„Es gibt Licht und Schatten“, leitete Sebastian Wessel, Leitender Polizeidirektor im Kreis Viersen, zusammen mit Markus Borsch, Leiter der Führungsstelle Kriminaliät, den Blick auf die Kriminalitätsentwicklung 2024. Die Anzahl von 19.583 Straftaten bedeute einen Anstieg von 4 Prozent, der höchste Stand in den vergangenen fünf Jahren. „Aber im Kreis Viersen ist man sicher. Ja!“ Mit 6.465 Straftaten pro 100.000 Einwohner läge man im Kreis noch unter dem Durchschnitt des Landes NRW. Konkret heißt das: Die Gefahr, Opfer einer Straftat zu werden, sei im Kreis deutlich geringer als im Landesvergleich.
Die Zahl der Diebstahlsdelikte, die den größten Teil der Gesamtkriminalität (36 Prozent) ausmachen, ist deutlich angestiegen. 7.063 Fälle im Vergleich zu 6.030 im Vorjahr bedeuten ein Plus von 17 Prozent.
Laut Statistik haben Diebstähle aus und an Fahrzeugen bei 1.382 Delikten um 41 Prozent zugenommen. Hier seien insbesondere Präventionsmaßnahmen gefragt, auf die die Polizei auch den Fokus setzt. „Der Pkw ist kein Safe. Unser Appell weiterhin: Keine Wertgegenstände im Auto lassen“, erklärt Markus Borsch, Erster Kriminalhauptkommissar.
Aufklärung und Bekämpfungsstrategien seien auch bei den Fahrraddiebstählen gefragt. Hier ist eine deutliche Steigerung der Fallzahlen (1.038 Delikte) von fast 16 Prozent festzustellen. „Bei Rädern von fast 3.000 Euro sollte auch auf eine hohe Schutzklasse bei den Schlössern geachtet werden, keine Schlösser für 15 Euro“, warnt Polizeidirektor Sebastian Wessel. Der Bürger könne da sehr unterstützen, auch wenn er die Rahmennummer seines Rades nennen könne. „Damit können wir dann schnell in eine Fahndung einsteigen und auch Tatserien erkennen.“
Deutlich zurückgegangen ist die Zahl der Taschendiebstähle. Sie sank von 230 auf 179 Taten.
Nahezu gleichbleibend 630 Gewaltdelikte verzeichnet die aktuelle Statistik - vier mehr als im Vorjahr - ihr Anteil beträgt aber nur 3,22 Prozent an der Gesamtkriminalität. 482 der Gewaltstraftaten konnten aufgeklärt werden. Die Zahl der Vergewaltigungen, sexuellen Nötigungen und schweren sexuellen Übergriffe liegt bei 44. Acht Fälle von Mord und Totschlag gab es im vergangenen Jahr. „Bei den Raubdelikten ergab sich mit 120 Taten in 2024 eine Steigerung um 27 Prozent zum Vorjahr“, berichtet Borsch.
Die Zahl der Wohnungseinbrüche ist leicht gestiegen auf 452 Fälle. Dabei geschehen in der Stadt Viersen (134 Fälle, 30 Prozent) und in der Gemeinde Willich (77, 17 Prozent) fast die Hälfte der Einbruchtaten. „Positiv ist aber, dass fast die Hälfte der Fälle (225) im Versuchsstadium steckenblieb“, betont Markus Borsch.
In der Gesamtstatistik betragen „Sonstige Straftatbestände“ rund 20 Prozent, darunter fallen zahlreiche Delikte, die nicht in einer der weiteren Kategorien fallen, wie z.B. Sachbeschädigung oder Beleidigung.
Unter den Vermögens- und Fälschungsdelikten (13,79 Prozent aller Straftaten) nimmt der Betrug den mit Abstand größten Teil der angezeigten Taten ein (85 Prozent). Schwer sei es den Verschleierungstaktiken im Schutz des Internets Herr zu werden und diese aufzuklären, so Borsch. „Hier muss jeder wachsam sein, besonders bei Vorabzahlungen und ausländischen IBAN“, ergänzt Sebastian Wessel. Der Tankstellenbetrug legt deutlich mit 677 Fällen und einer Steigerung von über 52 Prozent zum 2023 zu.
So genannte Betäubungsmitteldelikte sind (vorwiegend aufgrund der Strafgesetzanpassung) um fast 1.000 Straftaten auf 1.411 zurückgegangen. Das schlägt sich auch in der Gesamt-Aufklärungsquote von 54,8 Prozent nieder. Diese sei um 3,6 Prozent gesunken, läge aber weiterhin über dem Landesschnitt.
Die Polizei im Kreis hat 263 Veranstaltungen in 2024 zur Prävention und Aufklärung durchgeführt, „Es gibt einige Möglichkeiten, das Risiko Opfer zu werden, zu senken. Wir informieren gerne“, so Wessel abschließend.