjahresvergleich. Deutliche Rückgänge gab es bei den Delikten der Straßenkriminalität (-15,7 Prozent), bei den Diebstählen an oder aus Autos (-15,7 Prozent) sowie bei der Entwendung von Krafträdern (-31,8 Prozent). Auch Laden- und Taschendiebstahl (-43,2 Prozent beziehungsweise -31,7 Prozent) gingen in Meerbusch merklich zurück.