Auf einem viereinhalb Meter hohen Sockel liegt der elf Tonnen schwere, rund sechs Meter hohe Bronzeguss, und Markus Lüpertz freut sich schon darauf, wenn dem Gott der Gewässer mal das Wasser bis zum Hals steht. Ex-Bundeskanzler Gerhard Schröder hoffte in seiner Ansprache dagegen auf die Schutzfunktion Poseidons, der zwar "ein wilder Kerl" gewesen sei und deshalb auch ganz gut hierher passe, aber auch Stürme habe beruhigen können. "Auch bei Hochwasser steht er auf einem sicheren Posten." Den besten Witz machte Schröder auch, als er nämlich Hannover als "eine richtige Metropole" bezeichnete. Aus einer solchen herkommend sei er überrascht gewesen, wie schön Duisburg vom Wasser aus gesehen sei — vor der Enthüllung hatte Schröder mit Lüpertz, Hafenchef Erich Staake und einigen weiteren Gästen noch eine Fahrt auf dem Duisport-Flaggschiff "Karl Jarres" rheinaufwärts unternommen.
Tatsächlich sind Hafenrundfahrten mit dem "Echo des Poseidon" um eine Attraktion reicher geworden, denn vom Rhein aus hat man wohl den besten Blick auf das Kunstwerk, jedenfalls auf das ausdrucksstarke Gesicht. Andererseits ist auch der Hinterkopf durch eine kluftartige Einkerbung markant gestaltet. Dem vom Gegenständlichen ausgehenden Künstler Lüpertz ist es ja, wie man auch in seiner noch bis zum 12. Juni verlängerten Ausstellung in der Küppersmühle sehen kann, immer um Abstraktionen zu tun.
Und jedenfalls nicht um Provokation, darauf wies er in einer kurzen Ansprache noch einmal hin. "Ich will immer nur etwas Großes, Hehres, Wahres schaffen", erklärte er und war ansonsten "ganz gerührt von der Qualität der Arbeit." Dem Vernehmen nach soll Lüpertz auf ein Honorar für die Großskulptur verzichtet haben; von der Villa des befreundeten Bauunternehmers und Kunstsammlers Hans Grothe aus habe er oft auf die Mercatorinsel geblickt; dass sein Echo des Poseidon jetzt hier stehe, sei "ein Traum".
Dessen Realisierung weniger als eine halbe Million Euro gekostet haben soll — also ungefähr soviel wie die Treppe von der Friedrich-Ebert-Brücke, die nach wie vor nicht benutzt werden darf. Altbundeskanzler Schröder hofft trotzdem, dass das Echo nicht nur die an- und abfahrenden Schiffer begrüßt, "sondern sich viele Duisburgerinnen und Duisburger auf den Weg zur Mercatorinsel machen werden, um dieses Kunstwerk zu bewundern."