Historisches Gebäude gerettet

Moers · Die Gebäudereihe auf der Haagstraße 55 - 61 gehört zu einem der schönsten Baudenkmäler in der Moerser Innenstadt. Aufgrund gravierender Bauschäden gefährdete der mittig liegenden Gebäudeteil (Nr.

Architekt Gerhard Hostermann, Bauunternehmer Andrzej Skupien, Bauherrin Anke Reich und Beigeordneter Thorsten Kamp (vl)

Foto: König

59) das Ensemble. Im Auftrag der Familie Elze/Reich hat Architekt Gerhard Hostermann den Gebäudeteil nun kernsaniert und somit den Erhalt endgültig und nachhaltig gesichert.

Die Fassade vor der Sanierung.

Foto: Hostermann

Errichtet wurde der Bau im Jahr 1640, diente vermutlich ursprünglich als Marstall oder Kontorgebäude und gehörte zum Schloss. Ab Anfang 1700 befand sich dort eine Lateinschule samt Lehrerwohnung, später wurde das Gebäude zum Wohngebäude umfunktioniert. Zuletzt lebte dort eine gehbehinderte, ältere Dame, die die oberen Etagen wegen der steilen Treppe nicht mehr nutzen konnte. Nach ihrem Tod kaufte Familie Elze/Reich das Haus. Seit September 2015 ist die Neukirchener Firma Gesa-Bau mit den Sanierungsarbeiten beschäftigt. "Es war mir wichtig, mit einer Firma zusammen zu arbeiten, die sich mit der Sanierung von Baudenkmälern auskennt", erläutert Architekt Hostermann, der sich selbst seit 2004 auf alte Gebäude spezialisiert hat und in Moers bereits die Häuser Fieselstraße 32—34 sanierte.

Die einst verputzte Fassade wurde in den ursprünglichen Zustand von 1640 zurückgeführt, so dass die Gebäudereihe nun einheitlich erscheint.

Foto: Hostermann

Zunächst musste ein Konzept erarbeitet werden. Allein die Vorarbeiten dauerten zwei Monate. Schließlich war die Substanz komplett marode, der Gewölbekeller war eingestürzt und der Dachstuhl war gebrochen. Mit dem Konzept unterm Arm ging es dann zu Gesprächen mit dem technischen Beigeordneten Thorsten Kamp sowie mit Dr. Monika Herzog von der Denkmalbehörde. "Der Stadt ist es natürlich ein großes Anliegen die historischen Gebäude in Moers zu erhalten", erläutert Kamp. So lief die Zusammenarbeit gut und bald konnte man mit den Arbeiten beginnen. "Wir mussten dem Gebäude zunächst ein komplettes Stützkorsett verpassen", erklärt Hostermann. "Bei der Sanierung mussten wir sehr behutsam vorgehen, um das Gebäude nicht weiter zu schädigen." Presslufthammer und Co. waren also tabu, gearbeitet wurde mit Hammer und Meißel. Beim Material hat man versucht, so viel wie möglich aus dem Haus wieder zu verwerten. So wurden z.B. die Fenster aus dem Eichenholz der alten Balken gebaut und auch die Steine aus dem Gewölbe kamen wieder zum Einsatz. "Quasi eine Sanierung aus sich heraus", erläutert Hostermann.

Der Dachstuhl war gebrochen.

Foto: Hostermann

Bald kann Familie Reich einziehen. Aus der einstigen Ruine ist ein charmantes Wohnhaus entstanden. Rund 150 Quadratmeter verteilen sich auf drei Etagen plus Spitzboden. Es gibt sogar einen Fahrstuhl, der die Etagen verbindet. "Mein Mann war am Anfang sehr skeptisch. Mittlerweile hat er sich aber auch in das Haus verliebt und sogar sein persönliches Lieblingszimmer gefunden", freut sich Anke Reich. Auf die Frage, was jemanden bewegt, solch ein umfangreiches Projekt anzugehen, lacht die Moerserin: "Reiner Wahnsinn! Und Liebhaberei! Ich liebe alte Häuser und alte Autos. Aber auch die Lage hier in der Moerser Innenstadt ist optimal."

(Niederrhein Verlag GmbH)