Im Luna Kiosk an der Aachener Straße ist aufgebrachte Stimmung. Betreiber Farman Schechkheder hat Kollegen aus anderen Stadtteilen zusammengetrommelt. „Wir haben eine WhatsApp-Gruppe“ sagt er. 40 Kioskbetreiber seien da zur Zeit drin und es würden täglich mehr. Denn die Büdchen in Mönchengladbach sind in Gefahr. Am vorvergangenen Sonntag war „Gewerbekontrolle“ im Luna Kiosk und in vielen anderen der rund 300 Kioske in Mönchengladbach. Das Ergebnis: In vielen Fällen wurde beanstandet, dass neben Zeitschriften, Tabak und Süßigkeiten auch für den Sonntagsverkauf nicht zugelassene Lebensmittel und Drogerieartikel angeboten würden. Die sieben Kioskbetreiber im Luna-Kiosk sind sich einig: Sie brauchen den Sonntagsverkauf und würden alle Vorgaben erfüllen – wenn sie nur wüssten welche genau. Die Schwierigkeit sei, dass man beim Ordnungsamt keine einheitlichen Aussagen bekäme. Mal sei alles ok, wenn die Lebensmittel am Sonntag zugehängt würden, doch was genau zähle da eigentlich drunter? Mal reiche es, wenn „Trinkhalle“ und „kein Ausschank von Alkohol“ dran stände. Dann wieder sei der „Fensterverkauf“ das einzige Mittel, den Sonntag zu retten oder die Anmeldung als Gaststätte. „Zehn Anfragen beim Ordnungsamt, zehn verschiedene Antworten“ sagt ein Kioskbetreiber, der seinen Namen aus Furcht vor Konsequenzen nicht nennen will. Auch die anderen möchten beim Gespräch mit dem Extra-Tipp lieber anonym bleiben, weil die Kontrolle noch bevor stehe. Farman Schechkheder dagegen hatte am 23. März schon „Besuch“. „Mit Ordnungsamt, Polizei und Zoll sind die hier rein. Das sah aus, als wenn ich ein Verbrecher wäre“, ärgert er sich.
„Der Fokus des Ordnungsamtes lag am vergangenen Sonntag auf Information, Aufklärung und Ermahnung der Gewerbetreibenden. Bei zukünftigen Kontrollen werden ggf. auch entsprechende Bußgeldverfahren eingeleitet“, hatte es vergangene Woche in einer Meldung der Stadt an die Presse geheißen. Von einem „Warensortiment, welches nicht von den Regelungen des Ladenöffnungsgesetzes NRW gedeckt“ sei, ist die Rede. Seitdem geht die Angst um bei Mönchengladbachs Kioskbetreibern. „Der Sonntag ist unsere Existenz“, sagt einer, bei dem 33 Jahre lang nichts beanstandet wurde. Eine Kollegin ist geschockt und versteht nicht, warum nicht schon viel früher eine klare Ansage gemacht wurde, was erlaubt ist und was nicht. „Wir hätten den Kiosk gar nicht aufgemacht, wenn wir das gewusst hätten“.
Genauso geschockt, wie die Büdchenbetreiber, sind die Kunden. In Unterschriftenlisten haben sich in zwei Tagen über 500 Menschen eingetragen und es kommen ständig welche dazu. „Alle unterschreiben, die hier reinkommen“, sagt Farman Schechkheder. Büdchen seien Kult, nicht wegzudenken aus Mönchengladbach.