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Rheinberg · Gestandene Männer, die mit Eisenbahnen spielen, dabei Schaffnermützen aufsetzen und "Tuuut-Tuuut" machen? Um Modelleisenbahner ranken sich viele vorurteilsbeladene Mythen. Die Mitglieder vom Spur-0-MEC (Modelleisenbahnclub) Niederrhein erklären uns, was die Faszination Modelleisenbahn ausmacht und warum ihr Hobby auch für junge Leute interessant sein kann.

Bilderstrecke Spur-0-MEC Niederrhein
12 Bilder

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"Unerfüllte Kindheitsträume oder Erinnerungen an Kindheitstage, das Interesse an der Maschinentechnik oder am Modellbau generell", zählt Gerhard von Melle, 1. Vorsitzender, die Beweggründe auf, die die Mitglieder des Clubs jeden Freitag in die ehemalige Lokführerübernachtung der Bundesbahn führen. Dort, in dem Gebäude am Rheinberger Bahnhof, Bahnhofstraße 59c, hat Spur-0-MEC Niederrhein seit 1991 Quartier bezogen und eine beeindruckende Anlage aufgebaut. Auf 60 qm findet sich eine detailverliebte Schienenstrecke (Spurweite 0), auf der und an der es einiges zu entdecken gibt.

Ziel beim Bau einer Anlage sei es, so nah an der Realität zu bleiben wie möglich. "Eigentlich würde das bedeuten, dass die Strecke von A nach B führen müsste. Aber wir haben uns für einen Rundkurs entschieden. Das ist auch für Besucher interessanter", erklärt von Melle. Die Eisenbahnen sind bis ins kleinste Detail und maßstabsgetreu den großen Originalen nachempfunden, der Rheinberger Bahnhof befindet sich als Nachbau in der Mitte und auch die anderen Bahnhofsgebäude haben "echte" Vorbilder.

Fantasie und Kreativität erhalten bei der Ausgestaltung der Landschaften und der einzelnen Schauplätze Einzug: Da ist das Pärchen, das sich am Bahnhof verabschiedet, ein Verkäufer, der in seinem Laden Kundschaft bedient, und täuschend echt wirkende Mini-Bäume, an denen der Zug vorbeirauscht.
Die Zusammenstellung der einzelnen Modelle, die auf der Anlage fahren, ist unhistorisch. "Das liegt daran, dass hier nicht nur jeder seine Fähigkeiten sondern auch seine Vorlieben einbringen kann. Richtig fertig wird die Anlage nie, es gibt immer neue Ideen", so von Melle, der sich gerne um die Elektrik kümmert.

Das älteste Mitglied ist 78, das jüngste Mitglied 14 Jahre. Der Verein würde sich über weiteren Nachwuchs freuen - man ist sich aber durchaus bewusst, dass eine Eisenbahn nicht mehr das bedeute, was sie früher bedeutet habe. "Ich habe mir als Junge am Schaufenster die Nase platt gedrückt, wenn da 'ne Eisenbahn fuhr", erinnert sich Heinrich Thomas, der zu den ersten Mitgliedern des 1981 in Moers gegründeten Vereins gehörte. Heute haben Videospiele, I-Pads und Co. der Eisenbahn den Rang abgelaufen. "Dabei ist auch unsere Technik auf dem neuesten Stand. Es gibt z.B. eine App, die die Steuerung übers Smartphone möglich macht", erklärt Kassierer Klaus Weißenborn.

Ein Vorurteil, welches sich jedoch nicht so einfach aus der Welt schaffen lässt, ist der Frauenmangel. Denn auch in Rheinberg sind die 22 Männer unter sich. Nicht freiwillig. Daher sind Frauen herzlich willkommen, sich davon zu überzeugen, dass dieses Hobby sowohl kreative als auch technische versierte Köpfe gleichermaßen ansprechen kann - und viel mehr zu bieten hat als "Tuuut-Tuuuuuut".