Wer einen historischen Roman schreibt, muss sich in der beschriebenen Zeit richtig gut auskennen. Die Mönchengladbacher Autorin Michèle Friedrichs ist da besonders genau. „Es war ein sehr arbeitsreiches Recherchejahr“, sagt sie. Sie hat sich vorgenommen, jedes Jahr einen Band ihrer Fräulein Charot-Krimiserie zu veröffentlichen und hätte es 2024 fast nicht geschafft. In „Fräulein Charot und das Geheimnis des Maschinisten“ geht es unter anderem um Textilmaschinen, speziell hier um die Dampfmaschine, und da sitzt sie ja gewissermaßen in Mönchengladbach an der besten Quelle, die es gibt. „Holger Hellwig, der technische Leiter des Textiltechnikums, war sehr nett und hat mir viel erklärt“, sagt sie und empfiehlt allen, das interessante Museum im Monforts Quartier doch unbedingt zu besuchen.
Das Buch spielt im Mönchengladbach von 1910. Die Industrie boomt, Fabriken schießen wie Pilze aus dem Boden, die Energie der Dampfmaschinen treibt alles an. Als in der großen Aktienspinnerei ein Mord geschieht, wird Fräulein Charots junge Freundin neben der Leiche erwischt und verhaftet. Sie versucht, das Mädchen zu retten. Als sie das Leben des geheimnisvollen Maschinisten durchleuchtet, gerät sie tief in die Gründerszene, wo der Erfindergeist helle Funken sprüht.
„In der Gründerzeit war eine wahnsinnige Aufbruchstimmung und vieles war schon erfunden, von dem wir heute glauben, wir hätten es gerade erst entwickelt“, sagt Michèle Friedrichs. Neben besagter Dampfmaschine habe es zum Beispiel bereits Künstlerkolonien gegeben, soziale Errungenschaften für Arbeiter, Think Tanks, sowas wie Niedertemperaturgaren und die Idee, sich vegetarisch zu ernähren. Michèle Friedrichs hat in alten Ausgaben der „Gladbacher Volkszeitung“ gestöbert, hat im „Adressbuch für die Stadt M.Gladbach 1888“ Straßenverzeichnisse, altmodische Namen und Berufe gefunden, im Deutschen Telefon-Museum in Morbach hat sie über die Möglichkeiten der Telefonie in der Gründerzeit recherchiert und in einem Küchenmuseum Hinweise auf den damaligen Alltag gefunden. „Wenn man von Jugendstil spricht, denken die meisten an Pickelhauben und Kaiserzeit, aber es ging auch um eine hochmoderne Jugendbewegung“, sagt Michèle Friedrichs.
Die Leserinnen und Leser dürfen jedenfalls viel Spannung, ein authentisches Szenarium und jede Menge historisches Mönchengladbach erwarten. Das Buch kommt voraussichtlich am Donnerstag in den Buchhandel. Es kostet 22 Euro.