Hormes: Nachtabschaltung bringt erhoffte Einsparungen

Moers · Der Rat der Stadt Moers hatte es vor gut einem Jahr im Zuge der Haushaltssicherungsmaßnahmen entschieden: Montags bis freitags schaltet die ENNI Stadt & Service Niederrhein (ENNI) seither die Straßenbeleuchtung in Moers zwischen 1 Uhr und 3.30 Uhr aus.

"Die Stromkosten sind wie erwartet deutlich gesunken", zog ENNI-Vorstand Lutz Hormes in der gestrigen Verwaltungsratssitzung eine Bilanz des ersten Jahres. "Die Stadt spart auf Basis des aktuellen Stromtarifs trotz der parallel erfolgten Umstellung zahlreicher Leuchtmittel auf sparsame LED-Technik jährlich Stromkosten von rund 93.000 Euro. Das zukünftige Einsparpotential ist naturgemäß auch abhängig von der Entwicklung der Strompreise." Hat die Moerser Politik so nun belastbare Zahlen für eine Entscheidung über das weitere Vorgehen, ist die in der Diskussion über einen sogenannten Einwohnergleichwert in der Abfallentsorgung gestern bereits gefallen: "Mit 7,5 Litern fällt dieser moderat aus. Zudem haben wir nun wie andere Kommunen die Chance, Gewerbebetriebe entsprechend der im neuen Jahr kommenden Änderungen in der Gewerbeabfallverordnung rechtssicher in das Solidarsystem einzubeziehen", ist ENNI laut dem Vorstandsvorsitzenden Hans-Gerhard Rötters hier mittlerweile auch bereits in der Diskussion mit Moerser Unternehmen. Neu in Sachen Abfall zudem: "Wir werden den Kampf gegen den ungeliebten wilden Müll weiter intensivieren. Dazu werden wir auch einen Mitarbeiter abstellen, der aktive Aufklärungsarbeit leisten und Müllsünden aufspüren soll", sieht Rötters für das Entsorgungskonzept der Zukunft so wichtige Eckpfeiler gesetzt.

Die Ergebnisse des ersten Praxisjahres in der Nachtabschaltung waren mit Spannung erwartet worden. Und hier darf sich die Politik in ihrer Entscheidung bestätigt fühlen, einen spürbaren Kostenhebel betätigt zu haben. Insgesamt sind im letzten Jahr die Stromkosten der Straßenbeleuchtung um 227.000 Euro gesunken. Hier würden laut Hormes der Austausch der restlichen alten stromfressenden Quecksilberdampflampen und günstigere Strompreise zwar den Löwenanteil ausmachen. Eine um 625 Stunden reduzierte Straßenbeleuchtung würde aber dauerhaft mit einer jährlichen Ersparnis von annähernd 100.000 Euro wirken. Auch die Umweltbilanz fällt laut Hormes positiv aus. In Moers gelangen so jährlich rund 600 Tonnen Kohlendioxid weniger in die Luft. Und noch eines konnte Hormes der Politik mit auf den Weg geben: "Seit zwölf Monaten verzeichnen wir im Punkt der Nachtabschaltung keine Kundenbeschwerden. Die Maßnahme scheint bei Bürgern akzeptiert."

In der Abfallentsorgung legt das Unternehmen beim Einwohnergleichwert den Hebel sorgsam an und liegt mit der Vorgabe im Landesvergleich im unteren Bereich. "Dadurch können die meisten Haushalte ihre bisherige Tonnengröße behalten und wir auf eine große Tauschaktion verzichten", so Hormes. "Bei Gewerbebetrieben werden wir zukünftig ebenfalls Einwohnergleichwerte anwenden und die Firmen über bedarfsgerechte Produkte in das Solidarsystem einbeziehen. Dazu wird ENNI in den kommenden Monaten über eine Umfrage mit dem in der Branche renommierten INFA-Institut den spezifischen Bedarf in den Moerser Unternehmen ermitteln." Eine Entscheidung wird hier aber frühestens im Juni fallen und dann ab 2017 umgesetzt. Auch beim geplanten Abhol-Service für Elektrogroßgeräte dürfte es kaum schneller gehen. Hier wird ENNI zunächst bei Kunden den Bedarf und die Zahlungsbereitschaft für ein solches Angebot ermitteln.

Insgesamt wurde auch in der gestrigen Sitzung deutlich, dass ENNI weiter vor großen Aufgaben steht — auch weil das Unternehmen vor einem enormen Sanierungsstau steht. Den hielt Hans-Gerhard Rötters dem Gremium gestern noch einmal vor Augen. So bestünde im Moerser Abwasserkanalnetz an vielen Stellen Handlungsbedarf und mit der Teil-Sanierung der Innenstadt bald ein Großprojekt bevor. Auch am Erscheinungsbild der zehn Moerser Friedhöfe müsse ENNI unbedingt etwas tun. Hier diskutierte das Gremium gestern auch über Auswirkungen der Schließung eines fiktiv ausgewählten Stadtteilfriedhofs. "Dies ist aber kein wirklich wahrscheinliches und wirtschaftliches Szenario." Am Betriebsgebäude am Jostenhof mit seinem integrierten Kreislaufwirtschaftshof wird es aber Veränderungen geben. Hier müsse das Unternehmen auch gesetzliche Anforderungen im Immissions- oder Arbeitsschutz gerecht werden. "Hier sind wir aber ebenso wie am Solimare mittlerweile aktiv und auf Kurs." Für die Sport- und Bädereinrichtung gab Geschäftsführer Dirk Hohensträter gestern noch einmal einen Status über die derzeitigen Baumaßnahmen. Demnach stehe es beim Freibad für den kommenden Sommer weiter Spitz auf Knopf. "Die Chance, noch in dieser Freibadesaison zu öffnen, sehe ich bei maximal 20 Prozent. Besser sieht es aber bei der Eishalle und beim neuen Aktivbad aus. Die Eishalle startet im September. Das Aktivbad geht schon im Herbst, also gut zwei Monate früher als erwartet in den Testbetrieb", so Hohensträter.

(Niederrhein Verlag GmbH)