Taschendiebe arbeiten fast immer nach gleichem Schema Nicht Ablenken lassen!

DUISBURG · Nur die Opfer sind immer völlig perplex, deutet Kriminal-Hauptkommissar Ralf Schäfer an. Dabei ist die Masche der Taschendiebe eigentlich immer gleich: "Ablenkung!"

Dies ist ein so genannter Schrill-Alarm, der einen hohen lauten Ton von sich gibt. Im Falle eines Diebstahls oder auch Überfalls soll er dazu dienen, Aufmerksamkeit bei anderen Menschen zu erzeugen. So steigt die Wahrscheinlichkeit, dass Täter ihr Vorhaben abbrechen oder zumindest erkannt werden können. Dazu zieht man das Gerät von dem Band ab,einmal ausgelöst, muss man den kleinen Stecker in das Gerät „einfädeln“. Das schafft garantiert Aufmerksamkeit, die kein Täter möchte.

Foto: vowie


So ist Taschendiebstahl fast immer das Werk einer kleinen, gut eingespielten Gruppe, "Einzeltäter sind absolut selten", betont Schäfer, der weiß, dass es da meist einen Menschen gibt, der für die eigentliche Ablenkung zuständig ist. Das kann die Frage nach dem Weg oder eine andere Auskunft sein, das kann ein Stolpern an einer Kante, Treppe oder der Bus- oder Bahnhaltestelle sein. Generell ist man abgelenkt und dies ist dann der Punkt, an dem die zweite Person handelt. Die fischt dann nämlich das Portmonee aus der Umhängetasche oder dem Einkaufskorb beim Discounter.

Margareta Mahnke wurde wahrscheinlich Opfer eines Paares, das sich auf Taschendiebstahl spezialisiert hat.

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So ging es zum Beispiel auch Margareta Mahnke, die an einem Donnerstag Mitte Januar bei Aldi in Duissern einkaufen wollte. Ihre Geldbörse war in einer Tasche in ihrer rollenden Einkaufstasche und diesen hatte sie in den Einkaufswagen von Aldi gestellt. "Schon beim Flaschenpfand kam ich mir ein bisschen beobachtet vor, erzählt die 85-Jährige Duisburgerin. Beim Katzenfutter ist es dann passiert. Sie hatte geschaut, was es gab und ihren Wagen eine Zeit lang wohl nicht beachtet. Als sie dann wieder "aufschaute", war ihr Portmonee weg. "Das Geld ist ja gar nicht so schlimm. Aber alle Papiere": Der Behindertenausweis, mit dem sie kostenlos die öffentlichen Verkehrsmittel benutzen darf wie auch die gerade erst angefertigten Passbilder für den neuen Personalausweis waren ebenso verschwunden. Selbstverständlich auch ihre Kontokarte — "Da war die Polizei so lieb und ist mit mir zur Sparkasse gefahren, um mein Konto zu sperren!"


Am konkreten Fall fällt dem Kriminal-Hauptkommissar gleich noch etwas auf. Nämlich die Tatsache, dass viele Opfer von einem Eindruck von "Beobachtet-Werden" berichten: "Da ist oft etwas dran. Wenn man so etwas hat, sollte man besonders Aufmerksam sein, dass verscheucht meist die Täter, denn damit steigt die Wahrscheinlichkeit, dass sie auffallen", erläutert Ralf Schäfer, der generell davon abrät, alle Ausweispapiere, Kontokarten und Geld in einer Börse zu haben. Man sollte seine Sachen splitten, meint der Kriminalist, denn den Tätern geht es praktisch immer nur ums Bargeld. Der Rest wird eigentlich schnell weggeschmissen.
Dafür ist bei der kleinen Täterbande meist eine dritte Person zuständig. Die nimmt die Geldbörse vom zweiten Täter unmittelbar in Empfang, befreit das Geld von Portmonee und allen sonstigen Papieren und schmeißt diese Sachen weg. Ist dem Opfer doch etwas aufgefallen, kann der eigentliche Täter so getrost sogar eine Leibesvisitation durchstehen, denn er hat das Diebesgut ja nicht mehr. Häufig ist die Wiederbeschaffung aller Ausweise, Papiere, Bankkarten deutlich teurer als der Wert des erbeuteten Geldes.

(vowie)