Schon verrückt. Beim 3:1-Hinspielsieg des FCK in Duisburg saß Ilia Gruev noch neben Kosta Runjaic als Co-Trainer auf der Lauterer Bank. Am Sonntag führt er nun als Chefcoach seinen MSV auf den Rasen des altehrwürdigen Fritz-Walter-Stadions in Kaiserslautern. Nee, ein schlechtes oder mulmiges Gefühl wird er dabei nicht haben, sagt Gruev. Für ihn sei das Ganze eher "eine interessante Konstellation." Gruev: "Ich freue mich darauf. Ich hatte zwei tolle, erfolgreiche Jahre in Kaiserslautern und mein Weggang ist fair und freundschaftlich über die Bühne gegangen." Und klar, er kenne den Kader der "Teufel" natürlich ziemlich gut. Einen Vorteil für das Spiel am Sonntag will er daraus aber nicht ableiten. "Kaiserslautern spielt unter Konny Fünfstück ganz anders als das unter Kosta und mir der Fall war. Wir haben auf Ballbesitz, Dominanz und Geduld gesetzt. Mittlerweile spielen sie aber auch überfallartig und operieren mit langen Bällen. Es wird auf jeden Fall spannend."
Aktuell dümpeln die Lauterer im Mittelfeld der Tabelle rum. Jüngst gab es eine 1:2-Niederlage bei Pauli. Dazu kommt, dass der FCK erst zwei seiner bisherigen Saison-Heimspiele gewinnen konnten. Der Anspruch am "Betzte" ist naturgemäß ein anderer. Nach zwei vierten Plätzen in Serie soll es endlich wieder hoch in Liga eins gehen. Daraus wiederum könnte ein Vorteil für die Zebras entstehen, mutmaßt Kevin Wolze, Traumtorschütze des ersten Duisburger Tores in Leipzig: "Vielleicht werden die Zuschauer schnell unzufrieden wenn es nicht so gut für den FCK läuft. Das wäre uns natürlich gar nicht so unrecht."
Im Zebra-Lager hat man die vergangenen Tage Zeit gehabt, die Lehren aus dem Leipzig-Spiel zu ziehen. 85 Minuten hatten die Duisburger den Top-Favoriten im Schwitzkasten und im Griff. Und dann kam, was Kevin Wolze, "eine Verkettung von Fehlern" nennt. In den letzten fünf Minuten schenken die Bullen den Duisburgern noch drei Tore ein. "Das war schon richtig bitter. Aber wir haben das analysiert und haben unsere Lehren daraus gezogen. Nochmal passiert uns sowas nicht", verspricht der Abwehrspieler. Für seinen Coach hatte die enttäuschende Schlussphase in Leipzig auch eine psychologische Komponente. "Der ein oder andere Spieler hat sich vielleicht schon zu sicher gelaubt. Dann fährt man die Konzentration leicht runter. Und dann passieren eben solche Fehler." Ilia Gruev will das aber nicht überbewerten und bezeichnet es als Teil des Lernprozesses. Schließlich habe sein Team im osten viel richtig gemacht. "Wir haben gegen ein Top-Team 85 Minuten stark gespielt. Wir hatten eine Super-Chancenverwertung, sind mehr gelaufen als sie, und waren mit unserer Fünferkette taktisch flexibel. Wir nehmen auf jeden Fall mehr Positives als Negatives mit aus Leipzig", so Gruev.
Personell sieht es so aus, dass Thomas Meißner den gelb gesperrten Kapitän Branimir Bajic ersetzen wird. "Thomas hat stark gespielt in Leipzig und hat es sich verdient", meint sein Trainer. Eine weitere Option könnte Martin Dausch sein. Auch wenn sein Coach etwas auf die Bremse tritt. "Er ist seit Montag im Training und fühlt sich gut. Aber er war jetzt auch fünf Wochen lang weg. Wir müssen mal schauen."