Rossini am Niederrhein Reise per Zeitmaschine

Krefeld · Eine heitere Rossini-Oper, die 150 Jahre als verschollen galt, wird am Krefelder Stadttheater aufgeführt; und dies in einer eigens „niederrheinischen“ Version mit augenzwinkernden Science-fiction-Elementen.

Theatralische Reise: Die Sänger (v.l.) Irakli Silagadze, Sofia Poulopoulou, Rafael Bruck, Heidi Elisabeth Meier, Susanne Seefing und George Gamal machen sich mit der Zeitmaschine schon mal vertraut. Foto: Matthias Stutte.

Foto: Matthias Stutte

„Diese Oper macht höllisch gute Laune“, freut sich Operndirektor Andreas Wendholz auf die Premiere am 17. März im Krefelder Stadttheater. Denn Regisseur Jan Eßinger und Bühnenbildnerin Benita Roth haben die komödiantischen Elemente von Rossinis „Die Reise nach Reims“ durch ihre Inszenierung noch verstärkt:

Roth hat auf der Bühne eine „niederrheinische Landschaft“ mit Ausgrabungsarbeiten aufgebaut. Daraus lässt Eßinger das Personal der Originalhandlung von 1825 ausbuddeln. Mittels Zeitmaschine soll es dann wieder zurück ins 19. Jahrhundert gehen. Nur leider lässt der Transport der Zeitmaschine auf sich warten.

Was sich „verrückt und absurd“ (Wendholz) anhört, entspricht in tieferem Sinne durchaus der Originalstory, wie sie der berühmte Komponist Gioachino Rossini anlässlich der Krönung des französischen Königs Karl X. 1825 einst vertont hatte. Im Original wartet eine internationale Gästegesellschaft auf die Weiterreise nach Reims, wo der König gekrönt wird, nur leider stehen die Pferde nicht mehr zur Verfügung.

Dafür aber erhalten die Zuhörer der Oper ein seltenes Erlebnis: nicht weniger als 18 Solosängerinnen und -sänger beleben die Bühne. Kaum eine andere Oper hält so viele Solopartien bereit. Zudem sind die gesanglichen Anforderungen sehr hoch. „Das ist eine enorme Herausforderung für die Sänger“, unterstreicht Dirigent Giovanni Conti. Denn Rossini hatte die Partituren zum feierlichen Ereignis der Königskrönung ausdrücklich für Spitzenkräfte geschrieben. Doch auch Krefelds Musikerensemble zeigt sich den Herausforderungen gewachsen, wie Andreas Wendholz befriedigt feststellt.

Die Geschichte dieser Oper ist übrigens ähnlich merkwürdig wie die Handlung. Rossini zog sie nach nur drei Aufführungen zurück. Über ein Jahrhundert lang galt die Partitur als verloren. Erst 1984 konnte sie nach Funden in Archiven wieder aufgeführt werden. Das Stadttheater Krefeld trägt mit seiner Aufführung zur Wiederentdeckung bei.