Die Vitusstadt ist weit vorn in Sachen Wärmeplanung – so weit, dass die beiden städtischen Projektleiterinnen Energiekonzept, Johanne Bohl und Marja Vogtel, in Kürze in andere Städte reisen werden, um anderen die Gladbacher Planung vorzustellen. Schneller als andere Kommunen und auch schneller, als sie es muss, hat die Verwaltung am Donnerstag im Umweltausschuss einen ersten Entwurf vorgelegt. Denn die Lage ist ernst, will man das Klimaziel schaffen.
Viele Hausbesitzer*innen in Mönchengladbach haben bereits vorgelegt, betreiben Photovoltaik-Anlagen oder haben in Wärmepumpen investiert. Viele fragen sich aber auch, wie es bei ihnen weiter gehen soll, was für sie geht, etwa wenn für die Wärmepumpe kein Platz ist oder schlicht die hohen Kosten nicht gestemmt werden können. „Es gibt eine immense Verunsicherung bei den Menschen“, so Oberbürgermeister Felix Heinrichs, das dürfe man nicht klein reden. Die Stadt könne zwar nicht jedem einzeln Antwort auf seine Fragen geben, aber geplant sei es, eine Art Wegweiser für die verschiedenen Bedürfnisse zu produzieren. Vorschläge, was ich machen kann, etwa wenn ich innerstädtisch einen Altbau besitze, der bislang mit Gasetagenheizung betrieben wurde, oder was für mich infrage kommt, wenn ich ein 70-er-Jahre-Haus im Außenbezirk habe, das bisher mit Öl geheizt wird, sollen übersichtlich beantwortet werden. Und auch Beratungsangebote soll es geben. Für all‘ das müssen aber erstmal die Bedarfe ermittelt werden. „Was nicht geht, ist einfach warten, bis Rohre in der Straße liegen, an die man sich nur noch anschließen muss“, so Heinrichs. Die Bürgerinnen und Bürger sollen deshalb vorzeitig miteinbezogen werden, um mitzureden, aber auch, um gute Ideen einzubringen, denn man leiste hier Pionierarbeit, sagte Heinrichs. „Dass Mönchengladbach für seine schnelle Planung bereits prämiert wurde, bestätigt unsere Haltung“, sagte die technische Beigeordnete Claudia Schall-Schmidt.
Die beiden Projektleiterinnen Energiekonzept, Johanne Bohl und Marja Vogtel, erläuterten den Entwurf der Kommunalen Wärmeplanung. Dafür haben sie unter anderem ermittelt, wieviele Gebäude im Jahr 2020 auf Erdgas angewiesen waren (64,5 Prozent), wieviele auf Heizöl (23,6 Prozent), auf Kohle (8,6 Prozent), auf Biomasse (1,7 Prozent), auf Umweltwärme (0,9 Prozent) und auf Wärmepumpenstrom (0,2 Prozent). Und sie errechneten auch, dass in einem erdachten Szenario 2045 ein Wärmebedarf von rund 2 300 Gigawattstunden Energie zum größten Teil aus Umweltwärme, aber auch aus Biomasse, Fernwärme und Solarthermie real sei. Neben der Errechnung von Flächen, auf denen PV-Anlagen möglich sein könnten, geht es vor allem für die privaten Hausbesitzer um die Frage: unabhängige Versorgung oder Anschluss ans Wärmenetz? Die unabhängige Versorgung funktioniert unter anderem neben der Wärmepumpe, mit Biomasseheizung (mit Holz, Hackschnitzel, Pellets), Stromdirektheizung, Solarthermie, Gasheizung mit bis zu 65 Prozent Biogas oder wasserstofffähiger Gasheizung. „Dabei wird es viel mehr Förderprogramme geben müssen, als bisher“, prognostizierte Claudia Schwan-Schmitz.
Der Anschluss an ein Wärmenetz kommt vor allem für Stadthäuser in den Zentren infrage, die per Wärmetauscher mit heißem Wasser versorgt werden könnten. Möglich sei das in den Zentren Gladbach und Rheydt, sowie in Rheindahlen. Ähnlich, wie beim Thema Glasfaserkabel hänge die Versorgung – und auch die Kosten – aber davon ab, wieviele Interessenten es gebe. „Außerdem wissen wir noch nicht, wie wir das Wasser heiß kriegen. Wir haben ja keine Müllverbrennungsanlage vor Ort“, so der OB.
Immer richtig, da waren sich alle einig, sei Energie sparen, etwa durch Gebäudesanierung.