Eigentlich brauchte Ilona Peters nur eine Meldebescheinigung, eine „erweiterte“ Meldebescheinigung, wie es so schön im Amtsdeutsch heißt. Die Sales Managerin eines großen Mobilfunkanbieters kommt keinesfalls unseriös oder krawallig rüber. Deshalb war sie mehr als erstaunt, dass man sie genau so behandelte, als sie am 9. Januar versuchte, beim Bürgerservice im Vituscenter eine Info einzuholen. Zuvor war sie an dem Versuch, die Meldebescheinigung online zu beantragen, aufgrund eines technischen Problems bei der BundID App, gescheitert.
„Man hatte mir geraten, an einem Donnerstag zu kommen“, sagt sie, das sei der Tag für Bürger, die keinen Online-Termin haben. Am besagten Tag, als die freien Termine vergeben wurden, sei es gegen 12 Uhr bereits nicht mehr möglich gewesen, ein Ticket für die Schalterberatung zu erhalten, sie hätte aber aus beruflichen Gründen nicht eher kommen können. „Ich wollte auch gar keinen Termin, sondern nur eine Auskunft am Info-Desk“, sagt sie.
Was sie dann erlebte, wird sie wohl so schnell nicht vergessen. „Ich wurde in einem unheimlich barschen Ton von den Sicherheitskräften zurückgewiesen“, sagt sie, dabei sei sie doch eigentlich Kundin im Bürgerservice und auch Steuerzahlerin. Hartnäckig bat sie höflich darum, die paar Schritte vorgehen zu dürfen. Einer der Sicherheitskräfte habe sich breit in den Türrahmen gestellt und den Weg versperrt. „Als ich ihn an den Arm fasste und nochmals um Durchlass bat, wurde er laut“. „Körperverletzung“ habe der Security-Mann gerufen, er habe angedroht, ihr Hausverbot zu erteilen und angekündigt, er würde jetzt die Polizei holen. Das war Ilona Peters nur recht.
Die herbei gerufenen Beamten der benachbarten Bundespolizei hatten ihre liebe Mühe, den Sicherheitsmann zu beruhigen. Auf die Frage nach seinen „Verletzungen“, führte der aufgebrachte Security-Mann, „seelische“ ins Feld. Sogar die Polizisten wollte er hindern, den Bürger-Service zu betreten. Doch damit hatte er seine Kompetenzen weit überschritten: „Die Polizei hat ihn erstmal darüber aufgeklärt, wer von ihnen das Gesetz vertritt und wer nicht“, so Ilona Peters. Das Angebot, Anzeige wegen Pöbelei zu erstatten, lehnte sie ab. Die Vorgänge nach Eintreffen der Beamten konnte die Bundespolizei auf Anfrage des Extra-Tipp bestätigen. Kein Einzelfall, wie der Extra-Tipp verschiedenen Berichten von Leserinnen und Lesern entnimmt, und auch nicht nur an dieser Verwaltungsstelle.
Ilona Peters hat ihre Meldebescheinigung inzwischen, aber sie möchte die ganze Sache so nicht auf sich beruhen lassen. „Die Verwaltung hat in der Servicestellen viel zu viel zu tun, aber das kann doch nicht die Lösung sein“, sagt sie. Weg mit den Sicherheitsdiensten und dafür mehr Personal, fände sie gut. Auf Briefe an den Oberbürgermeister und das entsprechende Dezernat bekam Ilona Peters ein unpersönliches Schreiben der Verwaltung. Das sei so üblich erfuhr der Extra-Tipp auf Anfrage. In dem Brief werden zwar ihre Unannehmlichkeiten bedauert, aber es wird auch betont, dass das Sicherheitsunternehmen angehalten sei, Bürger ohne „gültiges Ticket“ nicht durchzulassen. „Der Fachbereich Bürgerservice hat in der jüngeren Vergangenheit bereits eine Vielzahl organisatorischer Maßnahmen umgesetzt und auch das Personal deutlich aufgestockt, um dem Wohle der Bürgerinnen und Bürger entgegenzukommen und den Service stetig zu optimieren“, heißt es in dem Schreiben. Ilona Peters ist enttäuscht: „Das bringt mich richtig auf die Palme“, sagt sie.