St. Barbara unter Denkmalschutz

Rheinhausen · Am 16. Oktober 2011 fand der letzte Gottesdienst in der Katholischen Kirche St. Barbara an der Klausstraße in Hochemmerich statt. Mitgliederschwund führte seinerzeit dazu, dass das Gebäude aus seiner kirchlichen Nutzung entlassen wurde.

Am Donnerstag stimmte jetzt die Bezirksvertretung der Unterschutzstellung als Denkmal einstimmig zu.

Die Kirche St. Barbara war die vierte Filiation der Gemeinde St. Peter Rheinhausen. Die Grundsteinlegung erfolgte am 27. März 1961, die Weihe am 20. Juni 1964. Dem Bau war 1957 die Gründung eines Kirchenbauvereins vorausgegangen sowie ein Planungswettbewerb, aus dem der Entwurf von Toni Hermanns als Sieger hervorging. Das im Entwurf vorgesehene frei stehende Glockengerüst wurde nicht ausgeführt. 1974 wurde zusätzlich ein Windfang vor dem südwestlichen Eingang errichtet. Der heutige Glockenturm wurde erst 1990/91 errichtet und gehört ebenso wie Nebengebäude nicht zum Denkmalumfang.

Gründe für die unter Denkmalschutzstellung: Gesellschaftsgeschichtlich markiert der Kirchenbau im Wesentlichen die Bewältigung des Wiederaufbaus nach dem Zweiten Weltkrieg. Die Bevölkerung wuchs, Wohngebiete wurden erweitert oder neu erschlossen, so auch in Rheinhausen-Hochemmerich an der Schnittstelle zwischen älterem, bürgerlichem Wohnen und dem in mehreren Bauphasen sich immer weiter ausdehnenden Werkssiedlungsbau.

Das Kirchengebäude spiegelt zudem die Neukonzeption von Kirchenräumen nach dem Zweiten Weltkrieg und noch vor dem 2. Vatikanischen Konzil wieder. Kernpunkt ist die neu verstandene Einheit von Gemeinderaum und Altarraum. Dem Bestreben, diese neu empfundene Einheit baulich auch in Einheitsräumen zur Wirkung kommen zu lassen, kamen zeitgleich entwickelte konstruktive Möglichkeiten des Spannbetons für weite, stützenfreie Wölbungen und Dachformen entgegen.

Die Überführung der Konstruktionsidee aus dem technisch-industriellen Sektor in die Spiritualität des Kirchenbaus kann dabei als eine der herausragenden und nicht auf Deutschland beschränkten Leistungen der Kirchenbaukunst jener Zeit gewertet werden. St. Barbara zählt zu den frühesten und zugleich ambitioniertesten Realisierungen dieser neuen Idee. Der Architekt Toni Hermanns, der das Gebäude entwarf, hat damit auch architekturgeschichtlich bedeutende Spuren hinterlassen und der Wissenschaft einen großen Dienst erwiesen.

Durch das Hüttenwerk Rheinhausen wuchs die Bevölkerung nach dem Krieg wieder deutlich und der Siedlungsbau wurde vorangetrieben. Auch das Grundstück für die Kirche wurde vom Hüttenwerk zur Verfügung gestellt. Die ehemalige St. Barbara Kirche macht somit als Sonderbauwerk die Schlussphase einer Verschmelzung des Siedlungsbereiches der Hütte mit vorhandener städtischer Bebauung und ihrer andersartigen Parzellierung ablesbar. Die geschickte Ausnutzung des schmalen Grundstücks für einen dennoch raumgreifenden Kirchenbau bewirkt, dass der Kirchenbezirk mit seiner bescheidenen Platzbildung städtebaulich voll in das Wohnviertel integriert ist. Nahtlos treffen hier Unternehmensgeschichte und Stadtgeschichte an dieser kleinräumigen Schnittstelle in exemplarischer Weise aufeinander.

Nicht zuletzt liegen auch künstlerische Gründe vor, wie beispielsweise die wandfüllenden Glasbilder von Joachim Klos.

Ein Baudenkmal sollte allerdings auch genutzt werden. Das ist in den vergangenen Jahren seit der Pronfanierung leider nicht wirklich passiert.

(Niederrhein Verlag GmbH)