„Maria Stuart“ im Theater Krefeld Spannende Ränkespiele

Krefeld · Schillers Vorzeigedrama „Maria Stuart“ klärt die Frage, wie Politik wirklich funktioniert. Im Theater Krefeld erlebt das Publikum zudem eine zeitgemäße Inszenierung.

Konkurrentinnen: Königin Elisabeth von England (Eva Spott, r.) muss sich dem Thronanspruch der ehemaligen schottischen Königin Maria Stuart (Esther Keil) erwehren. Es kann nur eine geben. Foto: Stutte

Foto: Theater Krefeld/Matthias Stutte

Es gibt Konflikte, die sind unlösbar. Wahrscheinlich trifft dies auf die meisten wirklich harten politischen Konflkte zu. Eine Seite muss weichen, am Ende haben beide Seiten verloren.

Friedrich Schiller hat mit seinem Schauspiel „Maria Stuart“ einen solchen Konflikt beschworen: zwei Königinnen erheben Anspruch auf einen Thron. Und es gibt nur einen.

Wie schon in dem Vorgängerstück „Wallenstein“ analysiert Schiller gnadenlos pessimistisch, wie Politik funktioniert. Wie sich Macht, Interessen, Justiz, Moral, Ängste und Hoffnungen miteinander zu Notwendigkeiten mischen und das Gemisch eine eigene Dynamik entfaltet. So war die Politik zur Zeit Maria Stuarts im späten Mittelalter, so war sie zur Zeit Schillers und so ist sie heute noch.

Dies dürfte der Grund sein, weshalb „Maria Stuart“ trotz des historischen Rahmens so aktuell wirkt. Für das Theater Krefeld hat Regisseur Christoph Roos den Klassiker denn auch in einer gewissen Zeitlosigkeit gehalten. Die Kostüme erinnern mit ihren Rüschen und Halskrausen an die Renaissance, ihre knalligen Farben und Fantasieschnitte an die Bildsprache moderner Comics. Die Bühne selbst besteht aus einer violetten Plüschkulisse und ruft entfernt die Assoziation der „Gummizelle“ einer Psychatrie hervor. Und das wäre auch gar nicht falsch. Denn im Laufe der Handlung steigt die innere Temperatur der Akteure, die alle blutvolle Charaktere sind, zum Platzen an.

Die Aufführung macht es den Zuschauern erfreulich leicht, dem spannenden Ränkespiel der Handlung zu folgen. Regisseur Roos hat den Text Schillers sinnvoll gekürzt und das Ensemble auf acht Schauspieler reduziert. Dadurch richtet sich die Aufmerksamkeit ganz auf den roten Faden der Handlung. Die Schauspieler selbst artikulieren sehr präzise - verständlich bis in die letzte Reihe des Theatersaals. Sie bringen Schillers intellektuelle Dialoge, seinen Schlagabtausch scharfer Argumente, zum Klingen. Allein schon die Sprachkultur erhebt diese Aufführung zum Erlebnis.

Die Szenen werden durch rockige Musikeinschübe von Markus Maria Jansen sowohl abgetrennt wie athmosphärisch unterstrichen. Ein beim Film abgeschautes Stilmittel, das der Wahrnehmungsgewohnheit des zeitgenössischen Publikums entgegenkommt.

Diese Aufführung ist mustergültig. Sie überführt Schillers im Jahre 1800 uraufgeführtes Stück mühelos in unsere Welt, ohne ihm Gewalt anzutun. Ein Theaterabend, der Spaß macht und zugleich den Horizont erweitert.

Das Premierenpublikum am vorigen Samstag dankte denn auch mit lang anhaltendem Applaus.

Weitere Aufführungen: 29. September; 8., 18., 26. (18 Uhr), 30. Oktober; 1. November. Beginn: 20 Uhr. Stückeinführung am 8., 18., 26. und 30. Oktober und 1. November 45 Minuten vor Beginn.

Karten an der Theaterkasse, Tel.: 02151/ 805-125 oder www.theater-kr-mg.de