Charity-Ausstellung „Kunst hilft Kindern“ - und Senioren

Duisburg · Am vergangenen Wochenende fand die Charity-Ausstellung „Kunst hilft Kindern“ des Kamp-Lintforter Vereins „Engel gibt es überall“ statt. Wir waren am Freitagabend bei der Vernissage - und plötzlich auf der Bühne.

Besonders emotional wurde es, als Ingrid Stermann von der Kuschel-Aktion und der Freude der Beschenkten erzählte. Die Aktion wird nun fortgeführt: Alten- und Seniorenheime können sich weiterhin an den Verein „Engel gibt es überall“ wenden, wenn sie Teddybären für ihre Bewohnerinnen und Bewohner brauchen.

Foto: Engel gibt es überall/Marsha Glauch

So viele Jahre kenne ich Ingrid Stermann und den Verein „Engel gibt es überall“, so viele Aktionen habe ich begleitet, doch immer wenn „Kunst hilft Kindern“ anstand, stand irgendwas dazwischen. Pünktlich zur absolut größten Charityveranstaltung, die der Verein je ausgerichtet hat, bin ich aber endlich am Start. Das freut mich sehr, denn alles, was Ingrid Stermann anpackt, macht sie mit so viel Engagement und Herz, da weiß man: Das wird toll!

Und so weiß auch diese Vernissage die 300 geladenen Gäste zu überzeugen. Für die Wahl der Location gibt’s viel Lob: Die Liebfrauenkirche kennt man zwar als Veranstaltungsort, dass sie aber auch Kunst kann, war vielen nicht bekannt. Auf 1200 qm Ausstellungsfläche und zwei Etagen finden um die 190 Werke Platz - von Malerei über Objekte bis hin zu den schwebenden Gärten des weltbekannten Ludgar Thuilot. Am Ende des Abends werden viele rote Punkte verteilt worden sein. Gut so, denn 50% der Verkaufserlöse (ausgenommen Pflanzen und Dekoration) spenden die Künstlerinnen und Künstler an „Engel gibt es überall“ und damit für die nachhaltige Förderung von benachteiligten Kindern und Jugendlichen, aber auch für Senioren. Das gesamte Wochenende bringt nach einer ersten Abrechnung rund 12.000 Euro in die Vereinskasse. „Eine enorm hohe Summe, die sich im Vergleich
zum Jubiläumsjahr fast verdoppelt hat“, freut sich Stermann über den „vorläufigen Endstand“: „Es kommen immer noch Spenden rein.“ Und weiter: „Ich bin überglücklich, dass meine größte Ausstellung auch meine schönste geworden ist.“

Was „Engel gibt es überall“ ausmacht, wird beim Festakt der Vernissage deutlich, der eindrucksvoll und stimmgewaltig von den musical kids Rheinhausen mit dem Lied „Lichterkinder“ eröffnet wird. Auch die restlichen musikalischen Beiträge des Abends sind auf den Punkt: „Heal the world“, „You never walk alone“,...immer stilvoll, nie kitschig. Wunderbar auch wie Lutz Stermann, 2. Vorsitzender des Vereins, seine Frau Ingrid als Künstlerin, Veranstalterin, Galeristin und Vorsitzende vorstellt, die ihn „manchmal auch ein bisschen nervt, aber deren Herz immer für den guten Zweck schlägt.“

Und in dieses große Herz gewährt Ingrid Stermann den Anwesenden einen tiefen Einblick. Drei Geschichten, die sie besonders bewegt, geprägt und auch verändert haben, erzählt sie. Da ist die 26-jährige Mutter zweier Töchter, die aus einer gewaltbereiten Familie auszog und danach einen Schlaganfall erlitt. Trotz halbseitiger Lähmung geht sie arbeiten, damit sie finanziell auf eigenen Beinen steht und ihren Kindern einen besseren Zugang zu Bildung und Ausbildung ermöglichen kann, als sie ihn als Heimkind bekam. Doch eine Studienfahrt nach London zu bezahlen, kann sie sich nicht leisten. Anträge beim Amt blieben bisher unbearbeitet, sodass die Engel nun in Vorkasse getreten sind.

Die zweite Geschichte, die Ingrid Stermann teilt, ist die eines Rentners aus Kevelaer, der sich um 24 Flüchtlingsfamilien mit 50 Kindern kümmert. Im letzten Jahr, als wieder Familien kommen, die nichts außer ihrer Kleidung haben, stößt er schließlich an seine Grenzen und bittet „Engel gibt es überall“ um Hilfe. Ingrid Stermann fährt selbst Hilfsgüter nach Kevelaer: „Das, was ich dort gesehen habe, hat was mit mir gemacht. Von wegen alle Flüchtlinge haben es hier gut.“

Das dritte Beispiel aus dem Arbeitsalltag des Vereins ist die Aktion „Teddybären für Senioren“. 1000 Kuschel, so der Name des Bären, für den man eine Patenschaft übernehmen kann, wurden bisher am ganzen Niederrhein in Senioreneinrichtungen und an Privatpersonen verteilt. Sie hätte erst daran gezweifelt, ob es eine gute Idee sei, älteren Menschen ein Kuscheltier zu schenken, erzählt Ingrid Stermann, doch was sie bei den Übergaben erlebt habe, sei emotional aufwühlend gewesen: Fünf Bilder werden auf die Bühne gestellt, sie zeigen Menschen, die mit dem Bären kuscheln, bei denen der Bär im Bett schlafen darf; Demenzerkrankte, die Kuschel für einen Moment in das Hier zurückholt. Kuschel hat bei den Übergaben stets einen Brief dabei. Katrin Düngel, die im Kompetenzteam des Vereins sitzt und sonst über Förderanträge mit entscheidet, liest ihn vor. Ihre Stimme bricht mehrmals ab, unter Tränen bittet sie um Entschuldigung. Gänsehaut. Nasse Augen. Es gibt nichts zu entschuldigen, ich war bei einer Kuschelübergabe dabei, ich fühle das.

Anschließend geht’s zu den Danksagungen. Tja, und dann verkündet Ingrid, dass es noch eine besondere Ehrung für einige Anwesende gebe, die noch nichts von ihrem Glück wüssten: „Ich darf Claudia Basener nach vorne bitten.“ Oh, das bin ja ich, stelle ich nach einem kurzen Moment erfreut und gerührt fest. Und ich werde mit der Aufnahme in den Silberclub, in den limitierten Kreis der Silberengel, dafür geehrt, dass ich meine Arbeit tue. Zumindest empfinde ich es als meine Aufgabe, ehrenamtliches Engagement, wie das von Ingrid Stermann und ihren Engeln, zu begleiten und diesem in unserer Zeitung die große Bühne zu bieten, die es verdient hat.

Seit Vereinsgründung 2011 konnte ein Fördervolumen von 600.000 Euro generiert werden. Die Unterstützung geschieht diskret, seriös und zielgerichtet. Wer einer Förderung bedarf, kann einen Antrag stellen. Über diesen entscheidet ein 5-köpfiges Kompetenzteam. Der Verein gibt kein Bargeld aus der Hand, sondern kümmert sich um eine nachhaltige Unterstützung. Mehr Infos zum Verein finden Sie unter: http://engelgibtesueberall.de/