An der Inszenierung jedenfalls kann es nicht gelegen haben. Es gab keine — wäre noch das freundlichste Fazit. Huan-Hsiung Li hatte eigentlich nur eine Idee: dass die ganze Geschichte von der Prinzessin, die alle Freier köpfen lässt, wenn sie ihre drei Rätsel nicht lösen können, nur ein Traum sein könne. Deshalb tanzt vorher und zwischendurch eine junge Frau im Nachthemd durch die Szenerie. Abgesehen davon, dass das ungefähr die abgestandendste und denkbar schlichteste Idee ist — sie ist auch nicht ansatzweise überzeugend umgesetzt. Eine Verbindung zum Bühnengeschehen stellt sich ebenso wenig her wie bei den rauf- und runtergelassenen Gaze-Vorhängen, auf die vorzugsweise Tuschekleckse projiziert werden.
Tatsächlich ist bei der Märchengeschichte mit Psychologie nicht viel zu gewinnen, aber deswegen gleich jegliche Personenführung einstellen? Bis auf die Regenschirme, die er anfangs hochhält (eine Anspielung wohl auf die Regenschirm-Revolution 2014 in Hongkong), darf der Chor nur rechts und links der großen Rampe herumstehen. So etwas wie "Spiel" kommt eigentlich nur auf, wenn die Minister Ping, Pang und Pong die Szenerie betreten. Gesanglich ragt daneben einzig Brigitta Kele als Liù heraus. Zoran Todorovich als Prinz Kalaf gibt sich redlich Mühe, Linda Watson in der Titelrolle kommt erst im dritten Akt ein wenig aus sich heraus.
Meistens viel zu laut dirigiert Axel Kober die guten Duisburger Philharmoniker, vielleicht macht das Kapellmeister Wen-Pin Chien, mit dem er sich bei den kommenden Aufführungen abwechselt, besser. Nur so als Tipp, falls Sie sich die Aufführung noch aussuchen können ... Keine 300 Karten gibt's mehr für die verbleibenden fünf Vorstellungen in Duisburg. Möglicherweise hatte der Ansturm mit den hohen Erwartungen an die deutsch-taiwanesische Koproduktion zu tun. Oder doch damit, dass diese Oper durch nichts und niemand zu verderben ist ...