Sparpaket der Jamaika-Koalition bedroht die Zukunft der Einrichtungen Schwangerschaftsberatungsstellen vor dem Aus?

Niederrhein · Die sogenannte Jamaika-Koalition im Kreis Wesel will sparen. Unter anderem sollen auch die Personalkostenzuschüsse für Schwangerschaftsberatungsstellen drastisch gekürzt werden.

Im Kreis Wesel gibt es acht Beratungsstellen von fünf unterschiedlichen Trägern. Für alle wäre das Sparpaket ein "katastrophaler Kahlschlag", wie die Gleichstellungsbeauftragte des Kreises Wesel, Petra Hommers, betont. Die Zukunft der Einrichtungen stehe auf der Kippe. Ein großes Problem sehen die Betroffenen darin, dass die Vertreter der Kreistagsfraktionen kaum etwas über die Arbeit und die Aufgaben der Beratungsstellen wissen.

Beispiel Donum Vitae: Seit über 15 Jahren ist der Verein Ansprechpartner für alle Fragen rund um die Schwangerschaft und die Zeit nach der Geburt. In Moers berät Diplomsozialarbeiterin Eva-Maria Schneider in den Räumlichkeiten an der Homberger Straße 71. Im Angebot: Schwangerschaftsberatung, Schwangerenkonfliktberatung, sozialpädagogische Familienhilfe bis hin zu Präventionsarbeit und Beratung über Pränatale Diagnostik. "In Deutschland ist die Beratung vor einem möglichen Schwangerschaftsabbruch gesetzlich vorgeschrieben. Wer würde das leisten, wenn die Beratungsstellen schließen müssen?", so Theresia Wagner-Richter, Vorsitzende des Trägervereins Donum Vitae. "Außerdem sind die Beratungsstellen durch den Gesetzgeber nun auch verpflichtet, das Verfahren der vertraulichen Geburt abzuwickeln." Auch das Gesetz braucht also die Beratungsstellen. Ganz zu schweigen von den ganzen (werdenden) Müttern und Vätern, die dort in allen Fragen und Konflikten fachmännisch betreut und unterstützt werden.

Dass die Finanznot der Kommunen auf den Rücken der Schwächsten der Gesellschaft ausgetragen wird, sieht auch der Deutsche Gewerkschaftsbund Kreisverband Wesel und wendet sich mit einem Offenen Brief an die Kreistagsfraktionen. In diesem fordert der Vorsitzende Arnold Stecheisen, dass bei den Beratungen zum Haushalt von Kürzungen oder Streichungen im sozialen und kulturellem Bereich abgesehen werden solle. Ausdrücklich werden hier auch die Kürzungen bei den Einrichtungen der Träger von Schwangerschaftskonfliktberatung abgelehnt. "Der DGB erwartet von der Kommunalpolitik, die Wohlfahrtsverbände bei der präventiven Arbeit zur Abwendung von Armut und Arbeitslosigkeit, zur Hilfe in Notlagen und zur Förderung des Gemeinsinns zu unterstützen."

Um zu klären, wie die Beratungsstellen noch Einfluss auf die Sparmaßnahmen nehmen können, hatte Petra Hommers gestern die Vertreter aller Einrichtungen in das Kreishaus geladen. Fazit: Allen Beteiligten sei klar, dass gespart werden müsse, aber mit einer richtigen Debatte, in der fachkundig über Inhalte gesprochen werden könne. Denn was nun kurzfristig gespart werden würden, komme später als Kosten doppelt und dreifach auf die Kommunen zurück. In einem offenen Brief soll dies den Fraktionen näher erläutert werden. Die Einrichtungen wollen außerdem genug Leute mobilisieren, die am 24. Februar zum Sozialausschuss und am 10. März zum Kreisausschuss erscheinen, um sich dort für den Erhalt der Beratungsstellen stark zu machen. Die Sitzungen im Kreishaus Wesel sind öffentlich. Jeder kann kommen!