Über 650 mal niederschwellige medizinische Versorgung auf der Straße Pflastermobil hilft weiter

Mönchengladbach · Seit 17. Januar 2023 steht es alle zwei Wochen samstags da, wo niederschwellige medizinische Versorgung auf der Straße gebraucht wird. Über 650 kostenlose Behandlungen hat das Pflastermobil seitdem geleistet. Die Patienten: wohnungslose, hilfsbedürftige Menschen, die meisten ohne Krankenversicherung. Das Team: Ärzte und Pflegefachkräfte, die sich ehrenamtlich einsetzen.

Sebastian Dreyer, Beigeordneter für Soziales, Jugend und Gesundheit (l.), und OB Felix Heinrichs (r.), mit einem Teil des ehrenamtlichen Pflastermobil-Teams.

Foto: Petra Käding

Samstag, halb zehn in Mönchengladbach: Kardiologe Dr. Klemens Bolzenius und Pflegefachkraft Lina Wiemer vom Krankenhaus Bethesda sowie Fahrer Albrecht Driescher vom Rotary Club könnten jetzt gemütlich zu Hause beim Frühstück sitzen... Stattdessen bilden sie das Pflastermobil-Team an diesem Samstag, stehen vor dem „Pflastermobil“, einem älteren Rettungswagen, der mit Medikamenten, Verbandsmaterial etc. ausgestattet ist, vor dem Café Pflaster auf der Kapuzinerstraße, bereit, hier und an weiteren sozialen Brennpunkten in der Stadt wohnungslose, „durch das soziale Raster gefallene“ Menschen medizinisch zu versorgen.

Die ersten Patienten an diesem Morgen sind ein Mann mit Zahnschmerzen und einer, der zur Wundversorgung kommt. Typische „Krankheiten der Straße“, wie Dr. Ulrike van Bömmel erklärt. „Chronische Wunden, Atemwegs- und Hauterkrankungen...“, zählt sie auf – und schüttelt den Kopf auf die Frage hin, ob das Team dem Mann mit den Zahnschmerzen auch empfehle, am Montag zum Zahnarzt zu gehen, statt ihm „nur“ ein Schmerzmittel zu geben. Das nütze nichts. Termine machen, zum Arzt gehen, oder in ein Krankenhaus – das sei nicht deren Welt. Das Ziel könne daher nur sein, Vertrauen auf- und Hemmschwellen abzubauen, niederschwellige Angebote zu machen und durch einen regelmäßigen Rhythmus (alle 14 Tage samstags) für möglichst viele erreichbar zu sein.

Dr. van Bömmel leitet zusammen mit Dr. Valérie Stephan das Projekt „Pflastermobil“ und ist an diesem Samstag zusätzlich zum Team mit vor Ort, um der Presse, OB Felix Heinrichs und dem Beigeordneten Sebastian Dreyer über Erfolge und Pläne des Projekts zu berichten. Auch Kinderärztin Lisa Kühn, Michael Klein, Past-Präsident vom Rotary Club und Initiator des Projekts, sowie Tilman Henke, Diakonie-Vorstand und Projektpartner sind gekommen. Und es sind noch längst nicht alle... Zählt man allein die Ärzte und Ärztinnen (aktuell 25), Pflegekräfte (36) und Fahrer (15), die sich beim Pflastermobil engagieren, zusammen, kommt man schon auf 76 Ehrenamtler. Vier bis fünf Stunden sind die Teams jeweils unterwegs, bei einem Einsatz alle zwei Wochen fallen für jeden Einzelnen im Schnitt zwei Einsätze im Jahr an.

„Es läuft gut, wir haben ein gutes Netzwerk und immer genug Ärzte und Pflegekräfte“, betont Dr. van Bömmel zufrieden. Und Michael Klein erklärt, dass das Pflastermobil überwiegend durch Spenden finanziert wird, der gebrauchte Rettungswagen allein durch eine großzügige Spende angeschafft werden konnte.

Neu ist der gezielte Einsatz bei der Frauenschlafstelle etwa alle drei Monate, bei dem eine Frauen- und eine Kinderärztin sowie eine Fahrerin dabei sind. Dieser in Anbetracht der Tatsache, dass zum Pflastermobil fast ausschließlich Männer kommen, dringend notwenige Einsatz wird vom Inner Wheel Club Mönchengladbach unterstützt.

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