Extremwetter: Die Situation im Obstanbau Fred und Rubinette noch fit?

Schelsen · Seit Wochen geht das Thema durch die Medien: Die Obstbauern fürchten wegen des anhaltenden Regenwetters und den extremen Temperaturunterschieden um ihre Ernten. Der Extra-Tipp hat Heinz-Josef Hütten vom Birkshof in Schelsen gefragt, wie es seinen Äpfeln, Birnen und Kirschen geht.

Auf dem Birkshof ist noch alles im grünen Bereich. Nicht die Blüten seien so empfindlich, sondern die Früchte im ganz frühen Stadium, sagt Obstbauer Heinz-Josef Hütten.

Auf dem Birkshof ist noch alles im grünen Bereich. Nicht die Blüten seien so empfindlich, sondern die Früchte im ganz frühen Stadium, sagt Obstbauer Heinz-Josef Hütten.

Foto: Andreas Baum

Reihe an Reihe recken sich die mehr als 20 000 Apfel-, Birn- und Kirschbäume vom Birkshof Richtung Himmel. Die Frühblüher wie die Süßkirsche Early Red sind schon fast durch. Andere, wie die Apfelsorten Rubinette und Wellant, stehen in voller Blüte. Obstbauer Heinz-Josef Hütten ist optimistisch. Dass 95 Prozent der Blüten abfallen, sei normal, sagt er. Die restlichen fünf Prozent brächten immer noch den Vollertrag von rund 120 Äpfeln pro Baum oder 20 Kilo Kirschen. „Wir sind bis jetzt glimpflich davon gekommen“, so Hütten. Aber er hat dieses Jahr auch schon einiges mitgemacht. Erst letzte Woche in der Nacht zum 23. April, als der Frost zurückkam, ist er um 3 Uhr aufgestanden und hat rund 500 Feuertöpfe angezündet, die alle sechs Meter zwischen seinen Obstbäumen verteilt waren, um Blüten und Jungfrüchte zu wärmen. „Es wird immer gesagt, die Blüten seien in Gefahr, aber eigentlich sind es die sieben bis acht Millimeter großen Jungfrüchte“, weiß der erfahrene Obstzüchter. Denn die könnten maximal minus ein Grad Frost vertragen. Kurz zuvor schon hatte er als Kälteschutz Folien-Dächer über seine Obstbäume gespannt.

Die Sommertemperaturen mit bis zu 25 Grad, wie wir sie Anfang April hatten, machen den Obstbäumen erstmal nichts, so Hütten. Aber sie haben dazu geführt, dass alles zwei bis drei Wochen weiter ist, als sonst. Deshalb tragen manche Obstbäume schon kleine, sehr empflindliche Minifrüchte.

„Wir hier in Schelsen liegen drei bis vier Meter höher als die umliegenden Gemeinden“, sagt Hütten, „da kann der Frost gut nach unten abfließen“. Von einem Kollegen in Kaarst weiß er, dass es da noch deutlich kälter war. Bis zur Ernte der frühen Kirschen in fünf bis sechs Woche könne aber noch einiges passieren. So wie letztes Jahr, als man im Mai noch die Daunenjacke anziehen musste. Wegen der Kälte habe die Kirschernte 2023 so gut wie nichts eingebracht. „Das hab ich die 25 Jahre davor noch nie erlebt“.

Wie andere auch, versucht sich der Schelsener Familienbetrieb auf das veränderte Klima einzustellen. „Nein, Tropenfrüchte bauen wir noch nicht an“, lacht Heinz-Josef Hütten, aber als erste in Deutschland die klimaunempfindliche Birne Fred aus der Schweiz. Für den Mai wünscht sich der Obstbauer moderate 17/18 Grad. „30-Grad-Sommerwetter taugt nichts, da trocknet der Boden aus und es gibt viele Blattläuse und Raupen“, sagt er. Regenwetter dagegen sei Pilzwetter. „Aber damit müssen wir leben“.

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