„Wenn ich jetzt nicht hier bei der Probe wäre, würde ich vermutlich alleine im Keller Akkordeon spielen.“ So wie Wolfgang Pietzoka geht es vielen Mitgliedern des Blasorchesters Lohmühle. „Ich würde wohl am Rechner sitzen“, so Gitarrist Helmut Kürten. „Oder alleine auf der Couch“, so Bassist Werner Lutz. Die Musik bringt die drei Männer jeden Montag im Keller des städtischen Kindergartens Vierbaum zusammen, in dem das Blasorchester Lohmühle seine Räumlichkeiten hat.
15 Mitglieder zählt das Orchester, das jüngste ist 50, das älteste 90, die meisten über 70. Sie kommen aus Rheinberg und Umgebung, aber auch aus Neuss oder Wachtendonk. Gespielt werden mittlerweile nicht nur Blasinstrumente wie Trompete, Horn, Saxofon oder Klarinette, sondern auch Akkordeon, Gitarre und Schlagzeug. Außerdem gibt es eine Sängerin. „Das bietet uns natürlich, was die Liedauswahl angeht, viel mehr Möglichkeiten als anderen Blasorchestern“, sagt Udo Henning. Der Vorsitzende des Vereins hat vor 60 Jahren als Elfjähriger gemeinsam mit seinem Vater das Orchester gegründet - „als Jugendverein“. Inzwischen ist man mit 50 ein Nesthäkchen.
„Genaugenommen ist unser Konzept gegen die Einsamkeit bereits erfolgreich“, erklärt Henning hinsichtlich der Altersentwicklung des Orchesters. Daher kam das Förderprogramm des Landes NRW genau richtig, das dem Verein nun nach erfolgreicher Bewerbung erlaubt, einen kostenlosen Workshop unter professioneller Leitung anbieten zu können, um weitere ehemalige Musikerinnen und Musiker wieder ans Instrument und in die Gemeinschaft zu bringen.
Am 7. Dezember, 11 bis 17 Uhr, findet der Workshop im ev. Gemeindehaus, Bischof-Roß-Str. 17 a in Rheinberg-Budberg, statt. Mit Stefan Büscherfeld, Ausbilder für Trompete, Posaune und Gesang, konnte ein großer Name der hiesigen Musikszene gewonnen werden, um durch den Tag zu führen. Es soll eine lockere Runde werden, in der geschaut wird, wer welchen Kenntnisstand hat und mit welcher Unterstützung ein Neustart im Orchester möglich ist. Für Verpflegung wird gesorgt sein.
Angesprochen fühlen sollen sich Musikerinnen und Musiker, die schon einige Zeit nicht mehr musiziert haben. Alle Orchesterstimmen sollen wieder besetzt werden, Gesang, Schlagzeug und Bass brauchen Verstärkung. Fortgeschrittene Grundkenntnisse sind erwünscht. Musikalischer Hintergrund und ein Instrument sollten vorhanden sein; Notenkenntnisse brauche es nicht zwingend, wie Helmut Kürten und Werner Lutz bestätigen. Der eine lernte Noten erst mit seinem Beitritt zum Orchester vor zehn Jahren, der andere spielte zum Einstieg nach Zahlen, bis er die zugehörigen Noten und Griffe auswendig konnte.
Aber auch Interessierte, die kein Instrument spielen möchten, könnten sich einbringen, so Udo Henning, Aufgaben gebe es genug: vom Aufbau der Verstärker und der Lautsprecher über die Digitalisierung der Noten bis hin zur Organisation der Auftritte.
Das Orchester ist motiviert, sich stetig zu verbessern, und hat daher mit der Folkwangabsolventin Margarita Cherenkova, Saxofon und Dirigat, eine Trainerin engagiert, die mit einer gewissen Konsequenz an Feinheiten feilt und Tagesziele definiert, um das Gelernte auch zu Hause zu proben und zu vertiefen. Aber in der Pause gibt’s auch einen Schnaps, es werden gemeinsam Feste gefeiert, neue Bekanntschaften geschlossen und Freunde gewonnen. „Wir haben hier keinen Konkurrenzkampf, wie das in anderen Vereinen manchmal ist“, wirbt der 90-jährige Werner Lutz, der von seinen Kollegen „das Herzstück des Orchesters“ genannt wird, „und hierher zukommen, ist doch wirklich einfach besser, als alleine zu Hause auf der Couch zu liegen.“
Anmeldungen für den kostenlosen Workshop am 7. Dezember, 11 bis 17 Uhr, ev. Gemeindehaus, Bischof-Roß-Str. 17 a in Rheinberg-Budberg, per Mail an
henningmusik@t-online.de oder
Tel.: 0159 040 73323.
Mehr Infos zum Verein:
www.blasorchester-lohmuehle.de