Reise in die Ukraine Eine Stadt im Krieg

Krefeld · Oberbürgermeister Frank Meyer hat die ukrainische Partnerstadt Kropyvnytskyi besucht. Nun berichtet er über seine Eindrücke aus einer Stadt im Krieg.

Bilder aus Kropyvnytskyi, eine Stadt im Krieg
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Stadt im Krieg

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Foto: Stadt Krefeld/Martin Kramer

„Ich kann mich nicht erinnern, je eine Reise gemacht zu haben, die so beeindruckend und zugleich anstrengend gewesen ist“, berichtet Oberbürgermeister Frank Meyer von seinem Besuch in Kropyvnytskyi. Mit einer kleinen Delegation war das Krefelder Stadtoberhaupt in die Partnerstadt in der Ukraine aufgebrochen.

Hier ist die Gegenwart des Krieges überall spürbar. „Das Erste, was man uns im Hotel zeigte, war der Luftschutzkeller“, berichtet Meyer von seiner Ankunft. Später besuchte er eine Schule, die einen Luftschutzbunker sogar kindgerecht eingerichtet hat. Ein regelrechtes Klassenzimmer ist darin untergebracht. Dies zu erleben, war für die Krefelder Gäste beklemmend.

In der Stadt sind Denkmäler mit Sandsäcken geschützt. Zudem fiel der Delegation auf, wie wenig Männer im Stadtbild zu sehen sind. Sie dienen als Soldaten an der Front. Selbst beim Besuch des dortigen Theaters entpuppte sich der Sänger auf der Bühne als Soldat.

„Wir besuchten ein Umspannwerk, in das eine russische Rakete ein großes Loch gerissen hatte“, erzählt Meyer weiter. Das Verwaltungsgebäude war von Drohnen angegriffen worden. Meyer: „Das zeigte uns, Russland will die Versorgung der Menschen zerstören.“

Besonders betroffen machte Meyer der Besuch eines Soldatenfriedhofes. „Dort wird jeden zweiten, dritten Tag bestattet“, erfährt Meyer das Grauen die Krieges hautnah. Er habe seinen einheimischen Begleitern angemerkt, wie tief sie dieser Ort berührte. Und nicht nur diese: „Wir sind anders von diesem Friedhof fortgegangen als wir hingegangen sind“, versucht Meyer seine Gefühle in Worte zu fassen. „Das war schlimm.“

Dennoch erfuhr der Krefelder Gast herzliche Freundschaftlichkeit von den Vertretern der Stadt. Auch die dortigen Medien widmeten sich den Besuchern. „Dieser Besuch hat für die Menschen eine hohe Bedeutung“, ist Meyers Eindruck. „Sie haben sich gefreut, dass wir gekommen sind.“ Auch waren die örtlichen Vertreter stets auf die Sicherheit der Krefelder Gäste bedacht. „Ich habe mich persönlich nie bedroht gefühlt“, lobt Meyer die stete Begleitung durch seine Gastgeber.

Beim offiziellen Empfang mit Bürgermeister Andrij Rajkowytsch überreichte Meyer die Ehrenplakette der Stadt Krefeld: „Damit würdigen wir den Freiheitskampf, der auch ein Kampf für unsere Freiheit ist“. Bürgermeister Rajkowytsch, der im vorigen Jahr Krefeld besucht hatte, ist übrigens der Leiter der Militärverwaltung für die ganze Region. Die zivile Verwaltung seiner Stadt hat er in die Hände seiner Vizebürgermeister gelegt.

Gut 36 Stunden dauerte die Reise zurück an den Niederrhein. „Es war richtig, ein solches Zeichne zu setzen“, bilanziert Meyer seinen Besuch. Es sei nicht nur um Solidarität gegangen, sondern um die Festigung der bislang noch inoffiziellen Städtepartnerschaft.