Die Kirchenjahreszeit schaut diesmal auf die Natur: Es ist Erntezeit, und in den Kirchen wird der Erntedank gefeiert. Das „tägliche Brot“, scheinbar eine Alltäglichkeit geworden, hat in kirchlichen Texten noch immer hohen Stellenwert, steht es doch symbolisch für die Nahrung, die uns am Leben erhält. Von Hungerzeiten können uns noch jene Menschen berichten, die den Weltkrieg und die Zeit danach miterlebt haben; für nachfolgenden Generationen hierzulande war das im Allgemeinen „kein Thema“ mehr. So wandelte sich die Frage nach dem Essen sozusagen zu einer Kleinigkeit, die man nur aus dem heutigen Überfluss herauszupicken braucht.
Klaus Sievers‘ Titel „Kleinigkeiten“ nimmt mit einer gewissen Ironie darauf Bezug. Aber er meint es auch künstlerisch: „In meiner Malerei porträtiere ich alltägliche Gegenstände klassisch in Öl auf Leinwand und bereite ihnen durch das Spiel von Licht und Schatten einen großen Auftritt.“ Wie die Alten Meister arbeitet er Details und Materialität der Dinge heraus, und seine Auswahl von Naturalia und Artificialia, also natürlichen und menschengemachen Gegenständen, lässt an die Wunderkammern der Renaissance denken.
Was wäre passender, uns zum Hinsehen zu bewegen, als die Aussage, dass Kleines auch groß sein kann, dass es manchmal größer gedacht werden muss, wenn sich sich Situationen und Zusammenhänge ändern? So ist die Ausstellung eine Würdigung des scheinbar Selbstverständlichen.