Den Schwangerschaftskonfliktberatungsstellen im Kreis Wesel droht das Aus. Am Ende zahlen die Kommunen doppelt & dreifach

Kreis Wesel. Dinslaken · Die Träger bangen um die Existenz der Beratungsstellen für Schwangere, Alleinerziehende und Hilfesuchende im Kreis Wesel.

Lisa ist 26 Jahre alt, schwanger und von ihrem Partner allein gelassen, denn der will keine Kinder. Sie braucht Hilfe, auch finanziell. Anna, 35, hat zwei Kinder und freut sich auf das dritte. Nach einer Totgeburt weiß sie nicht, wie ihr Leben weitergehen soll. Auch sie braucht Hilfe, schließlich muss sie weiter für ihre beiden Kinder da sein und Tina, sie ist 17 Jahre alt. Sie und ihr gleichaltriger Partner erwarten ein Kind. Auch sie freuen sich, wissen aber nicht, wie sie ihr Leben künftig stemmen sollen. Lisa, Anna und Tina heißen in Wirklichkeit natürlich anders, ihre Geschichten aber sind wahr. Und nur drei von vielen, die Anja Krebs und ihre Kolleginnen aus einer der 8 Schwangerschaftsberatungsstellen im Kreis erzählen können. Ein solches Beratungsangebot bieten der sozialdienst katholischer Frauen e.V. Moers, das Diakonische Werk in Dinslaken, die Arbeiterwohlfahrt Kreisverband Wesel (AWO), die evangelische Beratungsstelle Duisburg/Moers und donum vitae in Kleve als Träger an.

Elf Berater stehen den Hilfesuchenden Frauen und Paaren seit 35 Jahren mit Rat und Tat zur Seite. 80 % der Personalkosten trägt das Land, der Kreis bezuschusst die restlichen 20 Prozent zur Deckung der Personalkosten. Sachkosten werden von den einzelnen Trägern gestemmt. Bekanntlich will die Jamaika-Koalition (CDU, Grüne und FDP) im Kreis Wesel die Personalkostenzuschüsse so drastisch kürzen, dass die Zukunft dieser Einrichtungen auf der Kippe steht. Ohne diesen Zuschuss könnte z.B. die AWO die Schwangerschaftskonfliktberatungsstellen in Dinslaken und Wesel nicht aufrecht erhalten.
Geschäftsführer Bernd Scheid ist fassungslos:

"Wird der Personalzuschuss vom Kreis reduziert oder gar eingestellt, müssen wir mehr aus eigener Taschen zahlen. Geld was wir nicht haben. Wir müssten das Angebot einstellen." Was heißt, dass Hilfesuchende die umliegenden Kommunen aufsuchen müssen, deren Kapazität aber auch so schon erreicht sind, denn dieses Angebot richtet sich auch an asylsuchende Schwangere und Frauen. Auch die Mitarbeiter der Beratungsstellen müssen mit unschönen Konsequenzen rechnen. Das, was künftig nicht mehr für Menschen in schwierigen Situationen geleistet werden könne, komme spätestens in ein paar Jahren in der Jugendhilfe z.B. doppelt und dreifach auf die Kommunen zurück. Auch die Mittel der Bundesstiftung "Mutter und Kind — Schutz des ungeborenen Lebens" werden über die Beratungsstellen auszahlen. Diese sind regional gebunden. Eine Frau aus dem Kreis Wesel kann nicht, weil es im Kreis keine Anlaufstellen mehr gibt, die Mittel in Duisburg oder Kleve beantragen.


"Kurzsichtig und kontraproduktiv" nennen die Wohlfahrtsverbände und die Gleichstellungsbeauftragten die Sparpläne der Koalition.