Business-Coach Hayat Aci über das Innehalten und den Blick aufs Wesentliche Dankbarkeit ist so wichtig!

Spätestens seit Social-Media-Zeiten sind wir Deutschen in drei Disziplinen groß – im Negativsein, Pessimistischdenken und Schlechtreden. Warum gerade deshalb heute Dankbarkeit so wichtig ist, weiß die Mönchengladbacherin Hayat Aci. Als Business-Coach macht sie Frauen stark. Wie ein Dankbarkeitstagebuch dabei helfen kann, verrät sie im Interview.

Empfiehlt Dankbarkeit: die Gladbacherin Hayat Aci. Foto: Marsha Glauch

Foto: Hayat Aci/Marsha Glauch

Frau Aci, Dankbarkeit finden heute scheinbar viele Menschen „überschätzt“, allein „Danke“ zu sagen, fällt manchen schwer. Was nützt es überhaupt, dankbar zu sein?

Hayat Aci: Studien zeigen, dass Menschen, die Dankbarkeit praktizieren, resilienter sind, besser schlafen, sich gelassener fühlen. Aber es ist nicht nur das Messbare... Dankbarkeit ist eine kraftvolle innere Haltung. Sie erinnert uns daran, das Gute nicht zu übersehen. Gerade im Alltag, wenn alles schnell ist, laut, fordernd, wenn wir uns aus dem Blick verlieren, ist das wichtig: kurz innehalten, in Verbindung mit uns selbst zu bleiben, die Fülle sehen, die einen umgibt, heute schon. Dankbarkeit ist wie ein innerer Anker, sie schafft Klarheit, weil sie unseren Fokus verschiebt: weg vom Mangel, hin zum Wesentlichen.

Sie empfehlen ein Dankbarkeitstagebuch. Ein Tagebuch führen, ist das im digitalen Zeitalter nicht „von vorgestern“?

Nein, ich bin ein großer Fan von Journaling, Affirmationen und Intentionen. Mir war wichtig, etwas zu schaffen, das leicht nutzbar ist, aber in die Tiefe führt. Ein Tagebuch bietet jeden Tag einen Raum für eine persönliche Intention, eine Affirmation und für Dankbarkeit. Außerdem gibt es täglich einen neuen Impuls. Dabei soll es kein „To-do“ sein, sondern ein liebevoller Raum, in dem Frauen sich selbst begegnen dürfen.

Sie haben das Tagebuch in Deutsch und Türkisch herausgegeben?

Ja, denn Sprache berührt. Und ich wünsche mir, dass jede Frau – unabhängig von Herkunft oder Alltag – einen Zugang zu sich selbst findet. In ihrem Tempo. Ohne Druck. Mit Herz.

Was heißt Dankbarkeit auf Türkisch?

„Sükür“ (ausgesprochen: Schükür). Ein Wort, das man im Türkischen fast täglich benutzt. Es hat etwas Beruhigendes, Ehrliches.

Was geben Sie Frauen mit, die das Gefühl haben, gerade wenig Grund zur Dankbarkeit zu haben?

Dass sie nichts müssen. Und dass sie okay sind, genau so, wie sie gerade fühlen. Dankbarkeit muss nicht groß, laut, perfekt sein. Sie beginnt mit einem ehrlichen Innehalten, oft ganz leise. Oft ist es ein Gedanke, ein Lächeln, ein Moment am Fenster – das reicht schon. Und wenn man beginnt, solche Momente zu sammeln, verändert sich der Blick. Und mit ihm das Leben.

Fällt es Ihnen in diesen beunruhigenden Zeiten nicht auch manchmal schwer, dankbar zu sein?

Natürlich. Aber genau dann erinnert mich Dankbarkeit an das, was trotzdem da ist. Kein Gefühl nur für gute Tage – sondern eine Haltung, die den Blick verändert.

Drei Sachen, für die Sie heute dankbar sind?

Für meinen Kaffee heute Morgen – ganz in Ruhe, nur für mich. Für eine E-Mail, die mir ein Lächeln ins Gesicht gezaubert hat. Und für eine Situation, über die ich so herzlich gelacht habe, dass mir die Tränen kamen.

Gibt es einen Ort in Mönchengladbach, für den Sie besonders dankbar sind?

Ja – die Niers, direkt hier in Neuwerk. Ich liebe es, dort morgens spazieren zu gehen, durchzuatmen und mich innerlich zu sortieren.