„Prima la Mamma!“ im Theater Duisburg Sitten und Unsitten der Oper
Duisburg · Am nächsten Samstag, 16. November, feiert „Prima la Mamma!“ von Gaetano Donizetti Premiere im Theater Duisburg. Die „Oper in der Oper“ spielt mit allen Vorurteilen über eitle Primadonnen und begriffsstutzige Tenöre, die auch in den 200 Jahren seit der Uraufführung nichts von ihrer Gültigkeit oder jedenfalls von ihrem Witz verloren haben, wie Dirigent und Duisburger Benjamin Reiners bestätigt.
Der Dichter fürchtet um seine kostbaren Worte, der zweite Sopran fühlt sich übergangen, der Chor möchte möglichst schnell in die Pause ... „Prima la Mamma!“ ist zeitlos, findet Benjamin Reiners. „Entweder war Donizetti wahnsinnig modern, oder unser Theaterbetrieb hat sich in den letzten 200 Jahren nicht allzu sehr verändert“, lacht der Dirigent. Nach einer ganz altmodischen Kapellmeisterausbildung und zuletzt einem Chefposten in Kiel wird Reiners in der nächsten Spielzeit Chef in Chemnitz mit der renommierten Robert-Schumann-Philharmonie. Angefangen hat seine Berufslaufbahn mit genau diesem Stück, nur in einer leicht anderen Fassung, „Viva la Mamma“ hieß sie damals (und eigentlich heißt die Oper „Le convenienze ed inconvenienze teatrali“, Sitten und Unsitten am Theater), als Korrepetitor am Münchener Gärtnerplatztheater, also als derjenige, der am Klavier mit den Sängern ihre Rollen einstudiert. Doch der eigentliche Startschuss für Benjamin Reiners, der durch sein evangelisch geprägtes Elternhaus in Duisburg-Hamborn mit Kirchenmusik angefangen hatte, war die Deutsche Oper am Rhein. In den 90ern war’s, da war er nach „My Fair Lady“ am Karnevalssamstag im Theater Duisburg so sehr Feuer und Flamme für Orchester und Theatermaschinerie, dass er am Rosenmontag gleich noch in die „Fledermaus“ ging, am Donnerstag in „Don Giovanni“ und am Samstag in „Tannhäuser“ ... Das waren noch Zeiten bzw. Spielpläne damals - von den ewig drückenden Geldsorgen am Theater erzählt „Prima la Mamma“ natürlich auch.
Wie detailversessen, hoch energetisch und alle herausfordernd sich Regisseur Daniel Kramer in die Proben zu „Prima la Mamma“ wirft, das macht Reiners schon besonders Spaß. Die beiden Gäste in den weiblichen Hauptrollen - die Mamma übrigens schon im Original ein Bariton! - sind eine Wucht und werfen sich ebenso voll rein wie das Rheinopernensemble, und auch von den Duisburger Philharmonikern ist Reiners wieder begeistert: Wie sie sich voll auf die „italianità“, auf die filigrane Stilistik einlassen, da kommt der Dirigent in Champagnerlaune: „Es perlt!“ Derbe Komik trifft auf höchste Virtuosität, das fröhliche Durcheinanderwirbeln der Klischees macht „Prima la Mamma!“ zur idealen Einstiegsoper - könnte das nächste große Ding werden in Duisburg!
Termine und Tickets unter www.operamrhein.de