Kindertagespflege „Noch viele freie Plätze“

Meerbusch · Eine Entwicklung, die im vergangenen Jahr schon mehrere andere Kommunen in NRW betroffen hat, ist nun auch in Meerbusch angekommen: Aktuell sind sowohl in der U3- als auch in der Ü3-Kinderbetreuung viele zur Verfügung stehende Plätze noch unbelegt. Der Verein für Kindertagespflegepersonen (KTPP) in Meerbusch wirbt daher für sein Angebot...

Werben für das Model „Kindertagespflege“: Angelika Schumann (Mitte) und Bianca Mekus-Wilczek vom Verein für Kindertagespflege in Meerbusch mit Mutter Ann-Kristin Altenrenger (l).

Foto: Thomas Hippel

So wirklich erschließen sich die Gründe nicht, warum sich Kitas wie auch Kindertagespflegepersonen in Meerbusch gerade so schwertun, ihre Plätze voll zu bekommen. „Es ist schon alles etwas rätselhaft, selbst unsere Fachberatung bei der Stadt Meerbusch hat nicht wirklich eine Antwort auf diese Frage“, sagt Angelika Schumann. Der gegenwärtige Rückgang bei den Geburten in NRW könne sich eigentlich noch nicht so stark auswirken, so die Vorsitzende des Vereins für Kindertagespflegepersonen. Fakt sei aber, dass sich die Situation der Tagesmütter und Tagesväter in Meerbusch zuletzt deutlich verschlechtert habe. „Waren vor einem halben Jahr noch alle angebotenen Plätze belegt, so stellt es sich in diesem Jahr anders dar. Stand jetzt haben wir noch viele freie Plätze“, betont Schumann. Und das, obwohl die Zahl der Tagespflegepersonen in Meerbusch zuletzt stark rückläufig war und sich in den letzten Jahren von fast 70 auf inzwischen nur noch 48 verringert hat.

Angelika Schumann und ihre Stellvertreterin im Verein für Kindertagespflegepersonen, Bianca Mekus-Wilczek, werben aktiv für das Modell Kindertagespflege. Mekus-Wilczek, die wie Schumann fünf Kinder betreut, sieht einen großen Vorteil darin, dass man hier quasi „exklusiv“ für die Kinder da sein kann. Schumann vermutet, dass die Kindertagespflege in der Öffentlichkeit noch zu sehr als Nischenprodukt wahrgenommen wird. Sie glaubt, „dass viele hier noch nicht das richtige Bild haben“. Deshalb haben die beiden Tagesmütter zum Pressetermin auf dem Spielplatz gebeten, um auch einmal die Eltern, die die Kindertagespflege in Anspruch nehmen, von ihren Erfahrungen berichten zu lassen.

Für Annika Fiege war die kleine Grupppengröße ausschlaggebend dafür, ihren Sohn Anton (1 3/4 Jahre) in die Kindertagespflege bei Angelika Schumann zu geben. „Bei maximal fünf Kindern ist die Betreuung natürlich sehr viel enger, als sie im Kindergarten sein kann. Das ist schon eine richtig eingeschworene Truppe“, schwärmt die Mutter. Zudem lernten die Kinder auch wahnsinnig viel. So habe ihr Anton in der Betreuung durch Angelika Schumann noch einmal deutliche Entwicklungsschritte gemacht.

Ann-Kristin Altenrenger hat nach Tochter Frederike (4,5 Jahre) inzwischen schon das zweite Kind, Sohn Max (3,5 Jahre), bei Angelika Schumann in der Kindertagespflege. Sie schätzt vor allem, dass das Modell einen geschützten Raum bietet. „Beide unsere Kinder sind Corona-Kinder, die vorher fast nur Kontakt zu den Großeltern hatten. Da war die Kindertagespflege im Grunde der perfekte, weil gemäßigte Einstieg zum Knüpfen sozialer Bindungen“, sagt sie. Auch die intensive Betreuung durch die Tagesmutter sei ein großer Pluspunkt: „Max hat zum Beispiel einige Lebensmittelallergien. Angelika hat hierauf dann natürlich ein besonderes Auge, so dass er viel Sicherheit im Umgang mit Lebensmitteln gewonnen hat.“ Zudem habe man aber auch in puncto Flexibilität – etwa wenn von Seiten der Kita aufgrund des eklatanten Personalmangels dort mal wieder die Bitte kommt, das Kind länger bei der Tagesmutter zu lassen – im Hause Altenrenger nur positive Erfahrungen mit der Kindertagespflege gemacht.

Anja Römpke hebt darüber hinaus die Unkompliziertheit in Sachen Urlaub und Krankheit hervor. So habe die Absprache diesbezüglich immer hervorragend funktioniert. „Gefühlt ist da nie was ausgefallen und wir haben das Gefühl, dass wir uns absolut auf die Tagesmutter verlassen können“, erzählt die Mutter von zwei Kindern. Und Regina Röhrich ist sehr glücklich, weil ihr älterer, schwer sehbehinderter Sohn so gut in der Tagespflege aufgehoben ist. „Angelika hat hier auf alles geachtet, hat sich extra eingelesen und war sehr anpassungsfähig“, lobt die Mutter.

Übrigens sind die Kosten für einen Platz in der Kindertagespflege dieselben wie für einen Kitaplatz, wie Angelika Schumann betont. Der Elternanteil bemisst sich hier ebenso wie bei den Kitas nach dem Einkommen der Eltern. Schumann möchte ihr Werben für das Modell „Kindertagespflege“ auch nicht als Angriff auf die Kitas verstanden wissen. „Die Erzieherinnen und Erzieher dort machen schließlich einen tollen Job, auch wenn die Rahmenbedingungen andere sind als bei uns“, sagt sie. Und eines ist ihr auch ganz wichtig zu betonen: „Eltern haben das ,Wunsch- und Wahlrecht‘ über die Form der Betreuung ihres Kindes! Im Anschluss an die Betreuung in der Kindertagespflege sollten sie sich keine Sorgen über die nachfolgende Betreuung ihres Kindes in einer Kita machen. Das Kind hat mit drei Jahren ein Anrecht auf einen Betreuungsplatz in einer Kita, es muss nicht die Wunschkita sein, aber es gibt einen Platz für das Kind!“

Abschließend weist die Tagesmutter darauf hin, dass das bestehende Vertretersystem – für den Fall, dass eine Kindertagespflegeperson einmal ausfällt – derzeit überarbeitet wird. Das neue System wird in der nächsten Sitzung des Jugendhilfeausschusses von Mitarbeitern des Jugendamts vorgestellt, ehe die Politik dann darüber abzustimmen hat.

Wer sich über das Thema Kindertagespflege informieren möchte, kann sich entweder an den Verein für Kindertagespflegepersonen in Meerbusch (Homepage: www.verein-ktpp-meerbusch.de) oder an die Fachberatung Kindertagespflege bei der Stadt Meerbusch wenden. Ansprechpartnerinnen sind hier Sabine Knechten, sabine.knechten@meerbusch.de oder 02159/916 588, und Catrin Strahlegger, catrin.strahlegger@meerbusch.de oder 02159/ 916 379.