Ein Theaterstück über Krefeld Pfiffige Performance

Krefeld · Das Schauspiel „Haus im Haus“, das im Stadttheater Premiere feierte, ist eigens für Krefeld konzipiert und greift Krefelder Themen auf. - Nicht das einzig Ungewöhnliche an diesem Stück.

Täuschend: Befinden wir uns nun im echten Foyer des Stadttheaters oder doch auf der Bühne? Es ist auf der Bühne, in der Nachbildung des echten Foyers. Foto: Stutte

Foto: Matthias Stutte

Ganz sanft gleitet hier die Wirklichkeit ins Spiel über:

Während die Zuschauer noch ihre Plätze im Parkett suchen, kommt auf der Bühne schon Bewegung auf. Auch dort warten Theaterbesucher auf den Beginn einer Vorstellung. Und zwar in genau dem Foyer, das sich im echten Stadttheater auf der ersten Etage befindet und durch die Fenster den Blick aufs Seidenweberhaus eröffnet. Bühnenbildner Jakob Engel hat dieses „Glasfoyer“ eins zu eins auf der Theaterbühne nachgebaut. Täuschend echt. Eine grandiose Kulisse, die die ganze Bühnenbreite umfasst.

Dieser Nachbau hat seinen Sinn. Denn das Stück „Kommen Sie rein, können Sie rausgucken: Haus im Haus“ hat genau in diesem Glasfoyer seinen Anfang genommen. Die Regisseure Oleg Zhukov und Kornelius Heidebrecht von der Theatergruppe subbotnik hatten hier aus Anlass des Krefelder Stadtjubiläums im vorigen Jahr eine Reihe von Bürgern befragt, was sie von ihrer Heimatstadt so halten. Aus deren Aussagen haben sie ein Schauspiel geschneidert, das nun im Stadttheater zur Aufführung kommt. Also ein wahrhaftiges Krefeld-Stück.

Wobei der Begriff „Stück“ nicht recht zutrifft. Es ist eher eine „Performance“. Schauspiel, Musik, Gesang und Pantomime sind bunt gemischt. Die bekannten Schauspieler des Stadttheaters brillieren dabei sowohl als Darsteller wie auch als Sänger oder Musiker. Die beiden Regisseure spielen selbst auch mit, betätigen sich zwischenzeitlich zudem als Ansager, Geräuschemacher und Musiker.

Das alles wirkt gekonnt und stets überraschend. Nichts ist klischeehaft. Die Inszenierung ist leichtfüßig und gerade durch die unbekümmerten Überschreitungen der Genregrenzen im besten Sinne modern. Die Zuschauer werden prächtig unterhalten.

Immer wieder kommt es zu witzigen Szenen. Wenn Esther Keil und Nele Jung im Duktus unreflektierter Alltagsrechthabereien über Sitzbänke in der Innenstadt streiten, steht in ironisch-komischer Anspielung das Krefelder Dauerthema Drogenszene im Hintergrund. Bruno Winzen wiederum gibt köstlich realistisch den niederrheinischen „Schwanlapp“, der seine Polit-Plappereien selbstverliebt zelebriert.

Aber nicht alle Sequenzen wollen sich in den gestellten Zusammenhang einfügen. Was die (sehr informative) Einweisung in die Sicherheitstechnik der Bühne mit der Befindlichkeit Krefelds zu tun haben soll, erschließt sich nicht. Sie ist wohl eher darauf zurückzuführen, dass sich in die Regie alle Akteure einbringen konnten.

Wem das Stück noch zu wenig Krefeld-Inhalt bietet, sei auf das Begleitheft verwiesen, in dem die bekannte Stadtplanerin Claudia Schmidt aus Krefeld ein ausführliches Interview gibt.

Die Premiere am Samstagabend war auffallend schwach besucht, der Applaus hingegen kräftig und anhaltend. Letzteres zu Recht. Denn dies ist ein anregender und amüsanter Theaterabend, der richtig Spaß macht. Ein pfiffiges Geburtstagsgeschenk für Krefeld im nunmehr „651. Lebensjahr“.

Infos:

Weitere Aufführungen: 14., 21., 23. Juni; 2., 6. (18 Uhr) Juli. Beginn: 19.30 Uhr. Karten an der Theaterkasse, Tel.: 02151/805-125 oder www.theater-kr-mg.de